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Sport: Zu gut angezogen

Verpassen Kameruns Fußballer die WM 2006 wegen ihres neuen Einteilers?

Die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland ohne Kamerun? Ohne die „unzähmbaren Löwen“, neben den Brasilianern die Aufsehen erregendste Nationalmannschaft der Welt? Und das nur wegen der falschen Anziehsachen? Winfried Schäfer wird bei der Vorstellung richtig sauer. „Diese Strafe ist ein unverschämtes Unding. Wir werden mit aller Macht dagegen kämpfen“, sagt der Nationaltrainer von Kamerun. Seinem Team werden nach einem Beschluss der Disziplinarkommission des Weltverbandes Fifa sechs Punkte in der Qualifikation für die WM 2006 abgezogen, weil die Kameruner beim Afrika-Cup im Februar in einteiligen Trikots gespielt haben, die übrigens nicht nur bei den weiblichen Fans Begeisterung hervorriefen. „Wenn die Strafe bleibt, haben wir kaum noch Chancen auf die WM“, sagt Schäfer. Außerdem soll der nationale Verband Fecafoot 125 000 Euro Strafe zahlen.

Der Verband will nach Auskunft von Schäfer in den nächsten Tagen Einspruch gegen die drakonische Strafe bei der Fifa einlegen. Zudem kündigte Kameruns Ausrüster Puma zivilrechtliche Schritte gegen den Fußball-Weltverband an. „Wir werden die Fifa wegen Geschäftsschädigung auf Schadenersatz verklagen“, sagt Horst Widmann. Das Mitglied der Puma-Geschäftsführung ist der Ansicht, dass der schicke Einteiler, in den die Spieler dank an den Ärmeln versteckter Reißverschlüsse schlüpfen können, regelkonform ist. „Er besteht aus Hemd und Hose, wie es in den Regeln steht. Die sind nur zusammengenäht, das ist nicht verboten. Wir haben uns das von der technischen Kommission der Fifa genehmigen lassen. Und der Afrika-Cup war eine Veranstaltung des Afrikanischen Fußball-Verbandes Caf, der uns das Tragen des Einteilers erlaubt hat.“ Bei der Fifa war am Sonntag niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.

Die Fifa hatte den Einsatz des Einteilers beim Afrika-Cup ab dem Viertelfinale untersagt, Kamerun war trotzdem darin aufgelaufen. Widmann findet, dass sich die Fifa über die neue Bekleidung freuen müsste. „Das Trikot kann nicht aus der Hose hängen, es kann nicht zum Jubeln ausgezogen werden, um Botschaften auf T-Shirts zu präsentieren, und das Zerren am Trikot ist auch kaum möglich“, sagt Widmann. Er sieht wie Schäfer eine andere Motivation der Fifa als einen Verstoß gegen das in den Regeln vorgeschriebene Tragen von Hemd und Hose: „Das ist ein Politikum. Fifa-Präsident Joseph Blatter will sich an Issa Hayatou rächen“, sagt Schäfer. Der Kameruner Hayatou, Präsident des afrikanischen Fußballverbandes, war 2002 Gegenkandidat von Blatter bei der Wahl um den Fifa-Chefposten gewesen. „Als Blatter beim Afrika-Cup auf einer Pressekonferenz nach den neuen Trikots gefragt wurde, wusste er gar nicht, was gemeint ist. Er dachte, es ginge um unsere ärmellosen Trikots aus dem Jahr 2002 und hat gesagt, dass sie verboten sind. Den Einteiler hatte er da noch nie gesehen“, sagt Widmann.

Blatter habe sich erst nachher erkundigt, worum es überhaupt gehe. Trotzdem wollte er sein öffentlich ausgesprochenes Verbot nicht mehr zurücknehmen. „Einerseits, um sein Gesicht zu wahren. Andererseits vertritt die Fifa offensiv die Interessen ihres Sponsors Adidas und benachteiligt uns, wo es nur geht. Wir lassen uns das nicht länger gefallen“, sagt Horst Widmann.

In der am 4. Juni beginnenden WM-Qualifikation trifft Kamerun in der Gruppe 3 auf Ägypten, Libyen, die Elfenbeinküste, Sudan und Benin. Nur der Gruppensieger ist für Deutschland 2006 qualifiziert. „Auch wenn diese unsinnige Strafe bleiben sollte, werden wir zurückbeißen, alle Gegner schlagen und zur WM fahren“, sagt Trainer Schäfer. Das würde auch die weiblichen Fans freuen. Obwohl der Trikottausch bei dem Einteiler entfällt.

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