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Irgendwie irrsinnig: Während im Sommer der Spielbetrieb ruht, wird die Winterpause im Fußball immer kürzer. Mit entsprechend eisigen Folgen.

© dpa

Zu kurze Winterpause: Der Sommer ist zum Fußballspielen da

In diesem Winter ruht der Ball in der Bundesliga ganze 26 Tage lang. Dabei ist Fußball bei Eis und Schnee ungesund und ungemütlich. Doch millionenschwere Fernsehverträge verhindern, dass im Sommer gespielt wird. Warum eigentlich?

Fußball im Winter ist ungesund und ungemütlich. Das wussten schon unsere Vorfahren, worauf sie die Winterpause erfanden, aber das war zu einer Zeit, als es noch keine millionenschweren Fernsehverträge gab. Lange her. In diesem Winter ruht der Ball in der Bundesliga ganze 26 eisige Tage lang und in Gelsenkirchen überhaupt nicht.

Das ist tapfer und und geschäftsschädigend zugleich, denn dieselbe Bundesliga leistet sich den Luxus, den Betrieb in den Monaten Juni und Juli komplett einzustellen. Zwischen dem letzten Spieltag der Saison 2010/11 und dem ersten der Saison 2011/12 werden 79 sonnige Tage liegen. Wer zaghaft auf diesen Irrsinn hinweist, muss sich vorhalten lassen, er verkenne den wahren Charakter der Männersportart Fußball, und in England würden die Profis sogar an Weihnachten spielen. Das ist richtig und der Grund dafür, warum sich die entkräftete englische Nationalmannschaft mit schöner Regelmäßigkeit bei den internationalen Turnieren im Sommer blamiert.

Doch auch Blamagen bringen Quote, und dem Fernsehen wäre es ohnehin am liebsten, wenn das gesamte Jahr über gespielt würde. Deshalb darf es keine Winterpause geben, den Sommer lässt sich auch mit abstrusen Wettbewerben wie dem Ligapokal füllen und zur Not auch mit Spielen gegen Fanclubs oder verdiente Wintersportler, beides zuletzt erlebt beim medial bestens verbandelten Marktführer aus München.

Wenn denn nun schon immer Fußball sein muss, warum dann nicht ernsthafter? Warum macht sich die Bundesliga das durchaus legitime Interesse des Fernsehens zu seiner eigenen Doktrin? In Deutschland gibt es zwei immer wiederkehrende Argumente für ein Festhalten an der klassischen Sommerpause: Ist besser für die Gesundheit, in den Sommerferien kommen keine Zuschauer. Beide Argumente sind albern.

Nationalspieler stecken im Sommer internationale Turniere mit Spielen im Vier-Tage-Rhythmus ganz gut weg (wenn sie denn nicht aus England kommen). Muskulatur, Sehnen und Bänder werden bei Temperaturen um den Nullpunkt sehr viel stärker in Mitleidenschaft gezogen, grippale und sonstige Infekte kommen im Sommer eher selten vor.

Und zum befürchteten Zuschauerschwund: Die Länderhoheit in Sachen Bildung ist für allerlei Blödsinn gut, aber sie garantiert immerhin, dass immer irgendwo Schulferien sind. Im August hat die Bundesliga noch nie darunter gelitten und sie würde auch im Juni und Juli nicht leiden. Auch Sommertouristen gehen mal ganz gern ins Fußballstadion. In einer Marktwirtschaft regelt noch immer das Angebot die Nachfrage. Ein attraktives Angebot wie die Bundesliga wird zur attraktivsten Zeit des Jahres immer eine angemessene Nachfrage erfahren.

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