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Sport: Zurück auf dem Boden

Von Stefan Hermanns Ibaraki. Natürlich hat er ihn wieder gezeigt.

Von Stefan Hermanns

Ibaraki. Natürlich hat er ihn wieder gezeigt. Miroslav Klose lief bis zur Torlinie, sprang mit beiden Beinen in die Luft, und drehte sich vorwärts. Der Salto des deutschen Stürmers hätte zum Markenzeichen auch der WM-Partie gegen Irland werden können, doch in der letzten Spielminute deprimierte der irische Angreifer Robbie Keane mit seinen Ausgleichstreffer das deutsche Team. Das 1:1 (1:0) im zweiten Spiel der Gruppe E genügt der deutschen Mannschaft nicht, um sich vorzeitig für das Achtelfinale zu qualifizieren. Am kommenden Dienstag trifft Deutschland im letzten Gruppenspiel auf Kamerun.

Klose hatte schon im ersten Spiel gegen Saudi-Arabien drei Treffer erzielt. Kapitän Oliver Kahn beschwor nach dem 8:0 die Außenwirkung jenes ersten Erfolges. „Die anderen werden wieder sehr, sehr großen Respekt vor den Deutschen haben“, hatte der deutsche Torhüter gesagt. Auf dem Weg ins Trainingslager der Iren scheint sich die Kunde von den wiedererstarkten Deutschen jedoch abgeschwächt zu haben. Der irische Trainer Mick McCarthy fand den hohen Sieg jedenfalls nicht beeindruckend. „Die Saudis haben den Deutschen die Tore doch geschenkt“, sagte der Ire, „Deutschland ist nicht stärker als Kamerun.“

Ähnlich respektlos startete seine Mannschaft ins Spiel gegen das deutsche Team, das in unveränderter Aufstellung antrat. Nach zwei Minuten geriet die deutsche Abwehr zum ersten Mal in Bedrängnis, als Carsten Ramelow eine weite Flanke aus der Gefahrenzone köpfen musste. Vielleicht mussten sich Rudi Völlers Spieler in der ersten Viertelstunde an Gegenwehr gewöhnen, aus dem Spiel gegen Saudi-Arabien kannten sie das nicht. Doch es war schon vor der Partie klar, dass die Iren ein ebenbürtiger Gegner sein würden. In der Qualifikation hatten sie Holland den Weg zur Weltmeisterschaft verbaut. Und beim 1:1 im ersten Gruppenspiel gegen Kamerun hatten die Iren eine starke zweite Halbzeit abgeliefert.

Auch in der ersten Halbzeit gegen Deutschland besaßen die Iren mehr Spielanteile. Das Tor aber schoss die deutsche Mannschaft. Michael Ballack hebelte mit einer weiten Flanke in der 19. Minute die Viererabwehrkette der Iren aus. Miroslav Klose stürmte an seinem Gegenspieler Gary Kelly vorbei und köpfte den Ball ins Tor. Sein vierter Treffer in diesem Turnier war gleichzeitig auch sein viertes Kopfballtor.

Kurioserweise zogen sich die Deutschen nach ihrem Treffer zurück und warteten auf Konter. In der 20.Minute musste Torwart Oliver Kahn den Ball an der Seitenlinie ins Aus grätschen, weil Abwehrspieler Christoph Metzelder ihn durch eine schlecht gestellte Abseitsfalle in Bedrängnis brachte. Ein Schuss von Matt Holland verfehlte Kahns Tor nur knapp, und Robbie Keane hatte kurz vor der Pause vier Meter vor dem Tor die Möglichkeit zum Ausgleich. Doch bei dem Versuch eines Fallrückziehers traf der Ire den Ball nicht richtig.

Die irischen Fans ließen sich vom Rückstand nicht irritieren. Schon vor dem Spiel hatten sie die Fußballhymne „You’ll never walk alone“, das Lied des FC Liverpool, angestimmt. Kurioserweise spielen zwar alle 22 Spieler der Iren bei englischen Klubs, keiner jedoch für Liverpool. Der Einzige, der tatsächlich bei diesem englischen Traditionsklub spielt, ist ein Deutscher: Dietmar Hamann. Und dieser bot im defensiven Mittelfeld der deutschen Mannschaft eine gute Leistung.

Seine Mannschaft aber zog sich in der zweiten Halbzeit zu weit zurück. Erst nach 68 Minuten kam das deutsche Team zu seinem ersten Eckball in diesem Spiel. Zuvor hatte Oliver Kahn gegen Damian Duff retten müssen. In höchster Not stürzte der deutsche Kapitän dem irischen Angreifer entgegen und wehrte den Schuss mit der Hüfte zur Ecke ab.

Eine gute Möglichkeit besaß auch Carsten Jancker, der den Ball links am Tor vorbei hob. Es sollte seine letzte Möglichkeit sein, Teamchef Rudi Völler wechselte ihn 20 Minuten vor dem Ende aus und brachte Oliver Bierhoff, von dem nichts mehr zu sehen war. Das Spiel hatte sich endgültig in die Hälfte der Deutschen verlagert. Völler wechselte noch Marco Bode ein und nahm Miroslav Klose raus.

Inzwischen überragte ohnehin ein anderer deutscher Spieler: Oliver Kahn. Acht Minuten vor dem Ende rettete er gegen Robbie Keane. Als der Ire aber in der zweiten Minute der Nachspielzeit nach einem Fehler von Carsten Ramelow im Fünfmeterraum vor ihm stand, war auch Kahn chancenlos. Vom Innenpfosten prallte der Ball zum 1:1 ins Tor, die Iren hatten sich den Ausgleich verdient. Es war ein Treffer, der das deutsche Team wieder auf den Boden zurückholte.

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