zum Hauptinhalt
Freude über Silber: Michael Hayboeck, Thomas Morgenstern, Thomas Diethart und Gregor Schlierenzauer (von links).

© AFP

Zukunft der österreichischen Skispringer: Was passiert im Adlerhorst?

Die Reaktionen im österreichischen Skisprunglager sagten viel aus über den Wert der Silbermedaille im Mannschaftsbewerb: Die Freude war größer als nach manchem Triumph in der Vergangenheit. Doch was wird nach Olympia aus der Mannschaft?

Setzt Thomas Morgenstern seine Karriere fort?

Der Kärntner ist hin- und hergerissen. Einerseits ist Skispringen für ihn noch immer die wichtigste Nebensache der Welt („ich hab’ eine riesige Gaudi“), andererseits haben die beiden Stürze in den letzten Wochen den 27-Jährigen nachdenklich gestimmt. „Ich weiß, wie viel Glück ich gehabt habe und will es nicht herausfordern.“

Morgenstern  beschäftigt sich ernsthaft mit dem Absprung aus dem Skispringer-Zirkus. „Klar mache ich mir darüber Gedanken. Nach dem Sturz habe ich ein Ziel gebraucht, das war der Olympiastart. Jetzt  habe ich keine Ahnung, wie es weitergeht.“

Nimmt sich Gregor Schlierenzauer eine Auszeit?

Nach der persönlichen Olympia-Enttäuschung zerbricht sich der Tiroler zwar nicht über das Karriereende den Kopf, es ist aber möglich, dass Schlierenzauer ein wenig leiser tritt und sich  kommende Saison nicht bei allen Springen blicken lässt. „Das ist  vorstellbar.“  

Geht die Ära von Erfolgstrainer Alexander Pointner zu Ende?

Der Vertrag des Cheftrainers, der in seiner zehnjährigen Amtszeit 32 (!) Medaillen gewonnen hat, läuft mit Saisonende aus. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Gregor Schlierenzauer kein ausgewiesener Pointner-Fan ist, wie nicht zuletzt die Kritik während Olympia  beweist. Der Tiroler Coach ist freilich alles andere als amtsmüde („der Hunger  ist da“), zudem fehlen die Alternativen, da die einzigen potenziellen Kandidaten Alexander Stöckl(Norwegen) und Werner Schuster (Deutschland) laufende Verträge besitzen.

Ist die Dominanz der Österreicher vorbei?

Der Luftraum ist  umkämpfter geworden in den letzten beiden Jahren, auch durch die Materialreform (engere Anzüge). Im Vorjahr schnappten sich die Norweger die Nationenwertung, die seit 2005 für die Österreicher reserviert war, nun riss die Erfolgsserie in Teambewerben bei Großereignissen (ungeschlagen seit 2005). Die Generation der Super-Adler  ist  in die Jahre gekommen: Martin Koch beendet die Karriere,  Morgenstern denkt über den Rücktritt nach, Wolfgang Loitzl (34) und Andreas Kofler (29) sind  nicht mehr die Jüngsten. Allerdings haben Tourneesieger Thomas Diethart und Michael Hayböck gezeigt, dass sie in der Lage sind,  in die Bresche zu springen. Und Gregor Schlierenzauer ist ja  auch erst 24 – und damit 17 Jahre jünger als der japanische Medaillengewinner Noriaki Kasai.

Christoph Geiler

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false