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Zweite Liga: Gefühl für etwas Verrücktes

Der SC Freiburg steht vor dem Aufstieg in die Bundesliga – dank Reservist Banovic. Hingegen sitzen Mainz die Verfolger im Nacken.

Freiburgs Trainer Robin Dutt zeigte Mittelfeldspieler Ivica Banovic die Faust, bevor er den Kroaten auf Feld schickte. Zeit für längere Anweisungen hatte der Trainer des Zweitliga-Spitzenreiters nicht, weil Johannes Flum wegen eines Pferdekusses ausgewechselt werden musste. Als der Kroate in der 59. Minute in Mainz eingewechselt wurde, hatte er das Gefühl, „dass ich etwas Verrücktes machen würde“. Sein Gespür täuschte ihn nicht. Neun Minuten später erzielte er per Kopf den 2:1-Siegtreffer des SC beim Zweiten FSV Mainz 05, was seinen Trainer besonders freute, „weil Ivica ein vorbildlicher Profi ist und sich nie negativ geäußert hat, wenn er nicht gespielt hat“. Höchstens 15 Minuten lang war der frühere Bremer und Nürnberger in der Rückrunde zum Einsatz gekommen, so dass der Edelreservist, der nur eines seiner 16 Saisonspiele über die komplette Distanz bestritten hat, schon froh war, für seine Verhältnisse so früh eingewechselt zu werden. „Ich brenne immer“, sagte Banovic und strahlte über das ganze Gesicht, während Vorbereiter Julian Schuster beim Weg in die Kabine erst einmal einen Jubelschrei losließ.

„Bei uns ist die Erleichterung groß, dass wir dieses Sechs-Punkte-Spiel gewonnen haben“, sagte Banovic in Anbetracht von nur einem Punkt in den vorangegangenen drei Spielen und sprach bei nun sechs Zählern Vorsprung auf den Dritten Nürnberg von einem großen Schritt in Richtung Aufstieg. An diesem hatte der 28-Jährige großen Anteil, was er auch auf seine Tätowierung am rechten Bizeps zurückführte. „Deine beste Zeit war nicht, deine beste Zeit kommt nicht, jetzt ist die beste Zeit“, stand da zu lesen, wobei das Motto des Kroaten auch die gegenwärtige Situation der Breisgauer, die nach vier Jahren in die Erste Liga zurückwollen, beschreibt. Diese ließen sich auch nicht vom Führungstreffer durch Nikolce Noveski nach einem Torwartfehler von Simon Pouplin und einer schwachen ersten Hälfte stoppen, sondern übernahmen nach dem Ausgleich durch Mohamadou Idrissou vor 20 300 Zuschauer das Kommando. „Die Mannschaft gibt sich nicht auf, hat einen Supercharakter und Teamgeist“, beschreibt Dutt die Vorzüge seiner Mannschaft. „Das war ein Big Point, aber wir sind noch nicht aufgestiegen“, wiegelte der SC-Coach nach dem kleinen Meisterstück in Mainz aber ab.

Dagegen herrschte bei den von einem Heimkomplex geplagten Gastgebern Tristesse. Mit einem Kopfschütteln quittierte Präsident Harald Strutz die Niederlage seiner zuletzt in neun Spielen am Bruchweg nur einmal siegreichen Elf. Nur Schlusslicht Wehen Wiesbaden hat bisher weniger Punkte zu Hause geholt. „Mit so einer Heimbilanz können wir nicht aufsteigen“, sagte Manager Christian Heidel, der Mainz nach dem knapp verpassten Aufstieg im Vorjahr unter Jürgen Klopp noch einmal kräftig verstärkt hatte. „Das tut richtig weh und ist ein kleiner Fluch. Es kam alles Negative zusammen“, sagte Trainer Jörn Andersen und spielte darauf an, dass sein Team die letzten 15 Minuten in Unterzahl spielen musste, nachdem sich Markus Feulner am Oberschenkel verletzt hatte und das Wechselkontingent ausgeschöpft war. Während Dutt auf dem besten Weg ist, aus dem Schatten seines Vorgängers Volker Finke zu treten, gibt es in Mainz Zweifel an den Qualitäten Andersens. Vielleicht hilft es dem Norweger ja, dass Dutt dem FSV die Daumen drückt, dass er mit dem SC aufsteigt, „weil meine Frau aus Mainz kommt“.

Jürgen Heide[Mainz]

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