zum Hauptinhalt

Sport: Zurück zu dir, Bundesliga

Der frühere Torschützenkönig Ailton steht vor einem Wechsel zum Hamburger SV

Dietmar Beiersdorfer hatte es eilig. Am Samstagabend flog der Sportchef des Hamburger Sportvereins nach Istanbul, um den dort bei Besiktas spielenden Torjäger zu verpflichten. Ailton heißt das Objekt der Hamburger Begierde. Die Rückkehr des früheren Torschützenkönigs in die Fußball-Bundesliga könnte der spektakulärste Wechsel vor Beginn der Rückrunde werden. Schon am Montag soll das Leihgeschäft perfekt gemacht werden. Der HSV hat es angesichts seiner wenig treffsicheren Stürmer eilig, zur Rückrunde nachzubessern. Und Ailton, der schon 102 Bundesligatreffer für Bremen und Schalke erzielte, hat es offenbar eilig, nach Deutschland zurückzukehren.

Kaum jemand zweifelt noch ernsthaft daran, dass der Brasilianer für den HSV auf Torejagd gehen wird – bereits am Sonnabend, zum Rückrundenstart in Nürnberg, soll er erstmals auflaufen. „Wir würden ihn gerne für unsere Mannschaft gewinnen“, sagte HSV-Vorstandsmitglied Katja Kraus am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Dietmar Beiersdorfer wolle bis zum Montag Gespräche mit den Verantwortlichen von Besiktas über die Transferbedingungen führen. „Unter Abwägung wirtschaftlicher und sportlicher Gesichtspunkte erscheint uns die Option Ailton als sinnvollste Lösung“, sagte Vereinschef Bernd Hoffmann.

Je länger sich der HSV mit der Frage Zeit ließ, ob man einen Stürmer für die Rückrunde verpflichten sollte, desto schneller sah sich Beiersdorfer schließlich zum Handeln gezwungen. Noch am späten Sonnabend sprach er mit Ailton über den möglichen Wechsel. Unmittelbar zuvor hatte Ailton beim 2:2 seines Klubs Besiktas Istanbul gegen Kayseri Erciyesspor nach 81 torlosen Tagen mal wieder getroffen und ein weiteres Tor vorbereitet. In dieser Saison hat der Brasilianer in 14 Spielen fünf Mal getroffen. Ailton präsentierte sich beim Gespräch mit Beiersdorfer nach Berichten aus Vereinskreisen in bester Laune und äußerte großes Interesse an einem Wechsel nach Hamburg. Die Hoffnungen Benfica Lissabons auf eine Verpflichtung des 32-Jährigen dürften sich damit erübrigen.

Den Transfer verhindern kann somit nur noch Besiktas. Die Türken, das verdeutlichten sie Dietmar Beiersdorfer während des gestrigen Verhandlungsmarathons, wollen Ailton nicht verleihen, sondern verkaufen. In der Zukunftsplanung von Trainer Jean Tigana spielt der Brasilianer, der erst vor dieser Saison von Schalke nach Istanbul wechselte und dessen Vertrag noch bis 2008 läuft, keine Rolle mehr. Der Angreifer und der HSV sind sich hingegen bezüglich eines zunächst halbjährigen Gastspiels an der Elbe mit anschließender Kaufoption einig. Etwa 700 000 Euro soll Ailton dafür bekommen, Besiktas soll eine Leihgebühr von 500 000 Euro erhalten.

Mit einer Verpflichtung Ailtons wollen die Hamburger ihre Sturmprobleme beheben. Lediglich Sergej Barbarez mit sechs Toren konnte die Erwartungen in der Hinrunde erfüllen. Dagegen enttäuschten die weiteren Angreifer Benjamin Lauth mit zwei Treffern, Emile Mpenza mit einem Tor und der erfolglose Naohiro Takahara. Mpenza wechselte in der Winterpause nach Katar.

Dietmar Beiersdorfer flog in jedem Fall gut abgesichert nach Istanbul. Noch vor der Verhandlungsreise hatte sich Trainer Thomas Doll die Zustimmung seiner Profis eingeholt. Führungsspieler wie Daniel van Buyten, Raphael Wicky, Stefan Beinlich und Sergej Barbarez gaben als Tenor der Mannschaft „nur positive Rückmeldungen“, berichtete Doll. „Und wenn er charakterlich nicht zu uns passen würde, stünde er auch gar nicht auf unserer Liste.“ Nun hängt alles von Dietmar Beiersdorfers Überzeugungsarbeit ab.

Simon Braasch[Hamburg]

Zur Startseite