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Michael Ballack

© dpa

Zoff geht weiter: Ballack attackiert Bundestrainer Löw

Michael Ballack hat in der Nationalmannschaft für den nächsten Aufreger gesorgt. In einem Interview ärgert sich der Kapitän darüber, wie der Bremer Frings behandelt worden sei und kritisiert indirekt Joachim Löw. Der zeigte sich über die Aussagen "total überrascht".

Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack kritisiert den Umgang mit Torsten Frings und zeigt sich verwundert über Bundestrainer Joachim Löw. Der 32-Jährige schlug sich in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Mittwochs-Ausgabe) auf die Seite seines Nationalmannschaftskollegen. "Vielleicht befindet sich Torsten aktuell nicht in Topform, aber er spielt immer noch auf einem sehr hohen Niveau. Dieses Faktum kann niemand wegdiskutieren. Ich habe deshalb ein ungutes Gefühl, dass er diesen Konkurrenzkampf nicht gewinnen kann" sagte Ballack.

Er wisse nicht, ob der Bundestrainer Frings schon abgeschrieben habe, "aber wenn man einen nicht mehr will, sollte man das ehrlich ansprechen", sagte Ballack. "Respekt und Loyalität ist doch das Wenigste, was man als verdienter Nationalspieler erwarten kann. Ich denke da auch an den einen oder anderen Fall aus der Vergangenheit - zum Beispiel Oliver Kahn. Es war ein Konkurrenzkampf mit Jens Lehmann ausgegeben worden, den er in meinen Augen nie gewinnen konnte. Oder bei Christian Wörns, der im Gegensatz zu Christoph Metzelder im selben Verein spielte und nicht auf der Bank saß", meinte der Mittelfeldspieler des FC Chelsea.

Ballack erwartete Anruf von Löw

Er zeigte sich zudem irritiert, dass Löw sich nach seiner Operation an beiden Füßen nicht gemeldet habe: "Das überrascht mich schon, weil es in der Vergangenheit bisher immer anders war." Der Mittelfeldspieler von Chelsea London glaubt, in ein, zwei Wochen wieder am Mannschaftstraining teilnehmen zu können. Ballack wünscht sich, dass Frings seine kürzlich geäußerten Rücktrittsgedanken nicht wahrmache: "Ich (...) hoffe, er wird nicht zu einer Entscheidung verleitet, die Torsten und viele andere später bereuen werden".

Frings Rücktrittsgedanken kommentierte Ballack so: "Schlimm genug, dass es so weit gekommen ist. Torsten hat die Zeit erkannt. Er ist ein erfahrener Spieler und spürt genau, was um ihn herum geschieht." Ballacks Ziel ist der WM-Titel 2010 in Südafrika, wichtig sei dabei eine vorhandene Hierarchie. "Man sollte vorsichtig sein, Spieler in eine Position zu drängen", warnt Ballack. Die Flucht Kevin Kuranyis von der Nationalmannschaft empfindet er als "nicht akzeptabel": "Aber ich kann Kevins Frust gut verstehen." Der Schalker Stürmer habe über Jahre bewiesen, dass er Tore machen könne. "Wo kommen wir denn hin, wenn das nicht mehr zählt?"

Thons Aussagen hält Ballack für eine Frechheit

Die Aussagen von Weltmeister Olaf Thon zu seiner Person hält Ballack für eine "Frechheit". Der Weltmeister von 1990 hatte gesagt, Ballack würde schon bald auf der Bank der Nationalelf sitzen und Bastian Schweinsteiger sei der "wahre Kapitän". "Vielleicht wird er das in Zukunft sein", sagte Ballack. "Aber das geht mir in Deutschland zu schnell. Einen Monat gut gespielt und schon zählt man zur Weltklasse."

Ballack will seine Position nicht als generelle Kritik am vom Löw ausgerufenen Konkurrenzkampf verstanden wissen. "Es geht hier nicht um Erbhöfe, sondern einzig und allein um die Leistungen, wobei man da auch unterscheiden muss, wann und wo diese Leistungen erbracht werden." Es sei völlig in Ordnung, wenn der Bundestrainer junge Spieler auffordere, mehr Druck zu machen. "Aber wir dürfen das Spiel nicht zu weit treiben", sagte Ballack.

Bundestrainer Joachim Löw hat die Kritik von Michael Ballack an seiner Personalpolitik sogleich zurückgewiesen. "Von den Aussagen von Michael Ballack bin ich total überrascht. Dass er nun über die Medien solch kritischen Töne äußert, verwundert und enttäuscht mich", sagte Löw in einer vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) am Dienstag verbreiteten Stellungnahme. "Als Kapitän ist er ein wichtiger Ansprechpartner für mich und daran wird sich auch nichts ändern. Aber die Aufstellung und die Personalpolitik ist in letzter Konsequenz die Entscheidung von mir und meinem Trainerteam." (mbo/dpa)

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