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Einsatz in Gefahr. Unions Mario Eggimann meldete sich am Freitag krank. Foto: imago

© imago/Bernd König

Zweite Liga: Union Berlin: In der Schwebe

Am Montagabend empfängt der 1. FC Union Energie Cottbus. Bereits vor dem Spiel haben die Köpenicker den Aufstieg abgehakt - oder etwa doch nicht?

Es ist schon ein paar Tage her, als Jörg Böhme den 1. FC Union besuchte. Der ehemalige Fußball-Nationalspieler hospitierte bei Trainer Uwe Neuhaus, verfolgte aufmerksam die Trainingseinheiten und machte sich Notizen. Alles zur Vorbereitung auf die eigene Trainerkarriere.

Inzwischen ist Böhme selbst für einen Zweitligisten verantwortlich, mit seiner Mannschaft Energie Cottbus gastiert er am Montagabend im Stadion An der Alten Försterei (20.15 Uhr, live bei Sport 1). „Ich hoffe, dass er damals bei uns nicht zu viel gesehen hat“, sagt Uwe Neuhaus über Böhme. Unions Trainer meinte das mehr im Spaß, sein Gesichtsausdruck verriet jedoch mehr Ernst, als ihm lieb war. Böhme hat sich bei seiner ersten Trainerstation gleich Respekt verschafft unter den Kollegen der Zweiten Liga. Ende Februar übernahm er die Mannschaft in einer scheinbar aussichtslosen Position, Cottbus galt vielen Experten als sicherer Absteiger. Nach neun Punkten aus den vergangenen fünf Spielen unter Böhme besitzt der FC Energie wieder gute Chancen, den Klassenerhalt doch noch zu schaffen. Der Rückstand auf den Relegationsplatz beträgt vor dem Spiel gegen Union vier Punkte.

„Es ist nach wie vor so, dass sie unbedingt gewinnen müssen“, sagt Neuhaus. Darin liegt der Unterschied zur Situation des 1. FC Union. Zumindest wenn man der offiziellen Version der Verantwortlichen Glauben schenken mag. Nach dem 1:2 in Sandhausen hatten die den Aufstieg in die Bundesliga als nicht mehr zu schaffen abgetan. Trainer Neuhaus bekräftigte dies noch mal. „Fakt ist, dass es für die ersten drei Plätze nicht reicht“, sagte er. Demnach beginne jetzt die Vorbereitung auf die kommende Saison.

Oder doch nicht? Auf die Frage, ob er denn jetzt Spieler einsetzen werde, die bisher nicht so oft zum Einsatz gekommen sind, sagt Neuhaus: „Die Gedanken macht man sich natürlich, ob man mehr auf die Zukunft setzt. Aber unsere Situation ist nicht dazu da, herumzuexperimentieren.“

Neuhaus’ Reaktion zeigt, dass sie beim 1. FC Union immer noch nicht so richtig wissen, wie sie mit der aktuellen Situation umgehen sollen. Man befindet sich in einer Art Schwebezustand. Irgendwo zwischen Ernüchterung und Hoffnung. Offiziell ist der Aufstieg kein Thema mehr, aber vorausgesetzt, man gewinnt das Heimspiel gegen Cottbus, würde der Rückstand auf den zweiten Tabellenplatz sieben Punkte betragen. Ein großer, aber nicht unmöglich aufzuholender Rückstand bei sechs noch ausstehenden Spielen. Diese zumindest theoretische Chance durch Experimente bei der Aufstellung abzuschenken, damit tut sich Neuhaus gedanklich schwer. Gut möglich, dass er aus diesem Grund auch auf das angestammte Innenverteidigerduo setzt, obwohl Mario Eggimann und Fabian Schönheim in der vergangenen Woche nur eingeschränkt trainieren konnten. Eggimann meldete sich am Freitag wegen einer Erkältung krank ab, Schönheim bereitete die Muskulatur im Oberschenkel Probleme. Geschont wird wohl trotzdem niemand. „Außerdem haben wir eine Verantwortung den Zuschauern gegenüber“, sagt Neuhaus. Das Stadion An der Alten Försterei wird am Montagabend ausverkauft sein.

Jörg Böhme freut sich auf „die sensationelle Kulisse“, wie er sagt. Und darauf, dass die Eindrücke aus seiner Zeit in Berlin ihm womöglich den entscheidenden Vorteil verschaffen. Sebastian Stier

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