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Sport: Zurück in die Garage

Ferrari muss Schumachers neuen Dienstwagen überholen – der Rückstand auf die Konkurrenz ist groß

In den vergangenen Jahren wäre diese Frage eine Majestätsbeleidigung gewesen, aber inzwischen kommt in der Formel 1 niemand mehr an ihr vorbei: Hat Michael Schumacher eine realistische Chance, Weltmeister zu werden? Die Premiere in seinem neuen Dienstwagen F2005 hat Schumacher am Sonntag beim Großen Preis von Bahrain verpatzt, inzwischen beträgt der Rückstand auf Fernando Alonso im Renault 24 Punkte. Ferrari ließ vorsorglich erklären, noch sei nichts verloren mit dem viel versprechenden neuen Auto. In zwei Wochen in Imola sei wieder mit Ferrari zu rechnen.

Woher nehmen die Italiener diesen Optimismus? Das Auto ist zwar schnell, doch die technischen Probleme sind unübersehbar. Auch die Reifen bereiteten Ferrari Schwierigkeiten. Bei Rubens Barrichello bauten sie in den letzten zehn Runden so stark ab, dass der Brasilianer vier bis fünf Sekunden pro Umlauf verlor. Lieferant Bridgestone hatte sehr weiches Gummi mitgebracht. Das machte es den Fahrern zwar im Qualifying und in der Anfangsphase des Rennens zwar leichter, aber je länger das Rennen dauerte, desto langsamer wurde die Fahrt. Vor allem aber wird Ferrari an der Zuverlässigkeit des Getriebes arbeiten müssen, denn das neue Punktesystem belohnt in erster Linie regelmäßige Zielankünfte.

Der Optimismus von Ferrari wird durch die Statistik nicht unterstützt. Denn bisher war es so: Wenn Schumacher das erste Rennen mit seinem neuen Wagen gewann, wurde er auch Weltmeister. Und einen technisch bedingten Ausfall musste er schon fast vier Jahre nicht mehr hinnehmen: Der letzte passierte ihm im Juli 2001 in Hockenheim.

Selbst wenn Schumacher mit seinem Team wieder zur Konstanz findet: Die Konkurrenten werden ihm in diesem Jahr die Titelverteidigung so schwer wie wohl noch nie machen. Renault hat die derzeit besten Voraussetzungen: Das Auto ist unter allen Bedingungen schnell, bei etwas kühleren Temperaturen genauso wie bei Hitze, im Qualifying ebenso wie im Rennen. Auch die Zuverlässigkeit scheint besser als erwartet – der Motorschaden von Fisichella in Bahrain war der erste technisch bedingte Ausfall des Jahres. Weiterhin profitiert Renault von der guten Zusammenarbeit mit dem Reifenhersteller Michelin, vielleicht begünstigt durch die französische Herkunft der beiden Unternehmen. Die Fahrgemeinschaft Alonso und Fisichella ist ebenfalls sehr stark. So ist Renault im Moment Favorit auf den WM-Titel, trotz des geringsten Budgets aller Spitzenteams.

Und der Rest? Die große Überraschung ist Toyota. Die Japaner haben sich nach drei Rennen als Nummer zwei in der Hierarchie etabliert. Mit Technikchef Mike Gascoyne und den beiden Fahrern Ralf Schumacher und Jarno Trulli hat Toyota erstmals seine vorhandenen Ressourcen effektiv eingesetzt und konnte sich mit dem riesigen Budget von 300 Millionen Euro auch einige Wünsche erfüllen. Allerdings muss Toyota jetzt zeigen, dass es auch bei kühleren Temperaturen in Europa ebenso zügig vorangeht. Bisher hatte das Team vor allem bei Hitze überzeugt.

McLaren-Mercedes war als Mitfavorit in die Saison gestartet, schaffte aber erst in Bahrain den ersten Podiumsplatz durch Kimi Räikkönen. Allerdings scheint der McLaren-Mercedes über die komplette Renndistanz neben dem Renault das beste Auto im Feld zu sein. Das Problem ist das Qualifying: Denn das Auto geht so schonend mit den Reifen um, dass sie in der einen Runde nicht schnell genug auf Temperatur kommen. Das wirft die McLaren-Fahrer in der Startaufstellung zurück. „Wenn wir mal zumindest aus der zweiten Reihe starten könnten, hätten wir Siegchancen“, sagt Räikkönen.

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