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Sport: Zur Not grätscht der Trainer selbst

Der 1. FC Union baut eine neue Mannschaft auf

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin. Der Präsident fing irgendwann – es war im frühen Stadium der vorigen Saison – an zu nörgeln. Zu viele Osteuropäer seien im Kader, die Mannschaft sei insgesamt zu alt und, noch weitaus bedeutsamer, mancher Profi bekomme ein viel zu fürstliches Gehalt aufs Konto überwiesen. Für Heiner Bertram, den ersten Mann beim 1. FC Union, stand damit fest: ein Umbruch muss her, so bald wie möglich. Diesen notwendigen Schritt hat Berlins Fußball-Zweitligist nun vollzogen. Unter Mirko Votava, der mitten in der vorigen Saison den Bulgaren Georgi Wassilew im Traineramt beerbt hatte, haben am Freitagnachmittag sieben neue Profis das Training beim 1. FC Union aufgenommen, mit etlichen gestandenen Leuten wie Steffen Menze oder Hristo Koilow wurden die ausgelaufenen Verträge nicht mehr verlängert.

Der 1. FC Union bastelt nun also an einer neuen Elf. Manchen Fan treibt dabei die Sorge um, dass möglicherweise nicht alles zueinander passen könnte. Hintergründig schwingen dabei Zweifel mit, ob Votava denn genügend Trainererfahrung besitzt, um den Kraftakt der Neustrukturierung einer Mannschaft tatsächlich zu bewerkstelligen. Angst, dass das ehrgeizige Unternehmen schief gehen könnte, hat Votava nicht. Er weiß doch, wie es zugeht im Fußball, schließlich hat er vor sieben Jahren noch selbst bei Werder Bremen in der Bundesliga gespielt – als Vierzigjähriger. „Wovor soll ich denn Angst haben?“, fragt er da selbstbewusst und lacht. „Wenn es nicht klappt, laufe ich eben selber auf den Platz und grätsche durch die Gegend.“

Spaß beiseite: Votava hat bei der Auswahl der Neuen insbesondere Wert darauf gelegt, an die Seite von jungen Spielern auch genügend erfahrene zu stellen. Achim Pfuderer, zuletzt bei 1860 München, erinnert sich noch gut an das Einstellungsgespräch mit Bernd Hofmann, dem Manager bei Union. Da wurden schon mal wichtige Richtlinien vorgegeben. „Herr Hofmann hat mir gesagt, der Verein möchte, dass ich mit meiner Erfahrung eine tragende Rolle spiele“, sagt Pfuderer.

Votava selbst hat sehr genaue Vorstellungen, was sich gegenüber der vorigen Saison zum Besseren wenden soll. „Wir müssen uns mehr als Einheit präsentieren. Wir müssen auf dem Platz dominanter, vielleicht auch arroganter auftreten. Die Gegner müssen merken, dass wir anwesend sind“, sagt er und bringt diese Aussage dann auf die prägnantere Kurzformel: „Wir müssen uns einfach ein bisschen versauter präsentieren.“

Der Neubeginn hat aber auch noch seine Tücken, gerade auf der finanziellen Ebene. Heiner Bertram sagt: „Es sind ja zum Saisonende nicht alle alten Verträge ausgelaufen. Wir haben immer noch einige Leute mit Verträgen dabei, die wir so heute nicht mehr abschließen würden.“

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