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Erfolgreich auch im Handbike. Alex Zanardi bei den Paralympischen Spielen von Rio.

© imago images/Pacific Press Agency

Zustand "sehr ernst": Ex-Rennfahrer Alex Zanardi verunglückt schwer

Der ehemalige Formel-1-Pilot Alex Zanardi und aktuelle Paralympics-Sieger verunglückt mit einem Handbike schwer.

Alex Zanardi verunglückte am Freitag mit seinem Handbike in Italien schwer. Medien berichteten, dass er bei Pienza auf einer abschüssigen Straße auf die Gegenseite geraten sei und mit einem Lkw kollidiert sein soll. Er wurde umgehend mit einem Rettungshubschrauber ins Universitätskrankenhaus von Siena geflogen. Die Ärzte sprachen von einer „heiklen neurochirurgischen Operation“, die unmittelbar eingeleitet wurde.Zanardi sei mit schweren Kopfverletzungen gebracht und knapp drei Stunden operiert worden, teilte das „Azienda Ospedaliera Universitaria Senesedas“ am späten Freitagabend mit. Zanardi wurde auf die Intensivstation verlegt, sein Zustand sei „sehr ernst“.

In Gedanken seien alle mit ihm, twitterte die Formel 1, in der Zanardi von 1991 bis 1994 und dann noch mal 1999 an insgesamt 44 Grand Prix teilnahm. „Du warst immer ein Kämpfer und wirst immer einer sein“, twitterte der Präsident des Automobil-Weltverbandes (FIA), Jean Todt, kurz vor Mitternacht: „Alex, die ganze FIA-Gemeinde unterstützt dich in diesem grausamen Moment.“ Schockiert zeigte sich auch der britsche Ex-Weltmeister Damon Hill bei Twitter.

„Für ihn, seine Familie und Freunde und Millionen Fans und Anhängern, wir beten für dich, Alex.“ Die gesamte Motorsportgemeinde sei bei ihm, schrieb der spanische Formel-1-Pilot Carlos Sainz: „Gib mehr als jemals zuvor.“

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Die Nachrichtenagentur AP berichtete, dass Zanardi ein schweres Kopftrauma erlitten haben soll. Mario Valentini, Trainer der italienischen Handbike-Mannschaft, der nach kurzer Zeit am Unfallort gewesen war, berichtete, dass Zanardi noch bei Bewusstsein gewesen sei und gesprochen habe. Zanardi bestritt ein Rennen für paralympische Athleten mit Handbikes oder Fahrrädern in der Toskana. Ausgerechnet er, ausgerechnet Zanardi, den das Schicksal schon einmal schwerst getroffen und auch gezeichnet hatte. Ausgerechnet diese Frohnatur. Ein Mensch, der andere mit seinem Lachen, mit seiner Lebensfreude, mit seinem Kampfgeist anstecken kann.

Sein Lebenseifer erschien unzerstörbar

Einer, der vor knapp 20 Jahren nach einem verheerenden Unfall auf dem Lausitzring schon mal mit dem Tod rang. Er bezwang ihn damals, nachdem er in der Champcar-Serie verunglückt war. Ein grauenvoller Unfall. Zanardi verlor bei dem Horrorcrash am 15. September 2001 beide Beine. Dass er den Unfall überlebte, bei dem er sich mit seinem Wagen gedreht hatte und ein Konkurrent mit dessen Wagen in ihn gekracht war, grenzte an ein Wunder.

Im Helikopter auf dem Weg zum Notfallkrankenhaus in Berlin hatte Zanardi siebenmal wiederbelebt werden müssen. Er hatte viel, viel Blut verloren. Aber Zanardi überlebte und kehrte nach einer langen Reha sogar zurück in den Rennsport. Bewundert von Kollegen, von Fans, von Menschen in aller Welt.
Der Lebenseifer des am 23. Oktober 1966 in Bologna geborene Zanardi schien einfach unzerstörbar. Oder wie es sein langjähriger Arbeitgeber BMW einmal schrieb: „Alessandro Zanardi ist ein Phänomen - und der lebende Beweis dafür, dass es keine Grenzen gibt, wenn man sich einer Herausforderung mit Leidenschaft und Begeisterung widmet.“
Nur zwei Jahre nach dem Crash saß Zanardi wieder im Cockpit eines Rennwagens - umgebaut für seine Bedürfnisse. Im Deutschen Tourenwagen-Masters hatte er vier Starts. Dann schlug Zanardi eine zweite Karriere ein, er gewann bei den Paralympics 2012 und 2016 jeweils zweimal die Goldmedaille mit dem Handbike.
Selbst vor dem Ironman machte Zanardi nicht halt und überwand alle Schwierigkeiten und Herausforderungen. Nun aber kämpft er gegen den schwersten Gegner, schon wieder. Und nicht nur die Motorsport-Welt betet, dass dieser Mensch auch diesen Kampf wieder gewinnt. „Alex hat schon genug Pech gehabt, dass er in Entschlossenheit und Siegergeist verwandelt hat“, schrieb der ehemalige Pilot und jetzige TV-Expete Martin Brundle. (dpa)

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