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Sport: Zusammen stärker

Die 14 wichtigsten Klubs des Handballs fordern den europäischen und den internationalen Verband heraus

Das neue Kraftzentrum des Handballs hatte sich ein nobles Ambiente gewählt. Die „Group Club Handball“ (GCH), die Vereinigung der 14 wichtigsten Profiklubs Europas, lud Medienvertreter zu einem Termin in den 23. Stock des Düsseldorfer „GAP 15“, einem modernen Bürogebäude am Ende der berühmten Einkaufsstraße „Kö“. Tags zuvor war die Konstituierung der Gruppe von den Beteiligten mit Champagner begossen worden. Denn „nun sprechen die Vereine erstmals mit einer Stimme“, sagte Uwe Schwenker, der als Manager des deutschen Branchenführers THW Kiel mächtigster Funktionär des deutschen Handballs ist.

Zum Geschäftsführer der GCH wurde Gerd Butzeck ernannt. Der sprachbegabte Spielerberater wird seine Firma verkaufen und fortan die durchaus unterschiedlichen Interessen der 14 Klubs moderieren. Gründungsmitglieder sind die elf Sieger der europäischen Wettbewerbe seit 2000: Vier spanische Vertreter (Ciudad Real, FC Barcelona, Portland San Antonio, Ademar Leon), vier aus Deutschland (THW Kiel, SG Flensburg-Handewitt, SC Magdeburg, TBV Lemgo) sowie jeweils ein Klub aus Frankreich (Montpellier), Slowenien (Celje) und Russland (Tschechow). Hinzu kommen die drei bedeutendsten Klubs aus den drei Handballmärkten Dänemark (IF Kolding), Ungarn (MKB Veszprem) und Kroatien (RK Zagreb). Neuaufnahmen wird der GCH-Vorstand diskutieren, wenn ein neuer Klub das Halbfinale der Champions League erreicht.

Bei der Einführung stand der große Bruder Fußball beratend zur Seite. Thomas Kurth, Schweizer Geschäftsführer der in Brüssel ansässigen G 14 der Fußballvereine, berichtete vorher von den Stärken seines Interessenverbandes. „Er hat uns sehr geholfen“, sagte Butzeck. Kurth selbst war „erstaunt, wie perfekt alles vorbereitet war“, und hatte „eine größere Aufbruchsstimmung festgestellt als damals bei uns“. Der Fußballfunktionär sieht im Handball bessere Rahmenbedingungen, die Klubinteressen schneller durchzusetzen: „Im Handball sind die Verbände mehr angewiesen auf die Vereine als im Fußball.“

Der neue Geschäftsführer übte sich zwar in Diplomatie. „Wir haben noch keine konkreten Ziele formuliert“, sagte Butzeck. Man wolle zunächst den Kommunikationsfluss zwischen der GCH und der Europäischen Handball-Föderation (EHF) und der Internationalen Handball-Föderation (IHF) verbessern. Die Themen, die auf der Agenda stehen, liegen auf der Hand. Die GCH möchte mitreden bei der von der EHF ausgerichteten Champions League. Für den zweiten wichtigen Themenkomplex, den internationalen Terminkalender, dürfte die GCH freilich mit der EHF Allianzen gegen den internationalen Verband eingehen. So wird die GCH ihre klare Ablehnung der IHF-Beschlüsse kundtun, wonach der Weltverband künftig unter eigener Regie Qualifikationsturniere für die Olympischen Spiele und die Weltmeisterschaften ausspielen will. Den Plan einer „Weltliga für Klubmannschaften“ hatte Magdeburgs Manager Bernd-Uwe Hildebrandt, der Initiator der GCH, bereits verhöhnt: „Das können die ja machen. Aber nicht mit uns.“

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