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Mund abputzen und weiter. Julian Schieber, der nach einem Kopfstoß blutete und einen Turban tragen musste, hat die Chancenlosigkeit seines Teams ins Leipzig anerkannt. Jetzt müsse das Heimspiel gegen Darmstadt gewonnen werden.

© imago/Annegret Hilse

Zweite Niederlage in Folge: Hertha BSC muss zum Ölwechsel

Hertha BSC ist von Rasenballsport Leipzig vorgeführt worden, gegen Darmstadt 98 geht es nun darum, den guten Eindruck der Hinrunde nicht zu verspielen.

Pal Dardai zog den Reißverschluss seiner Trainingsjacke nach oben und ging auf die Laufrunde. Ein bisschen den Kopf frei kriegen im Berliner Winter-Niesel. Zuvor hatte Herthas Trainer am Sonntagvormittag zwanzig Minuten mit dem Vereinspräsidenten gesprochen. Nein, keine Krise, erzählte Dardai. Der Präsident sei immer noch ganz zufrieden, nur ein kleiner Meinungsaustausch halt, wie er ab und zu stattfinde. Seinen Spielern hatte Dardai trainingsfrei gegeben.

Der 40 Jahre alte Ungar ist eigentlich nicht der Typ Trainer, der einer Mannschaft nach zwei verlorenen Spielen in Folge frei gewährt. Aber er hatte ein Einsehen, zu deutlich war das Spiel am Vortag bei RB Leipzig ausgefallen. Der aufstrebende Gastgeber hatte den Berlinern eine selten erlebte Vorführung in Sachen Spieldominanz und Laufleidenschaft erteilt. „Wir haben keine Chance gehabt, nicht mal auf einen Punkt – sie waren zu schnell für uns“, sagte Dardai und kam zu der Erkenntnis: „Es ist schwer, wenn man nicht mithalten kann.“

Es ließe sich trefflich darüber diskutieren, ob die passive Taktik, die Dardai gewählt hatte, die gierigen Leipziger auch zu einem früheren Saisonzeitpunkt hätte aufhalten können. Oder ob sie die Mannschaft von Ralph Hasenhüttl nicht noch zusätzlich ermutigte. Und so wirkte es ein bisschen, als hätte Hertha das Spiel schon im Vorhinein ein bisschen hergeschenkt, wie es vielleicht ein Team vom unteren Tabellenrang täte, weil es nicht über die geeigneten Mittel und Möglichkeiten verfügt. Doch Hertha BSC hat bis hierhin eine viel beachtete Runde gespielt. Hätte Hertha nicht selbstbewusster in das Duell ziehen müssen, anstatt diesen Einknick-Fußball anzubieten?

Hertha findet nicht die richtige Antwort

„Wir konnten unsere Fähigkeiten nicht ausspielen“, sagte Dardai zwar, aber dann hätte der Spielplan wohl auch ein anderer sein müssen. Ja, in Leipzig darf man verlieren, aber es muss vielleicht nicht mit Ansage passieren. „Alles, was wir an Arbeit reingesteckt haben, haben wir von der ersten Sekunde auf den Platz bekommen“, konnte Hasenhüttl sagen, nachdem auch seine Mannschaft das Spiel zuvor verloren hatte.

Die Berliner haben auf ihre Niederlage vor einer Woche gegen Bremen nicht die richtige Antwort gefunden. Ausrichtung und Aufstellung waren mutlos. „Wir wollten ein schmutziges Spiel abliefern und hier vielleicht einen Punkt mitnehmen“, sagte hinterher Julian Schieber. Doch er und seine Mitspieler haben feststellen müssen, dass Leipzig an diesem Tag in allen Mannschaftsteilen enorme Geschwindigkeitsvorteile und insgesamt mehr Power hatte. Bei den Berlinern kamen nur lange Schläge ins Leere heraus, nichts Konstruktives war zu sehen gewesen. Und so war es „frustrierend“, wie es Kapitän Vedad Ibisevic befand, man habe als Mannschaft nicht funktioniert.

Er wollte nicht sagen, die Luft sei raus, aber schon vor einer Woche gegen Bremen hat Dardai gespürt, dass seine Mannschaft auf dem Zahnfleisch krauche. Beide Niederlagen so kurz vor der Weihnachtspause hätten „nichts mit Angst und mit Taktik“ zu tun, „wir sind ein bisschen müde“, sagte er. „Die Kombinationen und das Passspiel, all das, was uns stark gemacht hat, ist nicht mehr da.“ Auch deshalb sei es gut, dass die Pause kommt.

Dardai wählt die Auto-Metapher

Doch jetzt gelte es den Blick auf Mittwoch zu richten, „alles andere hat keinen Sinn“, sagte Julian Schieber. Und so geht es für Hertha auch ein bisschen darum, den letzten Eindruck für sich zu verbuchen und mit einem guten Gefühl in die Winterpause zu gehen. Während die aufregenden Leipziger am Mittwoch zum Gipfel nach München reisen, empfangen die Berliner Darmstadt 98. „Wir wollen noch einmal ans Limit gehen und alles dafür tun, die drei Punkte zu holen“, sagte Pal Dardai.

Er werde eine Mannschaft auf den Rasen des Olympiastadions schicken, die bissig ist und sich noch einmal alles abverlangen werde. Ein Dreier für 30 Punkte – das wäre eine gute Ausbeute. Danach hätten sich alle eine Pause verdient, oder wie Dardai es sagte: „Wie mit einem Auto: Wir gehen dann zum Service und lassen das Öl wechseln.“

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