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Zünftige Stimmung. Beim Weltcup-Slalom am Gudiberg von Garmisch-Partenkirchen geht es ziemlich bayerisch zu. Foto: p-a/Augenklick

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Zum Auftakt der Wintersportsaison: Gipfelsturm oder Talfahrt

Die Ski-WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen kann über die Münchner Olympiabewerbung für 2018 entscheiden.

Durch Garmisch-Partenkirchen schlendert Christian Neureuther gerade besonders gern. „Ich gehe durch den Ort und freue mich, wie die Menschen die Schaufenster schmücken“, sagt der ehemalige Skirennfahrer. Mit Ankündigungen zur alpinen Ski-Weltmeisterschaft im Februar nämlich, denn Garmisch-Partenkirchen richtet eines der wichtigsten Sportereignisse 2011 aus.

So groß die Vorfreude auf die WM ist, so kritisch war vor allem im Sommer die Haltung zur Münchner Olympiabewerbung für 2018, deren wichtiger Teil Garmisch-Partenkirchen ist. Landwirte wollten ihre Grundstücke nicht für die Winterspiele verpachten, Umweltverbände und Lokalpolitiker hatten ebenfalls Vorbehalte: zu hohe Kosten, zu viel Naturverbrauch. In Garmisch-Partenkirchen werden sich daher in den nächsten Wochen die Chancen der deutschen Olympiabewerbung entscheiden. Das sagt auch Neureuther, der zum Präsidium der Ski-WM gehört und als Botschafter für Olympia wirbt: „Wir stehen durch die Olympiabewerbung unter dem Druck, eine perfekte Organisation hinlegen zu müssen.“

Eine herausragende WM könnte der Olympiabewerbung den vielleicht entscheidenden Schwung für die Zielgerade mitgeben. Am 6. Juli stimmt das Internationale Olympische Komitee ab, ob die Winterspiele 2018 in München, Pyeongchang oder Annecy stattfinden. Die Bilder aus Garmisch-Partenkirchen sollen den IOC-Mitgliedern bis dahin nicht mehr aus dem Sinn gehen, so hätten es die deutschen Bewerber gern.

Die Ski-WM wird zwar keine direkte Werbefläche für München sein. „Das Thema Olympia dürfen wir nicht spielen, das wäre unfair gegenüber den anderen Bewerbern“, sagt Neureuther. Aber sie haben schon Vorkehrungen getroffen, um einen möglichst langanhaltenden Eindruck zu hinterlassen. Damit wollen sie schon vor dem ersten Wettbewerb beginnen. Mit einer Eröffnungsfeier, wie es sie bei Ski-Weltmeisterschaften noch nicht gegeben habe. „Die Eröffnungsfeier wird ein Paukenschlag, eine Multimediashow, die ARD wird 45 Minuten live übertragen, das soll schon an eine Eröffnungsfeier bei Olympia erinnern“, sagt Neureuther.

Auch vom sportlichen Teil versprechen sich die Organisatoren einiges. „Dass wir uns gut präsentieren können, das kommt doch allein schon durch die Sportler“, sagt Neureuthers Frau, Olympiasiegerin Rosi Mittermaier. Ihre sportlichen Nachfahren heißen Maria Riesch und Viktoria Rebensburg, die in diesem Jahr aus Vancouver mit olympischen Goldmedaillen zurückkamen, Riesch sogar mit zwei. Auch die Riesenslalom-Weltmeisterin Kathrin Hölzl gehört zu den Medaillenkandidatinnen bei der WM. Persönlich hoffen Mittermaier und Neureuther noch auf ein gutes Abschneiden ihres Sohnes Felix Neureuther. Ihre Tochter Ameli Neureuther hat schon ihren Teil zur WM beigetragen. Sie arbeitet als Designerin und hat die Maskottchen gestaltet, die beiden bemützten Schneebälle Ga und Pa.

Die Abfahrts- und Slalomwettbewerbe bei der WM sind schon ausverkauft. Die große Aufmerksamkeit könnten aber auch Gegner der Olympiabewerbung nutzen. Mit plakativen Protesten an den Pisten. Nachdem das Bewerbungskomitee Landwirte und Bürger anfangs mit einer „Platz da, jetzt kommt Olympia“-Ansprache überrumpelt hatte, beobachtet Neureuther nun eher konstruktive Gespräche. „Die Kritik muss man ernst nehmen. Die Konzepte sind ja auch zurückgefahren worden, das olympische Dorf wird nicht mehr so groß gebaut.“

Für die WM sind schon einige Modernisierungen vorgenommen worden. Und die Kandahar-Abfahrt etwa könne auch 2018 exakt so genutzt werden, wie sie für 2011 hergerichtet wurde. „Wir haben unsere Skigebiete so gut ausgebaut, dass sie für Touristen wieder attraktiv sind. Denn man muss doch ehrlich sagen, dass wir etwas in die Jahre gekommen waren“, sagt Neureuther.

Dennoch haben Umweltverbände die Zusammenarbeit mit dem Bewerbungskomitee aufgekündigt. Neureuther entgegnet: „Es gab in der Geschichte der Olympischen Spiele noch nie so ein nachhaltiges Umweltkonzept.“ Man müsse immer Chancen und Risiken abwägen, und die Chancen seien, die Region weiterzuentwickeln, ein emotionales Highlight zu erleben und die Werte des Sports zu nutzen. „Diese Chance bekommen wir nie wieder.“

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