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Gewohntes Bild. Erhan Yilmaz und Viktoria 89 spielen im Jahn-Sportpark oft vor weitgehend leeren Rängen.

© Eibner/Imago

Zuschauerschnitt von 2200: Viktoria 89 ist auf der Suche nach neuen Fans

Sportlich läuft es ausgezeichnet bei Drittligist Viktoria 89. Doch das Interesse im Jahn-Sportpark hält sich in Grenzen. Das soll sich bald ändern.

Wenn Fußball-Drittligist Viktoria 89 an diesem Montag (19 Uhr/Magentasport) den Tabellenletzten TSV Havelse im Jahnsportpark empfängt, dann treffen nicht nur zwei Aufsteiger aufeinander, sondern auch zwei Vereine, die in der Dritten Liga bisher nicht für ihr großes Publikum bekannt sind. Der Zuschauerschnitt der Berliner liegt aktuell bei etwa 2200 und damit im unteren Mittelfeld der Liga.

Bei Viktoria sieht man sich aber erst am Anfang eines langen Prozesses: „Vom Stadtteilverein, als einer von acht Regionalligisten, hin zu einem Berliner Sportverein, der akzeptiert in der Dritten Liga spielt“, sagt Geschäftsführer Peer Jaekel, der versucht einen der größten Breitensportvereine Deutschlands für den Profifußball zu wappnen. „Bei 2000 Zuschauern beginnt der Spaß, und wir wünschen uns schon, bei jedem Spiel mindestens so viele Zuschauer zu haben.“

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Ticketeinnahmen sind laut Jaekel auch aus finanzieller Sicht „extrem wichtig“. Selbst gestandene Drittligisten könnten ohne diese Einnahmen nicht überleben. „Wir müssen jetzt natürlich zusehen, dass wir den Gesamtberliner für unseren Fußball begeistern“, sagt er. Die Mannschaft gehe in Vorleistung, und jetzt sei es auch seine Aufgabe Zuschauerinnen und Zuschauer ins Stadion zu locken. Dazu versucht Viktoria die vielen Vereinsmitglieder zu mobilisieren und neue Aktionen zu starten. Das Spiel gegen Havelse wird kreativ als After-Work-Match beworben. Allerdings mache es die Coronasituation und die Diskussion um 2G und 3G nicht leichter, neue Fans zu mobilisieren.

Die lange Corona-Pause von acht Monaten ist für Viktoria nicht nur aus sportlicher Sicht zur Unzeit gekommen. „Wir haben im letzten Herbst eine extreme Euphorie erfahren“, sagt Jaekel über die Zeit, als die Mannschaft in der Regionalliga von Sieg zu Sieg eilte. Dann kam die Unterbrechung. „Wir sind quasi auf der kalten Pfanne ohne strukturell gewachsene Vermarktungsmöglichkeiten in die Dritte Liga gekommen“, sagt Jaekel. Und das als Amateur- und Breitensportverein. Außerdem wurden mit dem Aufstieg die Auflagen des Deutschen Fußball-Bundes an den Verein strenger, von genügend Personal in der Verwaltung bis zum Stadion.

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Als Jaekel vor etwa zwei Jahren zu Viktoria kam, hatte der Verein noch ganz andere Probleme. Damals war gerade ein chinesischer Investor bei Viktoria eingestiegen und kurz darauf wieder abgesprungen. „Es war schon eine herausfordernde Situation. Jeder weiß, wie das geendet ist“, sagt er. Ohne den aktuellen Investor Zeljko Karajica würde es den Verein in der Form nicht mehr gegeben, glaubt Jaekel. Stattdessen wäre es auf eine Neugründung unter einem anderen Namen hinausgelaufen. „Grundsätzlich habe ich jetzt das Gefühl, dass wir uns da sehr gut rausentwickelt haben.“

Der Austausch zwischen Jaekel, Sportdirektor Rocco Teichmann und Trainer Benedetto Muzzicato ist sehr aktiv. „Muzzi und ich kennen uns seit 20 Jahren“, sagt Jaekel. Beide haben zusammen Trainerscheine gemacht und eine ähnliche, wenn nicht sogar identische Idee vom Fußball. „Das Grundprinzip ist, dass wir in jedem Spiel selbst entscheiden wollen, ob wir erfolgreich sind oder nicht. Um das zu erreichen, müssen wir immer aktiv sein.“ Das klappt in der neuen Liga bislang ausgezeichnet. Auch am zehnten Spieltag besteht wieder die Chance, Tabellenführer zu werden. „Erfolg macht hungrig“, sagt Jaekel. „Wir wollen uns nicht kleiner machen, als wir sind, aber jetzt auch keine großen Parolen raushauen.“ Das Saisonziel bleibt weiterhin der Klassenerhalt.

Luca Füllgraf

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