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Sport: Zu früh geschont

Die Hockey-Damen des BHC führen 3:0 im Halbfinale und verlieren nach Siebenmetern

Von Stefan Hermanns

Berlin. Friedel Stupp, der Trainer des Berliner HC, sprach voller Begeisterung über den Sieger: „Hut ab vor der Moral. Hut ab vor der Einstellung. Das imponiert mir, wie die das noch umgebogen haben.“ Dummerweise redete Stupp nicht von seiner eigenen Mannschaft. Seine eigene Mannschaft, die BHC-Damen, hatte im Halbfinale zur deutschen Meisterschaft nach 20 Minuten mit 3:0 gegen Klipper Hamburg geführt. Am Ende unterlagen sie auf eigenem Platz 2:4 im Siebenmeterschießen: Natascha Keller und Svenja Schuermann waren an Klippers Torhüterin Alexandra Schmidt gescheitert, Louisa Walter auf der anderen Seite konnte nur einen Siebenmeter parieren. Im Endspiel trifft Klipper heute (14.30 Uhr) auf der BHC-Anlage auf den Club an der Alster, der im zweiten Halbfinale mit 1:0 gegen Rot-Weiß Köln gewann. Den Siegtreffer erzielte die frühere Berlinerin Katrin Kauschke.

„Ich kann nicht erklären, was hier passiert ist“, sagte Klippers Trainer Markku Slawyk nach dem Spiel gegen die Berlinerinnen. Die Begegnungen zwischen beiden Mannschaften seien immer schon etwas Besonderes gewesen. Im vorigen Jahr zum Beispiel führten die Hamburgerinnen im Pokal-Halbfinale fünf Minuten vor Schluss mit 2:0, kassierten noch den Ausgleich und verloren schließlich im Siebenmeterschießen. „Aber heute, das war das Highlight bisher“, sagte Slawyk.

Nicht mal zwei Minuten waren gespielt, als Eileen Hoffmann nach der ersten Strafecke für die Berliner den Ball zum 1:0 ins Tor stach. „Ist das geil?“, fragte Trainer Stupp am Spielfeldrand. Die Eckenvariante hatte genau so funktioniert, „wie wir uns das vorgenommen haben“. Auch sonst lief das Spiel ganz nach den Berliner Vorstellungen. In den ersten 20 Minuten kamen die Hamburgerinnen kaum aus ihrer eigenen Hälfte. „Eine einzige Katastrophe“, sagte Klippers Trainer Slawyk. Zumal Natascha Keller mit zwei Toren bis zur 19. Minute einen 3:0-Vorsprung herausgeschossen hatte. Hamburgs Nationalstürmerin Anneke Böhmert wunderte sich: „Es stand 3:0, und ich hatte erst einmal den Ball berührt. So ein Spiel hatte ich noch nie.“

Dass die Begegnung noch eine Wende nahm, lag auch „ein bisschen an der Jugendlichkeit meiner Mannschaft“, sagte Stupp. Beim BHC waren neun der sechzehn eingesetzten Spielerinnen jünger als 20. Schon nach dem 3:0 wollte Stupp gemerkt haben, „dass das Spiel kippt“, und in der Pause ermahnte er seine Spielerinnen: „Ein 3:0 heißt hier noch gar nichts.“ Von einem vierten Tor hätte sich Klipper möglicherweise nicht mehr erholt, doch als Katharina Scholz den Ball kurz nach dem Seitenwechsel ins Hamburger Tor lenkte, wurde dem vermeintlichen 4:0 die Anerkennung verweigert. Natascha Keller hatte den Ball zuvor kunstvoll über die Hamburger Torhüterin gehoben, die Schiedsrichterin diese Aktion jedoch als gefährliches Spiel gewertet. Eine fragwürdige Entscheidung: „Ich weiß nicht, warum das Tor nicht gegeben wurde“, sagte selbst Slawyk. „Wenn wir das vierte Tor kassieren, sind wir weg. Das ist klar.“

Bei 0:3 aber „kann man nichts mehr verlieren“, sagte Anneke Böhmert. „Man kann nicht noch mehr falsch machen.“ Mit dieser Einstellung verkürzten Böhmert und Nicole Rummel innerhalb einer Minute auf 2:3 (45./46.). Wenn Nervenflattern Geräusche verursachte, hätten die Zuschauer in dieser Phase Ohrstöpsel benötigt. Böhmert gelang mit ihrem zweiten Treffer schließlich der Ausgleich zum 3:3 (60.). „Uns fehlt die Erfahrung“, sagte Berlins 19 Jahre alte Innenverteidigerin Janina Totzke. Friedel Stupp, der Trainer, bemängelte, dass der Wille merkbar nachließ: „Wir bleiben auf einmal stehen und fangen keinen Ball mehr ab.“ Möglicherweise hätten die Spielerinnen schon ein bisschen ans Finale gedacht. „Das hat irgendwas mit Psychologie zu tun.“

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