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Sport: Zusammen gegen die Technik

In der Formel 1 wird die Teamarbeit wichtiger

Sie gelten neben den Fahrern als die großen Stars der Formel 1, sind wie die Top-Piloten viele Millionen wert und unersetzlich: Die großen Techniker, die Design-Genies, die Super-Konstrukteure, von denen Erfolg und Misserfolg ganzer Teams genauso oder noch viel mehr abhängen als von der Leistung der Fahrer, die im Cockpit sitzen. McLaren-Mercedes musste also das Schlimmste befürchten, als Adrian Newey, einer der ganz großen Namen, zu Red Bull wechselte. Doch entgegen weitverbreiteten Vermutungen scheint das die Silberpfeile nicht in größere Schwierigkeiten gebracht zu haben. McLaren ist in diesem Jahr von Anfang an konkurrenzfähig, ganz anders als im vergangenen: Fernando Alonso steht heute in Sepang, beim Großen Preis von Malaysia (9 Uhr, live bei RTL), neben Ferrari-Pilot Felipe Massa in der ersten Startreihe.

Das passt zur Philosophie von Teamchef Ron Dennis: „Es ist nicht ein Einzelner, der den Erfolg ausmacht, es ist das perfekte Team, die richtige Gruppe von Spezialisten auf ihrem Gebiet, die in den richtigen Strukturen zusammenarbeiten.“ Das Prinzip scheint zu funktionieren – und auch der Umkehrschluss ist wohl erlaubt: Red Bull wurde durch Newey – trotz der Renault-Motoren, immerhin das Weltmeister-Triebwerk der vergangenen beiden Jahre – nicht auf Anhieb zum neuen Top-Team, sondern bewegt sich weiter brav im Mittelfeld.

Ein anderes Beispiel ist Ferrari, wo sich zusammen mit Michael Schumacher auch der langjährige technische Direktor, Ross Brawn, verabschiedet hat. Ein großer Einbruch kam, trotz einiger weiterer Veränderungen, nicht. Ferrari fährt weiter an der Spitze, die über Jahre gefestigten Strukturen überstanden den Kahlschlag in den Spitzenpositionen zunächst einmal sehr gut – nach Massas Poleposition und Kimi Räikkönens drittem Startplatz und sehr starken Zeiten über die Distanz gilt Ferrari auch in Malaysia noch als Favorit –, obwohl McLaren-Mercedes nähergekommen ist.

Die Zeit der Super-Konstrukteure, die mit einem Federstrich die Welt der Formel 1 verändern, ist angesichts der immer komplexeren Technik zumindest teilweise vorbei. Gefragt ist das Kollektiv der Spezialisten – mit einem an der Spitze, der dieses Kollektiv mit technischem Verständnis zusammenstellen und führen kann. Wie etwa Mario Theissen bei BMW, der dort nach der Übernahme von Sauber in zwei Jahren sehr, sehr viel nach vorne gebracht hat.

Dass bei Toro Rosso Gerhard Berger jetzt ausgerechnet seinen alten Freund aus McLaren- und Ferrari-Tagen, Giorgio Ascanelli, als neuen technischen Direktor ins Team holte, scheint auf den ersten Blick diesem Prinzip zu widersprechen. Aber nur halb. Denn im Gespräch mit Ascanelli, der einst auch als Renningenieur von Ayrton Senna arbeitete, bekommt man den Eindruck, dass er seine Hauptaufgaben gar nicht im eigentlichen Design- und Konstruktionsbereich sieht. Sondern vor allem darin, Strukturen zu schaffen, Wege zu ändern, zu verkürzen, in allen Bereichen eine neue Effizienz einzuführen. Auch hier gilt: Der Schwerpunkt liegt im internen Management.

Wobei sich dann noch die Frage stellt, warum das größte Kollektiv der Formel 1, Toyota, immer noch nicht so funktioniert, wie man es bei dem betriebenen Aufwand vermuten sollte. Team-Insider glauben, die Antwort zu kennen: Weil eine Führungsperson an der Spitze des Kollektivs fehlt, und das Kollektiv zumindest teilweise von Interessengruppen aus Europa und Japan beeinflusst wird.

Und bei Honda, wo man derzeit einen brutalen Absturz erlebt, scheint es mindestens genauso schlimm zu sein. Kommentar vom ehemaligen Formel-1-Piloten Christian Danner: „Die haben zwar viele gute Köpfe, aber keinen einzelnen Kopf, der die anderen führt. Und das Ergebnis sieht man.“

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