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Sport: Zwei streiten, einer freut sich

Mit seinem EM-Gold tritt Danny Ecker aus dem Schatten seiner Teamkollegen

Er hatte genug davon, im Schatten der anderen zu stehen, und so verkündigte Stabhochspringer Danny Ecker nach der Qualifikation: „Im Finale werde ich es ihnen zeigen.“ Er hielt Wort. Danny Ecker von Bayer Leverkusen wurde am Wochenende in Birmingham Hallen-Europameister, zum ersten Mal in seiner Karriere. Allerdings mit einer bescheidenen Höhe. 5,71 Meter hatte der Sohn der Weitsprung-Olympiasiegerin Heide Rosendahl-Ecker im ersten Versuch übersprungen. Niemand dachte, dass dies die Siegeshöhe sein würde. Doch sie genügte.

Plötzlich war der Streit zwischen Tim Lobinger und Björn Otto um Lobingers umstrittene EM-Nominierung kein Thema mehr. Lobinger hatte Otto zuletzt Unfairness vorgeworfen, weil Otto ihn in einem Wettkampf nicht hatte gewinnen lassen. Beide reden nur das Nötigste miteinander. Aber während Otto immerhin noch Bronze gewann (5,71 Meter nach drei Versuchen), landete Lobinger mit indiskutablen 5,51 Metern auf Rang fünf. Fabian Schulze, der wegen Lobinger zu Hause bleiben musste, dürfte es mit Entsetzen zur Kenntnis genommen haben.

„Müll“ – mehr fiel Otto erst mal nicht zu seiner Bronzemedaille ein. 5,90 Meter hat der 29-Jährige vor zwei Wochen bei den Deutschen Meisterschaften in Leipzig übersprungen, und in der Qualifikation in Birmingham überzeugte er mit guten Sprüngen. Danach lobte er die Anlage als „super schnell“ und prophezeite fürs Finale große Höhen. Dann hatte er jedoch Probleme mit der Wahl der richtigen Stäbe. Der Anlauf war zu schnell, das Material zu weich, und Otto am Ende enttäuscht: „Wahrscheinlich habe ich mich auch ein bisschen dusselig angestellt.“

Er war nicht der Einzige, und so endete der Wettkampf so schnell wie kaum ein Stabhochspringen. Nach gut einer Stunde stand fest, dass Ecker zum ersten Mal in seiner Karriere Hallen-Europameister geworden war. Bemerkenswert, denn Ecker stand schon vor dem Karriereende. 2005 war das, als er nach einer langen Verletzungsserie demotiviert war. Nichts erinnerte mehr an den fröhlichen Aufsteiger, der 2001 in der Halle 6,00 Meter übersprungen hatte. „Ich habe lange nachgedacht, ob das noch das Leben ist, das ich führen will“, sagt Ecker. Und er kam zu dem Schluss: Ja. „Das Reisen, die Wettkämpfe, die Aufregung, Momente wie diese – ich liebe diesen Sport und wollte es nochmal drauf ankommen lassen.“

Was folgte, beschreibt Ecker als einen „langwierigen Prozess, ein Kampf im Kopf, wieder Selbstbewusstsein aufzubauen“. Hinzu kam die Erkenntnis, dass er noch mehr Trainingseinsatz bringen muss. Ecker nahm vieles locker in der Vergangenheit, er war öfter bei McDonald’s, als ihm das gut tat.

Deshalb standen lange Otto und Lobinger im Mittelpunkt. „Es ist schon ein bisschen traurig, wenn die eigenen Leistungen untergehen, so eine gute Saison hatte ich schon lange nicht mehr“, sagte Ecker. „Aber ich kann auch gönnen. Björn verdient die Aufmerksamkeit, 5,90 Meter ist eine Höhe, die nicht so oft gesprungen wird in der Welt.“ Aber eine Höhe, die er sich auch wieder zutraut. Bei der Hallen-WM hat er einiges vor.

Einen Motivationsschub hat ihm seine drei Monate alte Tochter Marie gegeben. „Ich empfinde jetzt eine andere Verantwortung, auch wenn das kitschig klingt.“ Er denke viel an Marie. „Das hilft, konzentrierter zu sein.“ Doch das ist nicht immer so. Lobinger hat auch Kinder. Genützt hat es ihm in Birmingham nichts.

Susanne Rohlfing[Birmingham]

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