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Sport: Zurück zur Spitze

Hertha BSC schlägt Mönchengladbach 2:1 und gewinnt schon das neunte Heimspiel hintereinander. Der Lohn ist die erneute Tabellenführung

Berlin – Im Anblick der euphorisierten Masse verfiel selbst der sonst so kontrollierte Josip Simunic dem Überschwang. Der Innenverteidiger von Hertha BSC stand vor der Ostkurve im Olympiastadion, hatte ein Mikrofon in der Hand und richtete das Wort an die Fans des Berliner Fußball-Bundesligisten: „Wir versprechen euch: Acht von zwölf Spielen werden wir gewinnen – jedenfalls werden wir alles dafür tun –, und dann feiern wir alle gemeinsam im Rathaus von Berlin.“ So mutig hat man Hertha lange nicht erlebt. Vielleicht war auch ein bisschen Erleichterung dabei über den 2:1-Sieg gegen den Tabellenletzten Borussia Mönchengladbach, der am Ende fast noch ein bisschen glücklich ausfiel, nachdem die Berliner zur Pause schon 2:0 geführt hatten. Egal. Es war der neunte Heimsieg hintereinander, und er brachte Hertha erneut, zumindest bis heute Abend, zurück an die Tabellenspitze. „Es war schwierig“, sagte Trainer Lucien Favre. „Aber das ist normal.“

Favre hatte seinem Team einen energischen Beginn ans Herz gelegt. Schon in den ersten fünf Minuten kam Hertha zu vier Ecken. Kurz darauf hatte Raffael die wohl größte Chance, als er allein auf das Tor zulief, mit seinem Schuss aber an Torhüter Logan Bailly scheiterte. Die Verunsicherung des Tabellenletzten wuchs nun merklich. Mitte der ersten Halbzeit traf Bailly bei einem Abschlag seinen Kollegen Rob Friend am Hinterkopf, der Ball flog gefährlich auf das eigene Tor zu: Diese Szene beschreibt ganz gut den Auftritt der Gladbacher vor der Pause. Ihr Spiel sah mitunter ganz ordentlich aus, aber besonders in der Defensive unterliefen zahlreiche Fehler. „Die erste Halbzeit war so, wie man gegen Gladbach spielen muss“, sagte Manager Dieter Hoeneß.

Zunächst konnten die Berliner kein Kapital daraus schlagen. Das änderte sich, als Cicero nach knapp einer halben Stunde aus dem Mittelkreis heraus einen feinen Pass auf Andrej Woronin spielte, der genau in die Schnittstelle der Gladbacher Innenverteidigung gesprintet war. Herthas Stürmer ließ Bailly keine Chance. „Andrej hat sich schön bewegt“, sagte Favre über den Ukrainer. Für Woronin war es bereits der siebte Saisontreffer, und mit jedem verbessert er seine Position um eine Vertragsverlängerung bei Hertha BSC. Bekanntlich will die Leihgabe aus Liverpool über den Sommer hinaus in Berlin bleiben.

Die Gladbacher mühten sich nach Kräften, aber bis auf einen guten Schuss von Alexander Baumjohann blieben sie vor der Pause weitgehend harmlos. „Was die in der ersten Halbzeit gemacht haben – das ist zu wenig“, sagte Woronin. Die Berliner, die in der Spielanlage reifer und in der Organisation lebendiger waren, schlugen kurz vor der Pause noch einmal zu. Nach einem schönen Anspiel von Patrick Ebert erzielte Dardai mit einem Flachschuss sein erstes Saisontor.

„Wir haben 2:0 geführt, aber wir haben nicht ausgezeichnet gespielt“, sagte Favre nach dem Spiel. In sein Urteil war da vermutlich längst der Eindruck von Herthas Auftritt nach der Pause eingeflossen. Da überließen die Berliner den Gästen weitgehend die Handlungshoheit. „Wir haben es uns selbst schwer gemacht“, sagte Dieter Hoeneß. „Wir haben aufgehört Fußball zu spielen.“ Der eingewechselte Oliver Neuville brachte neuen Schwung ins Spiel des Tabellenletzten. Der 35-Jährige hatte auch die erste gute Chance, verzog nach einem guten Pass von Michael Bradley allerdings. Vor allem Rodnei hatte auf Herthas linker Abwehrseite erhebliche Probleme. Favre reagierte, brachte Steve von Bergen für den Brasilianer und verschob Marc Stein von rechts nach links.

Gladbach unternahm noch einmal alles. Als Nationalspieler Marko Marin nach einem Zweikampf mit Arne Friedrich zu Boden ging, entschied Schiedsrichter Gagelmann auf Elfmeter. Eine harte, aber vertretbare Entscheidung, da Herthas Kapitän den Ball nicht berührt hatte. Bradley nutzte die Chance zum 1:2. Erst jetzt besannen sich die Berliner wieder. Sie kämpften sich zurück und hatten einige gute Konterchancen, die sie wie Waleri Domowtschiski in der Schlussminute frei vor Bailly fahrlässig ungenutzt ließen. In Gefahr aber geriet Hertha nicht mehr. „Die Mannschaft hat die Situation sehr gut beherrscht“, sagte Favre. Nachdem sie sich vorher selbst noch einmal in Bedrängnis gebracht hatte.

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