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Gute Haltung. In dieser Situation hat der Dresdner Florian Jungwirth Gaetano Manno unter Kontrolle. In einer anderen erzielte der Osnabrücker den einzigen Treffer.

© dpa

Zweitliga-Relegation: Osnabrück glaubt nach 1:0 über Dresden an die Zweite Liga

Nach dem 1:0 gegen Dresden rechnet sich Osnabrück gute Chancen auf den Aufstieg in die Zweite Liga aus. Dabei hätte der Sieg sogar noch höher ausfallen können - oder sogar müssen.

Es war eine kuriose Szene: Auf der Anzeigetafel leuchtete weiß das 1:0 für den VfL Osnabrück gegen Dynamo Dresden. Doch Dresdens Fans jubelten, als hätten sie gerade den Ausgleich erzielt. Mindestens. Und während Dynamos Fans im gegenüberliegenden Gästeblock jubelten, stand Dresdens Torhüter Benjamin Kirsten allein in seiner Spielhälfte und ballte die Faust. Denn kurz zuvor hatte er in der 58. Minute einen Handelfmeter gegen Timo Staffeldt gehalten und somit sein Team im Spiel gehalten. „Dank Benni stehen uns weiter alle Tore offen“, sagte Dresdens Trainer Peter Pacult nach dem Spiel.

Es war keine spielentscheidende Szene, zumindest nicht am Freitagabend. Aber sie könnte am kommenden Dienstag noch entscheidend werden. Denn sollte Dynamo im Relegationsrückspiel zu Hause doch noch das 0:1 aus dem Hinspiel wettmachen und den Klassenerhalt feiern, dürfte Kirstens gehaltener Elfmeter der Grundstein dafür gewesen sein. „Wir haben es jetzt noch selbst in der Hand und die Chance, vor vollem Haus alles klarzumachen“, sagte der Torhüter.

Dass dies nicht schon nach dem Hinspiel der Fall ist, ärgerte die Dresdner zunächst. Denn bis zum Elfmeter hatte der Zweitligist zahlreiche Chancen, die Angelegenheit für sich zu entscheiden. Doch sowohl Tobias Müller als auch Idir Ouali vergaben ihre Möglichkeiten in der ersten Halbzeit – Ouali vertändelte den Ball aussichtsreich im Strafraum, und gegen Müller klärte VfL-Torhüter Manuel Riemann eindrucksvoll mit einer eingesprungenen Grätsche.

Auf den Tag genau zwei Jahre zuvor hatte Dynamo an selber Stelle mehr Glück. Damals siegte der Drittligist in der Relegation beim Zweitligisten Osnabrück mit 3:1 und stieg auf.

Diesmal war das Glück – oder Können – aufseiten der Osnabrücker: Einen kurz ausgeführten Eckball zog Gaetano Manno aus rund 25 Metern aufs kurze Toreck und traf zum 1:0 kurz vor der Pause. Torwart Kirsten war sichtlich überrascht, sprang dem Ball noch hinterher – vergebens. Von einem Fehler wollte er aber nichts wissen. „Das war ein Kabinettstückchen von Manno. Ich wüsste nicht, was ich hätte anders machen sollen. Man muss auch mal anerkennen, wenn einer ein schönes Tor macht.“

Fast hätte der VfL Osnabrück nach der Pause das geschafft, was Trainer Alexander Ukrow später als „des Guten zu viel“ bezeichnete: Nach einem Handspiel von Dresdens Abwehrspieler Romain Brégerie im Strafraum gab es Elfmeter. Timo Staffeldt trat an gegen Kirsten. In der abgelaufenen Saison hat der Dresdner Torwart schon vier von sechs Strafstößen gehalten – der beste Wert der Liga. Nach Staffeldts Schuss sind es fünf von sieben. Wenn seine Vorderleute schon keine Tore erzielten, hielt wenigstens der Sohn des ehemaligen Bundesliga-Torjägers Ulf Kirsten Dynamo im Spiel.

Beide Fangruppen reagierten auf diese Szene ähnlich: Während Dresdens Anhänger ihre Freude mit Dynamo-Schlachtrufen herausbrüllten, schrien die Osnabrücker Zuschauer in Jetzt-erst-recht-Manier ihr Team weiter nach vorne. Die weitgehend faire und grandiose Stimmung im mit 15 500 Zuschauern ausverkauften Stadion riss nie ab. Würde die Unterstützung von den Rängen darüber entscheiden, wer nächste Saison in der Zweiten Liga spielt, hätten sich an diesem Abend beide Teams qualifiziert. Vor zwei Jahren hatte es noch anders ausgesehen: Dresdner Fans stürmten vor Spielschluss den Platz, und VfL-Anhänger versuchten später, den Vip-Raum zu verwüsten.

Diesmal sorgten mehrere Hundertschaften der Polizei dafür, dass alles geregelt ablief. Auch auf dem Platz blieb es relativ fair. Einmal jubelten noch die Osnabrücker, doch der Treffer von Simon Zoller wurde wegen Abseits abgepfiffen. Auf der anderen Seite verpasste Dresdens Robert Koch eine Möglichkeit nach Flanke des eingewechselten Dzmitry Khlebosolov. „Wir haben das Minimalziel erreicht und sogar zu Null gewonnen“, sagte Osnabrücks Trainer Ukrow. „In Dresden müssen wir uns aber steigern.“ Dynamo zog das Positive aus der Situation, im ausverkauften Stadion vor rund 30 000 Zuschauern am Dienstag das Ergebnis noch korrigieren zu können. Kirsten, der Garant dafür, wollte seinen Anteil noch nicht bewerten: „Ich würde mich über den Elfmeter freuen, wenn er am Dienstag zu irgendetwas beigetragen hätte.“

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