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Sport: Zurück in alte Zeiten

Der Achter versagt – aber sonst liegen deutsche Ruderer vorn

Mailand (Tsp). Ausgerechnet im wichtigen vorolympischen Jahr hat der DeutschlandAchter eine Enttäuschung erlebt. Im Finale der Ruder-Weltmeisterschaften auf dem Idroscalo-See bei Mailand musste sich die Crew um Schlagmann Michael Ruhe (Hameln) mit dem letzten Rang begnügen – ein Rückfall in überwunden geglaubte Zeiten. Das hoch gehandelte Boot des Deutschen Ruderverbandes (DRV) kam weit abgeschlagen hinter Sieger Kanada ins Ziel und blieb damit erstmals seit der im Jahr 2000 eingeleiteten Neuformierung ohne Medaille. „Eigentlich hatte ich für das Finale eine Leistungssteigerung erwartet. Bis Athen bleibt uns jede Menge Arbeit“, sagte Trainer Dieter Grahn.

Allerdings tröstete die Erfolgsbilanz der restlichen Flotte über die unerwartete Schlappe hinweg. Nachdem noch 24 Stunden zuvor alle deutschen Titelträume im Minutentakt geplatzt waren und selbst der seit zwei Jahren ungeschlagene Titelverteidiger Marcel Hacker (Kassel) im Skiff mit Silber hatte vorlieb nehmen müssen, konnten 24 Stunden später zumindest drei DRV-Boote überzeugen. Frauen-Achter, Männer-Doppelvierer und der Leichtgewichts-Doppelzweier der Frauen hatten Erfolg. Mit jeweils drei Gold- und Silbermedaillen sowie zwei dritten Plätzen verteidigte der DRV seine internationale Vormachtstellung. „Damit sind wir für Athen glänzend aufgestellt und haben zudem noch Reserven“, sagte DRV-Sportdirektor Michael Müller.

Schon Minuten nach dem Finale setzte die Diskussion über die Zukunft des Deutschland-Achters ein. In keinem der drei WM-Rennen konnten die Mitfavoriten ihr großes Potenzial abrufen. Gleichwohl warnte der ehemalige Achter-Schlagmann Roland Baar vor unüberlegten Konsequenzen: „Das Leistungsvermögen dieser Mannschaft ist prinzipiell in Ordnung. Deshalb sollte jetzt nicht alles in Frage gestellt, wohl aber über Feinheiten nachgedacht werden.“

Dem bangen Warten auf den ersten WM-Titel in den olympischen Bootsklassen bereitete erst der leichte Frauen-Doppelzweier ein Ende. Mit kluger Taktik dominierte das Duo Marie-Louise Dräger/Claudia Blasberg (Rostock/Dresden) den ehemaligen Weltmeister aus Australien. Nur wenige Minuten später gewann auch der deutsche Männer-Doppelvierer. „Das Adrenalin lässt alle Schmerzen vergessen“, sagte Schlagmann Robert Sens vom Berliner RC.

Nicht minder groß war die Euphorie im Frauen-Achter. Völlig überraschend fuhr das Team von Trainer Ralf Holtmeyer der scheinbar übermächtigen Konkurrenz aus Rumänien davon. „Das war ein perfektes Rennen. Damit haben wir uns eine gute Ausgangsposition für Olympia in Athen erarbeitet“, sagte Holtmeyer. Im siegreichen Boot saßen mit Silke Guenther (RG Rotation) und Susanne Schmidt (RC Tegel) auch zwei Berlinerinnen.

Komplettiert wurde die umfangreiche deutsche Medaillensammlung in den nichtolympischen Bootsklassen. Der Leichtgewichts-Achter war besser als die Teams aus den USA und Frankreich und triumphierte erstmals seit der WM 1998 in Köln. Peter Ording (Berlin) und Janett Radünzel (Rendsburg) erkämpften sich in den Finals der leichten Einer Bronze. Ein zweiter Rang im leichten Zweier ohne Steuermann und dritte Ränge im Vierer ohne Steuerfrau, Vierer mit Steuermann und im leichten Männer-Doppelvierer sorgten für das beste deutsche WM-Ergebnis in allen 24 Klassen seit der Wiedervereinigung. Im Doppelvierer saß mit Nils Ipsen (Berliner RC) ein weiterer Ruderer aus Berlin.

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