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Sport: Zugmaschine gesucht

Wer setzt nach Alba Berlin die Maßstäbe im deutschen Basketball?

Berlin - Meistens bei Auswärtsspielen stellt sich bei Michael Wright in dieser Saison ein seltsames Gefühl ein. „Als ob wir auf unserer Brust eine Zielscheibe aufgemalt hätten“, sagt der Basketballprofi von Alba Berlin, „und da steht drauf: Schlag mich, schlag mich, schlag mich!“ An seiner Highschool und später an der Universität hat er bereits Ähnliches erlebt. Die Teams dort haben wie Alba eine siegreiche Basketball-Tradition, worauf die Gegner überall gleich reagieren. „Es gibt immer Aufregung“, sagt Wright. In dieser Saison haftet dieser Aufregung eine neue Komponente an: Die Konkurrenten ahnen nicht nur, dass sie Alba schlagen können, sie wissen es. Heute gastiert EnBW Ludwigsburg in der Max-Schmeling-Halle (19.30 Uhr), das Überraschungsteam dieser Saison.

Alba Berlin dominiert die Liga schon seit längerem nicht mehr so wie früher. Das machte der amtierende Deutsche Meister Frankfurt Skyliners am vergangenen Samstag noch einmal deutlich. Beim 82:103 bekamen die Berliner Spieler zeitweise eine Lehrstunde erteilt. Frankfurts Trainer Murat Didin hat danach gesagt: „Alba war in den letzten Jahren die Lokomotive im deutschen Basketball, jetzt sind wir ein Kandidat, diese Lokomotive zu werden.“ Prompt unterlag sein Team dem Tabellenzweiten Bamberg . Die neue Zugmaschine wird offenbar noch gesucht, in Köln, Bamberg, Berlin, Frankfurt und Bonn.

Albas Vizepräsident Marco Baldi sieht das als gute Entwicklung im deutschen Basketball. „Ich freue mich, wenn sich andere auf den Weg machen“, sagt er, „die Zeiten sind vorbei, als der Gegner schon vor dem letzten Play-off-Spiel mit dem T-Shirt Vizemeister angereist ist.“ Man könne nur hoffen, dass Frankfurt seinen Weg ungebremst fortführen könne, sagt Baldi und spielt damit auf die ungewisse Verlängerung des Vertrags der Frankfurter mit Hauptsponsor Opel an. Allerdings sei das sportliche Abschneiden allein nicht das Entscheidende. „Wichtig ist, wie sich ein Klub entwickelt.“

Da sprechen einige Kennzahlen weiter für Alba. Der Klub weist mit 5,5 Millionen Euro den höchsten Etat auf, mit durchschnittlich 6448 Zuschauern kommen mit deutlichem Abstand vor Bamberg (4527) die meisten Zuschauer, die Schmeling-Halle ist die für Basketball attraktivste Halle der Liga. So reagiert Henrik Rödl denn auch ungehalten auf Didins Zitat von Albas Ende als Lokomotive. „Nach so einem Spiel kann man leicht so einen Spruch rauszuhauen“, sagt Albas Trainer. „Aber ich kann alle beruhigen: Wir werden weiter ein Vorreiter in Deutschland bleiben.“

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