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Sport: Zweifel an der Reinheit des Besens

Der HSV prüft die Ära von Ex-Chef Hoffmann

In seinen acht Jahren beim Hamburger SV gehörten unterschiedliche Meinungen über seine Art der Vereinsführung immer zur Begleitmusik. Insofern überrascht es kaum, dass auch ein halbes Jahr nach seiner Entlassung weiter über Bernd Hoffmann debattiert wird. Im Kern geht es um die Frage, ob der ehemalige Vorstandsvorsitzende falsch oder richtig abgerechnet hat, ob er den Verein tatsächlich „besenrein“ übergeben hat, wie Hoffmann gern sagt. Das bezweifeln einige Kontrolleure. Vor allem aber zeigt der Vorfall, dass der Aufsichtsrat des HSV weiterhin in sich zerstritten und in zwei Lager geteilt ist. Drei Tage vor dem Spiel des Tabellenletzten in Bremen spricht beim HSV wieder mal keiner über den Sport. Eine nächste Schlammschlacht zeichnet sich ab.

Erste Zweifel an Hoffmanns Form des Wirtschaftens bekundete sein Nachfolger Carl Edgar Jarchow schon im Frühjahr, als er Wirtschaftsprüfer ein Gutachten über die Arbeit Hoffmanns erstellen ließ. Es ging damals vor allem um Beraterverträge – unter anderem ein Honorar für eine Hamburger Agentur, die den HSV (und Hoffmann selbst) in PR-Fragen beraten hatte und dafür 89 000 Euro in Rechnung stellte. Von den Prüfern hieß es damals, dass die Ergebnisse des Gutachtens aus juristischer Sicht nicht zu verwerten seien.

Ein Teil des Aufsichtsrates war damit zufrieden – diejenigen nämlich, die zum Lager der Hoffmann-Befürworter zu zählen sind und in seiner Amtszeit tatsächlich vieles abgenickt hatten, ohne jedes Vertragsdetail zu kennen. Die Hoffmann-Gegner aber wie Martin Ertel kritisieren bis heute fehlende Transparenz, mangelnde Kommunikation und zu hohe Beraterzahlungen. Deswegen haben sie Anfang der Woche eine Hamburger Anwaltskanzlei eingeschaltet. Ein ganzer Katalog mit Fragen zu früheren Verträgen soll Hoffmann zugestellt werden. Hoffmanns Amtszeit soll juristisch überprüft werden. Zu gern würden Ertel und Co. ihm Verstöße gegen die Vereinssatzung nachweisen, vor allem im Fall Siegenthaler: ein sechsstelliges Honorar soll DFB-Chefscout Urs Siegenthaler vom HSV bekommen haben, obwohl er seinen Posten als Sportchef nie antrat.

Die kritischen Räte stoßen sich daran, dass es keinen schriftlichen Vertrag mit Siegenthaler gegeben habe. Neben seinem Job beim DFB hatte er in der ersten Jahreshälfte 2010 für den HSV gearbeitet, ehe er im Sommer überraschend absagte. Für Talentsuche und Präsentationen seiner Arbeit in Hamburg habe er normale Honorare erhalten, sagt Siegenthaler.

Den kritischen neuen Kontrolleuren um Ertel geht es nicht nur um Kritik an Hoffmanns Vereinsführung, sie halten auch ihren langjährigen und Hoffmann- freundlichen Kollegen vor, früher beim Kontrollieren vielleicht mal ein Auge zugedrückt zu haben. Das nervt die Fraktion der „Alten“. Einer von ihnen ist Chefkontrolleur Ernst-Otto Rieckhoff. Ihm hatte das Testat der Wirtschaftsprüfer vom Frühjahr völlig gereicht.

 Frank Heike[Hamburg]

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