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Nicht zu fassen. Uwe Hünemeier (links) und Emil Jula sind manchmal selbst überrascht, welche Erfolge ihre Mannschaft in dieser Saison erreicht.

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Zweite Liga: Cottbus Favorit im Derby gegen Union

Cottbus’ Trainer Claus-Dieter Wollitz hat mit Offenheit viel Vertrauen geschaffen und geht heute als Favorit ins Spiel gegen Union. Die Berliner müssen derweil weiterhin auf einige Verletzte Spieler verzichten.

Die Geschichte, wie Claus-Dieter Wollitz zu seinem Spitznamen kam, geht so: „Ihr könnt Pelé zu mir sagen“, soll er sich seinen Mitspielern bei Schalke am ersten Trainingstag vorgestellt haben. Wollitz war da 18 Jahre alt, er bestreitet die Version bis heute. „Zu dieser Zeit hatte ein junger Spieler in der Ecke zu sitzen und nur was zu sagen, wenn er gefragt wurde“, so Wollitz. Er habe das gehasst und sich geschworen, dass in seinen Mannschaften ein anderes Klima herrschen würde, sollte er je Trainer werden.

Claus-Dieter Wollitz ist tatsächlich Trainer geworden. Ein recht erfolgreicher sogar. Vor dem heutigen Spiel gegen den 1. FC Union (20.15 Uhr, live bei Sport1) liegt seine Mannschaft Energie Cottbus in der Zweiten Liga nicht weit von einem Aufstiegsplatz entfernt. Viel wichtiger ist Wollitz aber die Art und Weise, wie dieses Abschneiden zustande gekommen ist. „Wir spielen einen schnellen, modernen und offensiven Fußball.“

Es hat sich einiges geändert bei Energie, seit Wollitz die Mannschaft im Sommer 2009 übernommen hat. Schnell, modern und offensiv spielten in Cottbus früher allenfalls die Gegner. Im Stadion der Freundschaft wurden Siege errungen und nur selten erspielt. Wo einst viel Krampf war, ist heute Spektakel. „Wer zu uns ins Stadion kommt, kriegt was geboten“, erzählt Wollitz. Was vor Jahren wie ein Schwarz-Weiß-Film daherkam, ist heute Eventkino. Am dritten Spieltag trennte sich Cottbus 5:5 vom Karlsruher SC. Nach dem Schlusspfiff beklatschten die Fans im Stadion minutenlang ihre Mannschaft, die einen 2:5-Rückstand beinahe noch in einen Sieg umgewandelt hätte.

Cottbus-Trainer Claus-Dieter Wollitz
Cottbus-Trainer Claus-Dieter Wollitz

© dpa

Es sollte nicht die letzte Aufführung dieser Art bleiben. Vor zwei Wochen schlug Energie zu Hause den bis dahin unbesiegten Tabellenführer Aue 6:0. „In dieser Mannschaft steckt so viel Potenzial“, sagt Wollitz, der nicht nur die Spielweise von Energie geändert hat. Früher standen dort hauptsächlich preisgünstige Osteuropäer unter Vertrag, die den Klub nur als Durchlaufstation für eine Karriere in den westlichen Ligen nutzten. Es gab Begegnungen, da liefen bei Energie elf Spieler aus elf verschiedenen Nationen auf, nur aus Deutschland kam keiner. Zu Bundesligazeiten brachte das dem Verein außerhalb von Cottbus keine Sympathien ein. „Wenn ein Spieler aus einem anderen Land kommt, heißt das nicht automatisch, dass er sich nicht mit dem Verein identifiziert. Aber ich denke, dass es für eine Mannschaft am gesündesten ist, wenn 70 Prozent Einheimische sind“, sagt Wollitz.

Heute spielen in Cottbus vor allem junge, „hungrige Spieler“, wie Wollitz sagt, die „etwas mit dem Klub erreichen wollen“. Leistungsträger wie Marc-Andre Kruska, Uwe Hünemeier oder Nils Petersen sind alle unter 25 Jahre alt. Energie wird diese Spieler nicht ewig in Cottbus halten können, das weiß auch Wollitz, aber soweit will er nicht denken. „Wichtig ist, dass sich jeder von ihnen bestmöglich entwickelt.“

Wollitz ist Cottbus’ bestes Argument, wenn es darum geht, junge Spieler zu halten. Seine Arbeitsweise kommt nicht nur bei den Zuschauern an, auch im Team genießt der Trainer größtes Ansehen. Er ist transparent, das schätzen die Spieler. Seine Entscheidungen erklärt Wollitz lange und ausgiebig. Alles wird im Kreis der Mannschaft besprochen. „Ich will eine Atmosphäre des Vertrauens schaffen, Geheimnisse gibt es nicht“, sagt Wollitz. Während einer schlechten Phase redet er noch mehr mit einem Spieler.

Aktuell hat er diesbezüglich weniger zu tun, vor dem Spiel gegen Union fehlen nur der verletzte Daniel Adlung und der gesperrte Alexander Bittroff. Beim Gegner sieht es schlechter aus. Unions Trainer Uwe Neuhaus muss auf acht verletzte Spieler verzichten, und hinter den Einsätzen der Verteidiger Christian Stuff und Daniel Göhlert steht ein Fragezeichen. Nach der Niederlage gegen Bochum spricht Neuhaus von einem „sehr schweren Spiel gegen einen starken Gegner“.

Auch Wollitz sagt: „Wir sind Favorit, und wir werden alles tun, damit wir gewinnen.“ Der Cottbusser Coach will unbedingt Kontakt zu den ersten drei Plätzen halten. „Ganz ehrlich, ich weiß nicht, ob wir noch mal eine so gute Chance zum Aufstieg bekommen wie dieses Jahr.“

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