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Sport: Zugriff auf die Dollars

Rocchigiani kann nun von der WBC seine Millionen einfordern

Berlin. Graciano Rocchigiani fuhr mit einer weißen Stretchlimousine vor. Für die musste er natürlich nichts bezahlen, es war ja ein offizieller PR-Termin. Der Profiboxer Rocchigiani warf Presseleuten in Stuttgart ein paar geknurrte Sätze hin, als er über seinen nächsten Kampf sprach. 10. Mai, Stuttgarter Schleyerhalle, das Duell mit Halbschwergewichtler Thomas Ulrich. Vielleicht hätte er die Miete für die Limousine auch gar nicht bezahlen können. „Wenn ich die 31 Millionen Dollar schon hätte, würde ich nicht mehr in den Ring steigen“, sagt er. Die 31 Millionen Dollar hat ihm ein New Yorker Gericht zugesprochen, zahlen muss der Weltverband WBC. Nur: Das Urteil erging im September 2002, seither wartet Rocchigiani.

Aber jetzt hat die Warterei wohl ein Ende. Und zumindest einen Teil seiner Millionen wird Rocchigiani bekommen. Denn nun liegt die schriftliche Urteilsbegründung vor, und dieser Termin ist laut Gesetz entscheidend dafür, dass Rocchigianis Anwälte in die WBC-Kasse greifen dürfen. „Sollte der Verband nicht Sicherheiten in entsprechender Höhe hinterlegen“, sagt der Berliner Rechtsanwalt Björn Ziegler, die Rocchigiani vertritt, „kann ab Mitte April mit der Vollstreckung begonnen werden.“ Also in zwei, drei Tagen. Dann haben die Anwälte Zugriff auf die Gebühren, die Promoter und Boxer bei WBC-Titelkämpfen bezahlen müssen. Und da kommt einiges zusammen. Der Verband kassiert fünf Prozent der Gesamtbörse jeden Kampfs. Vom 120-Millionen-Dollar teuren Schwergewichts-Superduell Lewis vs. Tyson mithin sechs Millionen Dollar. Und „wir können bei Gericht sehr weit gehende Befugnisse erhalten, um zu verhindern, dass Gelder vom WBC verschoben werden“, sagt Ziegler. Rocchigiani jedenfalls musste noch nicht in Vorleistung gehen. „Er muss seine Anwälte erst bezahlen. wenn er das Geld vom WBC bekommt“, sagt Ziegler. Allerdings ist dann einiges fällig. Rund 7,7 Millionen Dollar der 31 Millionen, schätzen Insider, erhalten die Anwälte, knapp 11 Millionen dürften an das Finanzamt gehen, und Christine Rocchigiani, die Frau des Profis, bekommt vom Rest auch noch 50 Prozent. Bleiben für Rocchigiani, theoretisch, ca. 5,8 Millionen Dollar.

Fragt sich nur, ob er wirklich die 31 Millionen erhalten wird. Ziegler deutete schon mal an, dass er sich auch einen Vergleich mit dem WBC vorstellen könne. Doch noch passierte nichts. Bis jetzt gilt nur, was Rocchigianis US-Anwalt Dolan verkündete: „Wir werden jetzt jeden Aspekt des Urteils vollziehen – bis zum Einsammeln der Dollars.“

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