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Sport: Zur Hälfte gut

Gegen den Favoriten USA halten die deutschen Basketballer bei der WM eine Halbzeit lang mit und verlieren doch 65:85

Wenn Demond Greene demnächst Vater geworden sein wird, wird der deutsche Basketball-Nationalspieler seinem Kind des Öfteren die Geschichte von der 28. Minute in der Saitama Super Arena erzählen. Als der amerikanische NBA-Star Dwyane Wade hochsprang, um den Ball in den Korb zu dunken und offenbar nicht damit gerechnet hat, dass der ehemalige Weitspringer Demond Greene genauso hoch springen kann. Spektakulär blockte der Spieler vom Bundesligaklub Alba Berlin den berühmten NBA-Star. „Ich hoffe, ihr habt das fotografiert“, sagte Greene, „ich will das auf einem Poster.“ Von der ersten Halbzeit dürfte er seinem Kind auch noch erzählen, das Endergebnis aber wird er nur noch beiläufig erwähnen.

„Wir haben verloren“, sagte Greene, „deshalb kann ich mich auch nicht richtig über meinen Block freuen.“ Beim 65:85 (39:40) im Viertelfinale der Basketball- WM gegen den Turnierfavoriten USA hatte die deutsche Mannschaft eine Halbzeit lang hervorragend mitgehalten. Zu Beginn der zweiten Halbzeit aber entschied das Team um die NBA-Stars Carmelo Anthony (19 Punkte) und LeBron James (13 Punkte) das Spiel. Die deutsche Mannschaft spielt bereits heute (12.30 Uhr, live im DSF) gegen Frankreich und kann bei der WM bestenfalls noch Platz fünf erreichen. Die USA stehen im Halbfinale gegen Griechenland.

„Wir haben alles gegeben, so überragend waren die Amerikaner heute auch wieder nicht“, sagte der deutsche NBA- Star Dirk Nowitzki, „in der zweiten Halbzeit haben wir ein paarmal dumm den Ball verloren, nachdem die Amerikaner den Druck erhöht hatten, und das war es schon.“ Insgesamt 24 Mal konnten die Amerikaner den Ball erobern. Dirk Nowitzki, der 15 Punkte erzielte, traf nur bei 25 Prozent seiner Würfe und konnte seine Mannschaft nicht wie gewohnt unterstützen. „Ich bin selber enttäuscht“, sagte er, „ich habe nie meinen Rhythmus gefunden und konnte der Mannschaft nicht helfen, das Spiel zu gewinnen.“

Der Popularitätsunterschied der beiden Teams bei den 14 000 Zuschauern in der Saitama Super Arena war bereits beim Einwerfen gut zu hören. Nach jedem Dunking der Amerikaner ging ein Raunen durch die Halle. Als der Hallensprecher im ersten Viertel die erste Einwechslung für die USA bekannt gab, ging ein Aufschrei durch das Publikum: Dwyane Wade von den Miami Heat. Danach gab er die erste deutsche Einwechslung bekannt: Mithat Demirel, im nächsten Jahr für Galatasaray Istanbul tätig. Ein paar deutsche Fans klatschen. Demirel aber musste wegen einer Rippenprellung bald wieder ausgewechselt werden.

Auf dem Spielfeld war zumindest 20 Minuten lang kein Unterschied zwischen der deutschen Mannschaft und den NBA-Stars zu erkennen. Im ersten Viertel führte das deutsche Team 11:6 und lag beinahe ständig vorne. Das Team von Trainer Dirk Bauermann verlor den ersten Abschnitt (21:23) nur, weil die Schiedsrichter einen Korb von Dwight Howard nach einem Foul von Sven Schultze unberechtigterweise zählen ließen. Eine Entscheidung, die offenbar von vielen Zuschauern als Bonus für die NBA-Profis ausgelegt wurde. Sie pfiffen.

Auch danach hielt das deutsche Team gut mit. „Wir hätten eine noch bessere erste Halbzeit spielen können“, sagte Greene, „wir hätten mit sechs oder zehn Punkten Führung in die Halbzeit gehen sollen.“ Ademola Okulaja, der insgesamt 15 Punkte erzielte, war in der ersten Halbzeit (39:40) mit elf Punkten bester Werfer. Die Taktik der deutschen Mannschaft, mit einer Zonenverteidigung zu agieren, war bis dahin aufgegangen. Die Amerikaner taten den Deutschen auch den Gefallen, nur bei 32 Prozent ihrer Würfe zu treffen.

Das änderte sich nach der Halbzeit, als die Amerikaner aggressiv über das ganze Feld verteidigten. Steffen Hamann und Pascal Roller hatten große Schwierigkeiten, den Ball überhaupt in die andere Spielhälfte zu bringen. „Der Trainer hat uns vorhergesagt, dass das geschehen würde“, sagte Hamann, „die Ballverluste waren auch ein bisschen mein Fehler, ich bin mit dem Ball losgelaufen, anstatt das Spiel langsamer zu machen.“ Anthony stahl ihm dabei mehrmals den Ball und dunkte ihn. Zudem fingen die Amerikaner insgesamt 22 Offensivrebounds.

Von unnötigem Respekt gegenüber den NBA-Stars konnte allerdings nicht die Rede sein. „Ob Griechenland oder USA, auf dem Spielfeld ist jeder Gegner gleich“, sagte Demond Greene. Und auch Hamann hatte wenig Ehrfurcht gezeigt und war mutig immer wieder zum Korb gezogen. „Mir ist es egal, gegen wen ich spiele“, sagte er, „vielleicht ist es in ein paar Jahren, wenn man darüber nachdenkt, etwas Besonderes, gegen die USA gespielt zu haben.“ Zunächst aber überwog auch bei ihm die Trauer.

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