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Hereinspaziert. Vor dem Bundesligaspiel des FC Bayern gegen Eintracht Frankfurt wurden am Samstag Frankfurter Fans vom Münchner Ordnungsdienst kontrolliert. Über die Details der Untersuchungen gibt es allerdings widersprüchliche Aussagen.

© dpa

Zirkus ums Zelt: Aufreger Ganzkörperkontrollen

Vor dem Bundesligaspiel am Samstag in München zwischen dem FC Bayern und Eintracht Frankfurt mussten sich einige Gästefans intensiven Einlasskontrollen unterziehen. Über die Rechtmäßigkeit dieser Aktion gibt es nun Streit.

Die Kontrollen vor der Münchner Arena waren „lasch“. Zumindest laut René Lau von der Arbeitsgemeinschaft Fananwälte. Der Berliner Anwalt war am Samstag als neutraler Zuschauer beim Spiel Bayern München gegen Eintracht Frankfurt . Die Ordner hätten nur seinen Oberkörper abgetastet, in die Tasche nur einen oberflächlicher Blick geworfen und um ihn herum Fans mit Frankfurt-Schals ähnlich desinteressiert durchsucht. Vor dem Gästeeingang dagegen führte der Ordnungsdienst Eintracht-Anhänger in zwei Zelte, um Ganzkörperkontrollen durchzuführen und vor allem nach Pyrotechnik zu suchen. Dieser Vorgang sorgt für Diskussionen unter Experten und Fans. Die Ganzkörperkontrollen sind ein Aufreger in dem Konzeptpapier „Sicheres Stadionerlebnis“ der Deutschen Fußball-Liga (DFL), über das am 12. Dezember entschieden werden soll. „Vorauseilender Gehorsam“, nennt Lau die Kontrollen, die die Fananwälte „rechtswidrig“ und einen „intensiven Eingriff in Grundrechte“ nennen. Ordner dürften ohne Einwilligung der Fans keine Leibesvisitationen vornehmen und die Polizei auch nur bei konkretem Verdacht auf Straftaten. Experten vermuten, dass die Münchner, die zu den Befürwortern der Kontrollen gehören, ein Zeichen setzen wollten.

Das Sicherheitspapier habe „überhaupt nichts damit zu tun“, sagte Bayernsprecher Markus Hörwick dem Tagesspiegel. Das Ergebnis, dass keine Pyrotechnik im Stadion zu sehen war, zeige, dass man „alles richtig gemacht“ habe. In einer Erklärung am Montag hieß es erneut, niemand habe sich ausziehen müssen, von etwa 6600 Frankfurtern seien lediglich 30 bis 40 Personen gebeten worden, Jacken abzulegen und Taschen überprüfen zu lassen. Nach welchen Kriterien die abgeführten Zuschauer ausgewählt wurden, sagte Hörwick, sei Sache von Polizei und Ordnungsdienst. „Alle Fans sind uns sicher nicht bekannt, aber bei einigen erkennt man ja, dass sie gewaltbereit sind“, sagte er. Hörwick betonte, es sei „kein Alleingang des Veranstalters“ gewesen. Die Aktion sei von der Polizei und einer Sicherheitsaufsicht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) begleitet, protokolliert und für gut befunden worden.

In Berlin gibt es für solche Kontrollen "keinerlei Überlegungen"

Ein Sprecher der Polizei München sagte, die Durchsuchungen seien „reine Sache des Vereins“ gewesen. Die Polizei sei informiert worden, habe aber weder die Kontrollen durchgeführt noch seien Beamte in den Zelten gewesen. Ein Sprecher des DFB sagte, wie bei jedem Bundesligaspiel seien Sicherheitsbeauftragte zur Beobachtung vor Ort gewesen, sie hätten die Aktion „aber weder überwacht noch aktiv daran teilgenommen“. Gefunden wurden in München unter anderem 20 Klapp- und Taschenmesser, allerdings unter allen 71 000 Zuschauern, nicht nur in den Zelten. Einige Frankfurter Fangruppen waren in der Vergangenheit wiederholt mit Krawallen aufgefallen , die Polizei stufte die Partie als „High-Risk-Spiel“ ein, obwohl es in der Vergangenheit bei Frankfurter Spielen in München keine größeren Vorfälle gegeben hatte. Etwa 250 Frankfurter Ultras entzogen sich den Kontrollen und protestierten vor dem Stadion. Rund um das Spiel gab es 13 Festnahmen. Michael Gabriel von der Koordinierungsstelle Fanprojekte, die um Vermittlung bemüht ist, nennt die Kontrollen „kontraproduktiv“, da sie von Fans „als klare Provokation aufgefasst werden und der Fußball hier nicht mit einer Stimme spricht“. Frankfurt hatte sich gewehrt, nachdem der Gastverein im Vorfeld über die Maßnahme informiert wurde.

Im Berliner Olympiastadion gebe es für die Kontrollen „keinerlei Überlegungen“, sagte Joachim Thomas, Geschäftsführer der Olympiastadion GmbH. Nur bei Sicherheitsbedenken von Polizei oder Hertha BSC wäre das ein Thema. Die Münchner behalten sich vor, die Kontrollen wieder durchzuführen, wenn Fans, die mit Pyrotechnik aufgefallen sind, gastieren. Wie die vom nächsten Heimgegner Hannover.

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