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Sport: Zurück im Rennen

Nach dem Besuch von IOC-Präsident Rogge fühlen sich Leipzigs Olympiaplaner wieder ernst genommen

Leipzig. Die Worte waren wohl dosiert. „Die Bundesregierung steht vollständig hinter der Leipziger Olympiabewerbung“, sprach Kanzler Gerhard Schröder in sein Telefon. Am anderen Ende der Leitung im Alten Rathaus zu Leipzig saß Jacques Rogge, der mächtige Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), und beschrieb seinen Besuch in der sächsischen Messestadt als positives Erlebnis. „Das freut mich“, sagte der Kanzler und verabschiedete sich höflich. Ein protokollarischer Erfolg des deutschen Bewerbers für die Olympischen Sommerspiele 2012. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.

Jacques Rogges Stadtspaziergang durch Leipzig hat sich für die Gastgeber gelohnt. „Unser Bewerber ist vom IOC-Präsidenten auf ein Niveau mit den anderen Städten gestellt worden“, sagte erfreut der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees, Klaus Steinbach, am Tag danach. In der Tat hatte Rogge einen Monat vor der ersten Auslese aus neun Konkurrenten viele lobende Worte für den sächsischen Außenseiter gefunden. Ein „intelligentes“ Hotelkonzept, eine „kreative“ Verkehrsplanung, eine „große“ Unterstützung durch Sport und Politik – der weltläufige Belgier schenkte den lange mit selbst verschuldeten Skandalen beschäftigten Leipzigern neue Hoffnung, gegen Weltstädte wie New York, Rio de Janeiro, Paris oder London wenigstens in die Endrunde zu kommen. Doch gleichzeitig nahm er dem deutschen Kandidaten ein Stück seines Selbstverständnisses. „Die Größe einer Stadt ist nicht entscheidend, um Olympia zu veranstalten“, stellte Rogge nüchtern fest. Die Erwartung, Leipzig könne sich mit seinen 500 000 Einwohnern und einem kompakten Sportstättenkonzept im Stadtzentrum als bescheidenster und damit modernster Standort profilieren, erhielt damit einen Dämpfer. „Auch große Städte können kleine Spiele veranstalten“, sagte Rogge – und erntete höfliches Schweigen bei seinen Gastgebern.

Es war ein Besuch der Klarstellungen. Wenn Leipzig am 18. Mai an der ersten Hürde scheitern sollte, dann gäbe es dafür nur noch einen Grund: Das Konzept hat den strengen Anforderungen des IOC nicht genügt. 42 000 Hotelbetten verlangt das IOC in der Austragungsstadt – die muss Leipzig durch die Sanierung von verfallenen Altbauten erbringen. Die nachhaltige Nutzung von Sportstätten und Quartieren wird von der neuen IOC-Führung um Rogge favorisiert – dazu müsste Leipzig sein neu zu bauendes Olympiastadion wieder zurückbauen. Schließlich gibt es noch nicht einmal für das gerade eröffnete Zentralstadion mit seinen 45 000 Plätzen einen sportlich halbwegs erfolgreichen Fußballverein. Immerhin, „bei der Sicherheit sind wir Deutschen an der Spitze“, stellte Bundesinnenminister Otto Schily beim Essen mit Rogge in Auerbachs Keller fest. Auch hier gelangte der Gast zu einer Einschätzung, die den Leipzigern Anlass zu neuer Hoffnung geben könnte. „Sicherheit ist für uns Thema Nummer eins“, sagte der IOC-Chef.

Nach Wochen der Skandale und Affären ist Leipzig wieder in den Kreis der Kandidaten um Olympia 2012 zurückgekehrt. Peter Zühlsdorff, Geschäftsführer der Bewerbungsgesellschaft, fasste das so zusammen: „Wir haben die Bestätigung bekommen, dass die Stadt eine realistische Chance hat.“ Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.

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