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Sport: Zwischen Fouls und Fäusten

Bei Alba Berlins zweitem Finalsieg über Bamberg bleibt der Basketball auf der Strecke

Berlin. Über den Schiedsrichter Boris Schmidt gingen am Mittwochabend die Meinungen auseinander. Da war der Basketballtrainer Dirk Bauermann, der den Unparteiischen nach der Schlusssirene heftig beschimpfte. „Er hat geschrien, mich am Arm gefasst und herumgerissen“, sagte Boris Schmidt, „das fasse ich als Tätlichkeit auf.“ Er vermerkte diese Szene in seinem Bericht an das Ligabüro, das nun ermittelt. Eine Viertelstunde später bei der Pressekonferenz hatte sich der Trainer der TSK Bamberg immer noch nicht beruhigt. Bauermann sagt: „Boris Schmidt hat das Spiel entschieden, das darf ein Schiedsrichter nicht machen.“ Und da war Emir Mutapcic. Der Trainer von Alba Berlin sagte: „Wir haben heute die beiden besten Schiedsrichter Deutschlands gehabt.“

Es ist bezeichnend für Alba Berlins 81:75-Sieg im zweiten Finalspiel um die Deutsche Meisterschaft, dass nach dem Spiel nicht die basketballerischen Darbietungen im Mittelpunkt standen. „Das war heute nicht unser bestes Spiel“, sagte Mutapcic. 61 Fouls hatten jeglichen Spielfluss zerstört, ein Faustschlag von Bambergs Rick Stafford gegen Marko Pesic, ein Ellbogenstoß von Albas Centerspieler Jovo Stanojevic gegen Uvis Helmanis bildeten die Tiefpunkte der Aggressionen. Stefano Garris sagte: „Wir haben gekämpft bis zum Schluss.“

Mit neun Punkten lagen die Berliner dreieinhalb Minuten vor dem Ende zurück, doch dann drehten sie noch mit einer 16:0-Serie das Spiel. Dieses Comeback ist typisch für das Alba-Team der Saison 2002/2003. Es scheint, als brauche die Mannschaft Rückstände, um ein Spiel dann am Ende doch noch zu gewinnen. „Wir denken einfach nie an Niederlagen“, sagt Marko Pesic, „solange das Spiel läuft, haben wir eine Chance.“ Trainer Dirk Bauermann wusste um diese Stärke der Berliner. „Alba bringt das Spiel im vierten Viertel auf ein höheres Niveau“, sagte der Bamberger Trainer, „darauf muss man seine Mannschaft vorbereiten.“

In der Schlussphase fehlte ihm Spielmacher Derrick Taylor, der bereits im ersten Viertel verletzt ausgeschieden war. Zusätzlich musste Bamberg in dieser Phase elf Foulpfiffe verkraften. Darunter war auch ein technisches Foul gegen Dirk Bauermann 103 Sekunden vor der Schlusssirene. „Ich habe gar nichts gesagt, sondern mein Taktikbrett auf den Boden geworfen“, sagte der Coach, „wenn das Anlass genug ist, ein technisches Foul zu pfeifen, dann herzlichen Glückwunsch.“ Boris Schmidt erinnert die Szene anders. „Er ist zur Halbzeit bereits ermahnt worden“, sagte der Schiedsrichter, „und es stimmt auch nicht, dass er nichts gesagt hat – das sieht man auch im Fernsehen.“

Bundestrainer Henrik Dettmann wollte den Schiedsrichtern jedenfalls nicht die Schuld an der Wende geben. „Bamberg hat sich selbst geschlagen.“ Sofort nach dem Spiel fuhren die Bamberger zurück. „Wir werden einen Tag nicht in die Halle gehen“, sagte Bauermann, „wir müssen versuchen, die Köpfe frei zu bekommen.“

Alba führt nun in der Serie „Best of five“ mit 2:0 und kann bereits am Sonntag im dritten Finale in der Max-Schmeling-Halle (15 Uhr, live im DSF) den siebten Meistertitel in Folge holen. Die Berliner sind noch vorsichtig, zumal Teoman Öztürk einen Muskelfaseriss erlitten hat.. „Wir haben heute gesehen, wie gut Bamberg ist“, sagte Mutapcic. Und Stefano Garris weiß, was ihn und die Zuschauer am Sonntag erwarten wird. Der Nationalspieler stand im Foyer der Max-Schmeling–Halle, nahm beiden Fäuste nach oben, lachte kurz und sagte: „Das wird Krieg.“

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