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Kein Durchkommen. Albas Rashad Wright müht sich gegen Pascal Roller. Foto: Engler

© Fotoagentur-Engler

Sport: Zum Start eine Pleite

Albas Basketballer beginnen die Play-offs mit zu wenig Siegeswillen und einem 71:76 gegen Frankfurt

Berlin – 26,9 Sekunden vor dem Ende ging Luka Pavicevic an der Seitenlinie in die Hocke und beobachtete Immanuel McElroy von unten an der Freiwurflinie. Der US-Amerikaner behielt die Nerven und brachte Alba Berlin im ersten Play-off-Viertelfinalspiel gegen die Skyliners Frankfurt auf 67:70 heran. Als vier Sekunden später Frankfurts Aubrey Reese zum Freiwurf antrat, blieb der Alba- Coach nicht so ruhig. Er tigerte nervös an der Linie entlang und musste miterleben, wie der Rückstand wieder auf fünf Zähler wuchs. Weitere sechs Sekunden später brüllte Pavicevic Kommandos aufs Feld, bevor Alba-Profi Rashad Wright zwei Freiwürfe zum 69:72 traf. Pavicevic nahm eine letzte Auszeit, um sein Team noch auf den Sieg einzuschwören. Die Berliner Fans hatten schon aufgegeben. Sie saßen in sich versunken hinter dem Korb, die Trommeln schwiegen, nur Frankfurter Anhänger waren zu hören. Sie waren es, die gestern jubeln durften: Der Hauptrunden-Zweite Alba verlor vor 9638 Zuschauern gegen den Siebten 71:76 (28:30) und geht mit einem 0:1-Rückstand in das zweite Spiel am Donnerstag in Frankfurt am Main. Spiel drei findet am Sonntag erneut in der Arena am Ostbahnhof statt.

Der Start in die Play-offs begann für die Berliner, für die nur der Titel und die damit verbundene Europaliga-Qualifikation zählt, ernüchternd gegen ein Team, das bereits im März in Berlin gesiegt hatte. Der Vorwurf, den Pavicevic seinen Spielern drei Wochen nach dem Eurocup-Finale, dem Saison-Höhepunkt, machte, war heftig. „Wir müssen den Siegeswillen verbessern“, sagte er ruhig, aber unmissverständlich, „das sind Play-offs, hier geht es ums Gewinnen.“ Spielmacher Steffen Hamann wurde noch deutlicher: „Wir haben nicht genug Leidenschaft und Emotionen gezeigt. So wie wir gespielt haben, ist es kein Wunder, dass wir verloren haben.“ Geschäftsführer Marco Baldi, der in Albas Spiel die Ruhe vermisste, sprach nicht von fehlenden, sondern von falschen Emotionen: „Wir haben uns geärgert und gehadert. Das ist tödlich.“

Dabei hatte sein Team trotz schnellen 3:7-Rückstands nicht schlecht begonnen. Mit einer 12:3-Serie gewannen die Gastgeber, bei denen Julius Jenkins, Rashad Wright (beide 16 Punkte) und Immanuel McElroy (15 Punkte, 10 Rebounds) die besten Werfer waren, das erste Viertel. Als Frankfurt unter dem neuen Trainer Gordon Herbert im zweiten Abschnitt wieder die Führung übernahm, brachte Rashad Wright Alba mit sieben Punkten in Folge wieder in Reichweite, zur Pause stand es 28:30. Doch schon hier deutete sich ein Berliner Problem an: Die Wurfquoten der Routiniers Dragan Dojcin und Jurica Golemac waren schwach, Dojcin traf im gesamten Spiel zwei von acht Feldwürfen, Golemac einen von neun. Die Wurfquote der Frankfurter, bei denen Seth Deliboa mit 17 Punkten Topscorer war, war zwar insgesamt auch nicht besser (44 Prozent), aber sie trafen mehr Distanzwürfe und hatten bis zum Ende des dritten Viertels bei den Rebounds klare Vorteile.

Mit 46:41 gingen die Frankfurter in den letzten Spielabschnitt und bauten die Führung auf zehn Punkte aus. Drei Dreipunktewürfe auf Alba-Seite und vier auf Seiten der Gäste prägten das Spiel in den letzten Minuten. Dass Alba noch auf drei Punkte herankam, lag vor allem an Julius Jenkins, der im vierten Viertel sieben Punkte erzielte, so mit einem Dreier zum 65:68.

Doch die Gäste ließen sich den Erfolg nicht mehr nehmen. Und sie haben noch mehr vor. „Mit dem Einsatz war ich zufrieden“, sagte Frankfurts Trainer Gordon Herbert. „Aber wir müssen besser spielen.“

Helen Ruwald

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