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Steffi Jones ist nicht mehr länger Bundestrainerin.

© AFP

Zur Entlassung von Steffi Jones: Wer Frauenfußball will, muss ihn ernst nehmen

Steffi Jones als Bundestrainerin? Das konnte nicht klappen. Der DFB bewies mit der Personalie grandiose Naivität. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Michael Rosentritt

Wenden wir es mal positiv: Dass Steffi Jones, 45, am Dienstag von ihren Aufgaben als Bundestrainerin der Frauenfußball-Nationalmannschaft entbunden wurde, ist keine Überraschung mehr. Die eigentliche Überraschung war, dass der Deutschen Fußball-Bund im September 2016 Steffi Jones die wichtigste Stelle im deutschen Frauenfußball überhaupt anvertraute.

Nun hat der DFB seinen Irrtum korrigiert. Wer, wenn nicht ein im Segment Frauenfußball selbstgefälliger Verband, käme allen Ernstes auf die Idee, die Nationalmannschaft in die Hände einer Frau zu legen, die über keine Erfahrung als Trainerin verfügte? In einer Mischung aus Selbstüberschätzung (Jones) und grandioser Naivität (DFB) kam es zu dieser wohl unglückseligsten Konstellation im deutschen Fußball.

Bernd Schröder, heute 75 und sein halbes Leben im Frauenfußball tätig, mit Potsdam mehrmals Deutscher Meister und Champions-League-Sieger, hat oft die Politik und Entscheidungen des DFB in Sachen Mädchen- und Frauenfußball kritisiert. Die damals beim DFB für diese Bereiche noch zuständige Direktorin Jones lebe in den Tag hinein und die Verbandsspitze selbst habe sich eine Erlebniswelt konstruiert, aus der sie nicht mehr herausfinde. Noch heute fehlt es an gut ausgebildeten Trainerinnen.

Und so kann Steffi Jones – wenn auch anders als gewollt – vielleicht doch etwas Gutes bewirken. Wer Frauenfußball will, muss ihn ernst nehmen und Aufgaben nach Kompetenz vergeben. Die Topteams der Frauenbundesliga werden von Männern trainiert. Schlimm genug.

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