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Joseph Blatter

© dpa

Zürich: Fifa-Chef Blatter sieht Sportwetten kritisch

Joseph Blatter sorgt sich um den steigenden Markt der Sportwetten. Auf einem Kongress in Zürich, der sich mit den Gefahren des Wettspiels im Sport beschäftigte, forderte der Fifa-Präsident die Einführung des Profi-Schiedsrichters.

Joseph Blatter hat sich kritisch über den weltweit weiter wachsenden Markt der Sportwetten geäußert. "Für mich sind Glücks- und Wettspiele etwas Zwiespältiges", sagte der Präsident des Fußball-Weltverbandes Fifa beim Kongress "Sportwetten - Symbiosen und Gefahren" am Montag in Zürich. "Es hat keine Grenzen. Vielleicht wird sogar mal gewettet, dass in der zweiten Halbzeit ein anderer Trainer auf der Bank sitzt."

Blatter fordert Profi-Schiedsrichter

Als Maßnahme gegen Manipulationen forderte der Schweizer, der an den Betrugsfall des Berliner Unparteiischen Robert Hoyzer erinnerte, erneut die Einführung von Profi-Schiedsrichtern. "Wir haben auch in der deutschen Bundesliga noch keine Profi- Schiedsrichter. Es soll keiner sagen, es fehle am Geld. Wir müssen diejenigen schützen, die die Zielscheibe von solchen Methoden sein könnten oder bereits gewesen sind", sagte Blatter.

Geschätzte 350 Milliarden US-Dollar (rund 272 Milliarden Euro) pro Jahr beträgt laut Wolfgang Feldner, Strategie-Chef der Early Warning System GmbH, derzeit der weltweite Brutto-Spielbetrag bei Sportwetten - also die Spieleinsätze minus Gewinnausschüttung. "Verlässliche Zahlen zu benennen, ist nicht sehr einfach", sagte Feldner. Das Frühwarnsystem (Early Warning) war vor der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland erstmals getestet worden und steht unter Obhut der Fifa, die Manipulation als "ernsthafte Bedrohung des Fußballs" (Blatter) sieht.

Frühwarnsystem bei großen Turnieren im Einsatz

Das Unternehmen kooperiert mit internationalen Buchmachern und Wettanbietern, überwachte die Olympischen Spiele in Peking und kontrolliert auch die WM-Qualifikationsspiele für Südafrika 2010. Feldner warnt, dass es inzwischen "eine Vielzahl von Möglichkeiten gebe, bei Manipulationen unentdeckt zu bleiben". Das klassische Beispiel - der Favorit verliert - sei um viele Varianten reicher geworden, da auf alle möglichen Details gewettet werden könne.

Zudem seien Einzelspieler - wie es beim Tennis möglich ist - leichter zu beeinflussen. "Das insgesamt gestiegene Umsatz-Aufkommen fordert den Anreiz." Die 100-prozentige Sicherheit, dass bei Sportwetten betrogen wird, könne es nicht geben. Aber eine Regulierung des Wettmarktes, Transparenz und Zusammenarbeit mit den Behörden seien Lösungen.

Im internationalen Fußball hatte es in den vergangenen Jahren immer wieder Manipulations-Einflüsse gegeben. "Man braucht uns und man missbraucht uns", sagte Blatter. Vehement wies er jedoch Gerüchte zurück, wonach es bei WM 2006 bei den Achtelfinal-Partien Brasilien - Ghana und England - Ekuador nicht mit rechten Dingen zugegangen sei: "Es gibt keinen einzigen Hinweis darauf", betonte Blatter.

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