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Sport: Zu viel Gefühl

Warum Mary Pierce beim Lieblingsturnier scheitert

Paris - Mit geschlossenen Augen klammerte sie sich an den silbernen Teller. Es ist die kleine Trophäe für die Verliererin. Ein Trostpreis, mehr nicht. Und vielleicht dachte Mary Pierce in diesem Moment daran, dass es ihre letzte Chance gewesen sein könnte. Die letzte Möglichkeit, Roland Garros, ihr Lieblingsturnier, nach 2000 noch einmal zu gewinnen.

30 Jahre ist Mary Pierce alt, und im Damentennis ist das schon ein stolzes Alter. Steffi Graf war sogar erst 28, als sie 1999, im Jahr ihres sechsten FrenchOpen-Titels, den Schläger zur Seite legte. Die jungen Scharapowas, Dementiewas und Clijsters haben der französischen Grande Dame in diesem Jahr noch einmal die Chance gegeben, sich mit allem und jedem auf dem Centre Court zu versöhnen. Doch dann kam doch wieder eine junge Spielerin, eine 23 Jahre alte Belgierin, die ihr den Traum vom zweiten großen Erfolg in Paris kaputtmachte.

Im Grunde konnte Justine Henin-Hardenne aber gar nichts dafür. Denn Pierce hat selbst genug dazu beigetragen, dass es nichts werden sollte mit dem Titelgewinn in Paris. Sie hatte zu keinem Zeitpunkt des Spiels auch nur den Hauch einer Chance. 1:6, 1:6 verlor die völlig überforderte Pierce schon nach 61 Minuten das Finale. Es waren aber nicht nur die mit viel Effet gespielten Bälle der Belgierin, die Pierce zusetzten. Es waren ihre eigenen Fehler und ihre Fitness. Sobald sie zum Rennen gezwungen wurde, war es um den Punkt geschehen. Doch das wollte Pierce für ihre Finalniederlage nicht gelten lassen. „Ich hatte einfach einen schlechten Tag erwischt“, so die Finalistin. Und außerdem habe ihre Gegnerin hervorragendes Tennis geboten: „Justine hat diesen Sieg wirklich verdient, sie hat toll gespielt.“

Ihr Anhang sah es genauso. „Justine war auf ihrem besten Niveau. Sie hat das Spiel schnell an sich gezogen, aggressiv gespielt und wenig Fehler gemacht, deshalb war das Problem heute nicht Mary, sondern Justine“, sagte David Pierce, Bruder und Trainer von Mary Pierce. Und auch ihr Physiotherapeut, Xavier Moreau, glaubt nicht, dass es an den müden Beinen lag: „Mary war einfach schnell frustriert, weil sie gemerkt hat, dass ihre Gegnerin sehr stark ist.“ Viel schwerer als die konditionelle Verfassung sei für sie die emotionale Belastung gewesen. „Ich dachte an die vielen Zuschauer, an alles, was ich durchgemacht habe, und an diese großartige Chance, die ich mit meinen 30 Jahren jetzt noch einmal habe“, so Pierce. Roland Garros sei das wichtigste und schönste Turnier für sie. „Hier kann ich meine besten Leistungen bringen.“

Aber Paris habe zwei Seiten. „Diese Atmosphäre hier motiviert mich unheimlich, aber natürlich ist es auch ein besonderer Druck, der auf mir lastet, deshalb bin ich mit so vielen Emotionen dabei“, sagte Mary Pierce.

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