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Sport: Zur falschen Zeit

Berti Vogts sagt DFB als Technischer Direktor ab

Berlin - Als Theo Zwanziger am Montagnachmittag in der Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) seine Post sortierte, fiel ihm ein persönliches Schreiben in die Hände. „Es war ein sehr netter, freundlicher Brief“, erzählte der DFB-Präsident. Es war eine Absage.

Berti Vogts wird nicht Technischer Direktor des DFB. Der ehemalige Bundestrainer gab seine von der sportlichen Leitung um Bundestrainer Jürgen Klinsmann unterstützen Ambitionen auf. Der 58-Jährige ließ über seinen Anwalt mitteilen: „Die zeitliche Planung des Verbandes ist mit meinen eigenen zeitlichen Vorstellungen nicht vereinbar.“ Die Absage ist ein Rückschlag für Klinsmann, dessen Wünsche der DFB bislang stets erfüllt hatte. „Ich finde es schade, dass wir Berti nicht für diese wichtige Position gewinnen konnten“, erklärte Klinsmann auf Nachfrage. „Es ist verständlich, dass er nicht so lange warten konnte bis zu einer Entscheidung des DFB-Präsidiums.“

Die Führung des Verbandes hatte darauf bestanden, die Personalfrage erst nach Austragung des Konföderationen-Pokals in diesem Sommer zu erörtern, Vogts hatte auf eine Entscheidung schon im Mai gedrängt. Vom Zeitplan zur Einrichtung einer Planstelle, von der aus die Nachwuchsarbeit des DFB koordiniert werden soll, will sich der DFB weiterhin nicht abbringen lassen. „Da es hier um eine Stelle geht, die über die WM 2006 hinausgeht, werden wir das in Ruhe prüfen“, sagte Zwanziger am Montag. „Mögliche Kandidaten sollten deshalb Geduld und Zeit aufbringen.“

Die Diskussion begann Anfang des Jahres. Am Rande des Länderspiels gegen Argentinien hatte Klinsmann dem DFB die Idee unterbreitet, einen Technischen Direktor einzustellen und Vogts als „optimale Lösung“ vorgeschlagen. Alsbald stellte sich jedoch heraus, dass die DFB-Führung anders darüber dachte.Der Verband entwickelte ein genaues Anforderungsprofil. Und es deutete sich an, dass „Herr Vogts nicht bei jedem auf ungeteilte Begeisterung stößt“, wie es Ligachef Werner Hackmann ausdrückte. Angeblich stand eine Mehrheit im DFB-Präsidium einer Rückkehr von Vogts ablehnend gegenüber. Zwanziger, der Präsident, erweiterte das Anforderungsprofil um einen wesentlichen Punkt, der gegen Vogts sprach: Ein Technischer Direktor müsse kommunizieren können, er müsse mit der Öffentlichkeit umgehen. „Wenn das nicht geht, ist die beste Sachentscheidung zum Scheitern verurteilt“, sagte Zwanziger. Die Personalfrage hatte auch zu Auseinandersetzungen zwischen DFB-Nachwuchskoordinator Michael Skibbe und Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff geführt. „Wir sind mit der Position des Koordinators und dort mit meiner Person gut aufgestellt“, hatte Skibbe erklärt, nachdem Bierhoff die Nachwuchsarbeit kritisiert hatte.

Die Durchsetzung von Vogts war für Klinsmann und Bierhoff auch eine Prestigefrage. Schließlich war es Vogts, der mitten in der chaotischen Bundestrainer-Suche im vergangenen Sommer Klinsmann ins Gespräch gebracht hatte.

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