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Sport: Zwei Sieger, ein Verlierer

Von Frank Bachner Monaco. Bei 24 Grad ist es eher selten, dass durchtrainierte Sportler einen Hitzschlag bekommen.

Von Frank Bachner

Monaco. Bei 24 Grad ist es eher selten, dass durchtrainierte Sportler einen Hitzschlag bekommen. Aber es könnte ja schließlich doch mal passieren, und deshalb stand gestern gegen 17 Uhr unter der Sonne von Monaco ein Mitarbeiter von McLaren-Mercedes neben Formel-1-Pilot David Coulthard und hielt einen riesigen Sonnenschirm über ihn. Helden muss man schließlich pflegen.

Denn „der Held des Tages“, verkündete Mercedes-Sportchef Norbert Haug, „war er“. Er, David Coulthard, erzählte inzwischen einem halben Dutzend Mikrofonen, wie er den Großen Preis von Monaco gewann. Am Start natürlich. Wo auch sonst in Monaco, wo überholen schwieriger ist als Lottokönig zu werden. „Wir haben an der Startautomatik gearbeitet, das hat sich ausgezahlt“, sagte Coulthard. Letztes Jahr war der Schotte auf der Poleposition wegen einer kaputten Startautomatik stehen geblieben. Doch diesmal war er mit einem grandiosen Start am Trainingsschnellsten Juan Pablo Montoya (Williams-BMW) vorbeigerast. Damit war klar: Coulthard musste nur noch durchkommen.

Neben ihm vor dem Motorhome stand Michael Schumacher, der Weltmeister, in der Spätnachmittagssonne. Ohne Regenschirm, den 24 Grad gnadenlos ausgesetzt. Obwohl Schumacher sich angesichts seines zweiten Platzes vor Bruder Ralf im Williams zwar nicht als Held, aber zumindest auch als Sieger fühlen durfte. Denn Montoya, sein größter Rivale in der WM, war in der 47. von 78 Runden mit einem Motorschaden ausgeschieden. Doch an Coulthard kam Schumacher nicht vorbei, auch nicht nach seinem Boxenstopp. „Da konnte ich nur abwarten und hoffen“, sagte Michael Schumacher.

Einmal funkte er hoffnungsvoll an sein Team, dass an Coulthards Boliden Rauch aufsteige, aber es war nur etwas zu viel Öl im McLaren-Mercedes. Michael Schumacher fuhr hinterher, ohne überholen zu können. Der Deutsche nahm es gelassen: „Wir haben sechs wichtige Punkte im Kampf um die WM gewonnen. Das ist das Wichtigste.“ Außerdem wurde er bei der Siegerehrung nicht ausgepfiffen wie beim Rennen in Österreich.

Stattdessen wurde Coulthard gefeiert, weil endlich mal jemand anderes als Michael Schumacher gewann. Sein Sieg, sagte Coulthard, sei ja auch gut für alle Sportfans: „Wir haben die Fußball-WM, da müssen wir für interessante Dinge sorgen.“ Aber sein Sieg ist mehr als nur eine interessante Randnotiz. Coulthard meldet sich wieder zurück und mit ihm McLaren-Mercedes. Beide benötigten nach der bisher so katastrophal verlaufenen WM dringend ein Erfolgserlebnis. Bis gestern hatte McLaren-Mercedes in dieser Saison noch nicht gewonnen.

Doch der Sieg in Monaco ist wohl kaum der Anfang einer neuen Erfolgsserie. In den engen Kurven kamen nur die Probleme des Teams mit dem Motor nicht zur Geltung. Zudem waren die von McLaren genutzten Michelin-Reifen den Bridgestone-Pneus hier klar überlegen, die unter anderem Ferrari und Sauber benutzen. Auch deshalb landete Sauber-Pilot Nick Heidfeld im Qualifying nur auf Platz 17. Im Rennen kam er zwar auf Rang acht, aber nur, weil reihenweise Autos gegen Leitplanken und Reifenstapel prallten.

Rubens Barrichello im Ferrari und Kimi Räikkönen im McLaren-Mecedes zum Beispiel. Die krachten ausgerechnet vor Heinz-Harald Frentzen zusammen. Und dieser Crash verhinderte, dass Frentzen die spektakulärste Platzierung dieses Tages erreichte, Rang vier im eigentlich chancenlosen Arrows. Doch nach dem Crash flogen rote und silberne Trümmerteile in Frentzens Cockpit.

„Eins landete hinter meinem Rücken und drückte mich“, sagte der 35-Jährige. Das andere Teil landete in seinem Schoß. Frentzen warf es während der Fahrt weg. Vier Sekunden kostete ihn dieser Zwischenfall, noch mehr Zeit eine Panne beim Boxenstopp. Die Tankanlage war kaputt. Frentzen konnte nur 15 statt 70 kg Benzin aufnehmen und musste noch mal an die Box. Fisichella und Trulli profitierten davon. „Ich freue mich über den Punkt“, sagte Frentzen, „aber mich ärgert, dass ich so zwei Plätze verloren habe.“ Vielleicht gewinnt er wenigstens noch einen nachträglich zurück: Der Renault des Viertplatzierten Trulli war angeblich nicht regelkonform. Am Dienstag soll über eine Disqualifikation entschieden werden.

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