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Sport: Zusage mit Bedingung

Warnecke und Poleska dürfen doch zur WM

Berlin - Die abgehackte, etwas kurzatmige Sprechweise von Mark Warnecke am Handy, untermalt von trampelnden Geräuschen – Horst Melzer wusste Bescheid. Warnecke galoppierte gerade mit „Rebell“, seinem Pferd, über irgendeine Wiese. Melzer war es egal, dann würde sein Athlet die Nachricht eben im Sattel hören: Warnecke darf doch zur Schwimm-WM 2007 nach Melbourne, Örjan Madsen, der Cheftrainer des Deutschen Schwimmverbands (DSV), nimmt den Weltmeister über 50 Meter Brust trotz der knapp verpassten Norm bei den deutschen Meisterschaften mit. Anne Poleska, die Olympiadritte über 200 Meter Brust, im Übrigen auch. Die hatte ebenfalls knapp die Richtzeit verpasst. Madsen hatte Melzer, der auch Poleska zeitweise betreut, gestern angerufen. In beiden Fällen hatte der Norweger mit der sportlichen Perspektive argumentiert. Sowohl Warnecke als auch Poleska könnten sich bis zur WM noch enorm steigern. Am Sonntag noch hatte Madsen die Athleten kurzzeitig ausgebootet.

Warnecke hat allerdings auch noch zugesichert, dass er bei der WM den Schwimmanzug des DSV-Sponsors tragen wird. Warnecke entwickelt nämlich gerade in Eigenregie einen Anzug. Der, sagt jedenfalls Warnecke, steche die Konkurrenzkollektionen aus. Und beim Verband haben sie wohl Angst, dass der Unternehmer Warnecke jetzt nicht bloß mit Diätpulver gute Geschäfte macht, sondern auch noch medienwirksam bei der WM seinen Anzug vermarkten könnte.

Dass Madsen die Routiniers Poleska und Warnecke mitnimmt, kann sich noch als weise Entscheidung herausstellen. Schließlich sind beide Medaillenkandidaten. Warnecke steigt jetzt intensiv ins Krafttraining ein. Bisher hat er nur einmal am Tag im Wasser trainiert. Und Poleska ist zwar immer noch rund drei Kilogramm von ihrem optimalen Wettkampfgewicht entfernt, aber bis zur WM, davon geht Melzer aus, wird sie über 200 Meter Brust 2:26 Minuten schwimmen. In Hannover erreichte die Vizeweltmeisterin von 2005 noch 2:28,55 Minuten.

Der Kreis der Medaillenkandidaten bei der WM ist diesmal ziemlich groß. Britta Steffen, Annika Lurz, Antje Buschschulte, Janine Pietsch, die Freistil-Staffeln der Frauen, dazu noch Helge Meeuw, das sind die Konstanten in der DSV-Planung. Meeuw war in Hannover zwar krank und konnte sich über 200 Meter Rücken deshalb nicht qualifizieren, trotzdem wird er bei der WM wohl auch über diese Strecke gemeldet.

Interessant war in Hannover, wer sich im Schatten der großen Namen nach vorne schwamm. Daniela Samulski zum Beispiel. Vor ein paar Jahren hatte sie noch Essstörungen, jetzt verbesserte sie über 100 Meter Schmetterling den 18 Jahre alten Rekord von Kristin Otto. Sie hat den Verein gewechselt, sie trainiert inzwischen in Wuppertal bei Henning Lambertz, der auch Thomas Rupprath zum Topstar geformt hat. Auch Janne Schäfer rückt stärker in den Vordergrund. Ihr Titel über 50 Meter Brust bei der Kurzbahn-EM ging noch unter, aber in Hannover sicherte sie sich nicht bloß zwei Titel, sie verbesserte vor allem über 50 Meter Brust auch den deutschen Rekord. Ergebnis eines Trainerwechsels und einer Technikumstellung.

Doch potenzielle Medaillenkandidaten, Athletinnen wie Samulski oder Schäfer? Eher nicht. Eine WM ist eine enorme Nervenbelastung, an der sind schon ganz andere gescheitert. Für die großen Auftritte fühlen sich immer noch andere zuständig. Mark Warnecke zum Beispiel. Der sagt: „Ich will den Titel.“

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