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Sport: Zum 500. Mal Tabellenführer

Beim 1:0 gegen Leverkusen spielt Bayern München seine Abgeklärtheit aus

Ihm war das vielleicht nicht bewusst, aber Andrej Woronin hatte einen großen Auftrag. Es lief die 88. Minute, als der Stürmer von Bayer Leverkusen auf Oliver Kahn zueilte, und es ging um mehr als den Punktgewinn eines Tabellen- Zehnten. Mit seinem Tor hätte Woronin die schon entschieden geglaubte Meisterschaft spannender machen können, nachdem Bayern Münchens Konkurrenten ihre Rückstände gerade noch in Siege hatten umwandeln können. Doch der ukrainische Nationalspieler vergab auch diese letzte von fünf guten Leverkusener Torchancen, weshalb die Bayern ihren Acht-Punkte-Vorsprung an der Tabellenspitze behaupten konnten. Mit 1:0 siegten die Münchner und behielten damit im 19. Saisonspiel zum 16. Mal die Oberhand, ihre Heimbilanz ist mit 27 Punkten aus neun Spielen weiterhin makellos.

Im Nachhinein schien es auch abwegig, dass ausgerechnet Bayer Leverkusen Münchens imposanten Siegeszug hätte beenden sollen. „Es war eigentlich wie immer – gegen Bayer“, fasste Michael Ballack seine Eindrücke treffend zusammen: „Sie spielen gut Fußball, sie spielen gut mit, aber sie machen zu wenig aus ihren Torchancen und gewinnen zu wenige Zweikämpfe. Dadurch ergeben sich für uns Chancen, und daraus machen wir Tore.“ In diesem Falle reichte eines, und das besorgte Ballack selbst: Eine genaue Flanke von Willy Sagnol stoppte er mit der Brust und drosch den Ball aus der Drehung per Dropkick unter die Latte.

In der Tat war das Spiel eine Blaupause vorangegangener Auftritte der Bayer-Truppe in der bayerischen Landeshauptstadt. Bevor sie in Rückstand gerieten, hatten die Gäste zwei gute Chancen. Während ein Kopfball von Bernd Schneider auf die Latte tropfte, ließen mit Tranquillo Barnetta und Dimitar Berbatow gleich zwei Spieler eine exzellente Flanke ungenutzt. So reichte dem Tabellenführer auf schwer bespielbarem Boden eine durchschnittliche Leistung zum Sieg, was Manager Uli Hoeneß gern goutierte – nicht ohne Seitenhieb auf den Gegner: „Neuerdings spielt auch Leverkusen hier mit Libero, wie ich festgestellt habe – so viel Angst haben sie vor uns.“ Ramelow hatte sich häufig hinter die beiden Leverkusener Manndecker zurückfallen lassen.

Die Bayern, die in der Schlussphase mehrere Chancen zur vorzeitigen Entscheidung vergaben, sind durch den Sieg zum 500. Mal in der Vereinsgeschichte Tabellenführer der Bundesliga. Dass sie diese Position bis zum Sommer noch einmal abgeben, erscheint angesichts ihrer Dominanz unwahrscheinlich. Deshalb war es den Münchner Verantwortlichen nicht unangenehm, dass die Konkurrenz den Abstand konstant hielt. „Hätten Bremen und Hamburg verloren, wäre die Meisterschaft entscheiden gewesen“, sagte Hoeneß, was ihm angesichts der Ziele in Pokal und Champions League nicht recht gewesen wäre. „Dann hätte sich die Mannschaft automatisch hängen lassen.“ In Anbetracht der eigenen Stärke werden neuerdings schon Siege der Konkurrenz mit Wohlwollen betrachtet.

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