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Sport: Zwischen Malta und Brasilien

Wie die DFB-Auswahl die pflichtspielfreie Zeit bis zur WM 2006 nutzen wird

Das Versprechen steht. „Wir werden keinen Leerlauf haben“, sagt Bernd Pfaff. Pfaff, der beim Deutschen FußballBund den Rang eines Direktors inne hat, ist beim DFB gemeinsam mit Generalsekretär Horst R. Schmidt für die Planung und Abwicklung von Fußball-Länderspielen zuständig. Und da tut sich derzeit ein Problem auf. Wird die Qualifikation für die Europameisterschaft im Herbst erfolgreich beendet, folgt im Sommer 2004 noch die EM-Endrunde in Portugal – und dann, ja, was dann? Danach gibt es zwei Jahre lang keine Pflichtspiele mehr für die deutsche Nationalmannschaft. Das nächste große Turnier ist die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland, für die das DFB-Team als Gastgeber automatisch qualifiziert ist. Attraktive Gegner könnten rar werden in dieser Zeit, weil die sich in ihren Gruppenspielen für die WM-Qualifikation anstrengen müssen.

„Das dürfte kein großes Problem werden. Wir haben in der Welt immer noch einen guten Ruf und entsprechend gute Angebote. In der WM-Qualifikation werden doch immer mal wieder Mannschaften spielfrei haben, gegen die wir dann antreten können“, sagt Pfaff.

Oliver Kahn, Torwart des FC Bayern und Kapitän der Nationalmannschaft, hat schon sehr konkrete Vorstellungen von kommenden Gegnern in Testländerspielen. Kahn sagt, er würde gerne häufiger mal gegen die großen Fußball-Nationen antreten. Also lieber zweimal gegen Brasilien verlieren, als einmal gegen Liechtenstein einen zweistelligen Sieg zu landen. Teamchef Rudi Völler setzt andere Prioritäten als sein Torhüter. Er möchte, dass seine Nationalmannschaft gegen Gegner mit möglichst vielen unterschiedlichen Spielkulturen antritt.

Um derlei Bedürfnisse kümmern sich nun Pfaff und Schmidt. Verzweifeln werden sie an ihrer Aufgabe nicht. „Warten wir doch einfach erst mal die Auslosung für die WM-Qualifikation ab“, sagt Pfaff. Trotzdem hat die Sache noch einen Haken: Der DFB muss sich wie alle anderen Nationen auch an den vorgegebenen Terminplan der Europäischen Fußball-Union (Uefa) und des Weltverbandes (Fifa) halten. Und da herrscht eine drangvolle Enge: 80 Prozent aller möglichen Termine sind für Qualifikationsspiele reserviert. Ein karger Rest von gerade mal 20 Prozent bleibt frei für Testspiele – wie zuletzt am 20. August die Partie der deutschen Mannschaft in Stuttgart gegen Italien (0:1).

In diesem Fall hatte sich Völler die Italiener ausdrücklich als Gegner erbeten. Pfaff und Schmidt erfüllten ihm den Wunsch. Eine unproblematische Angelegenheit, denn in diesem Fall begegneten sich zwei Wünsche. Die Italiener hatten ebenfalls einen starken Gegner gesucht und obendrein noch wert darauf gelegt, dass dabei die Reisekosten nicht ausufern.

Fragen über eventuelle Gagen waren ebenfalls zweitrangig. „Mit den Großen hat man die wenigsten Probleme, weil die aufgrund ihrer Attraktivität eigene Einnahmequellen haben und nicht über jedes Detail streiten“, sagt Pfaff.

Dass die Suche in der für Deutschland qualifikationsfreien Zeit aber schwieriger wird, ist dem 61-Jährigen bewusst: „Dann müssen wir vielleicht mal mehr gegen Mannschaften aus Afrika und Asien wie Nigeria oder Japan spielen, auf die wir auch während der WM treffen könnten. Es gibt genug Möglichkeiten.“ Zwei große Reisen hat der DFB bereits in Planung. Ende 2004 steht ein Trip nach Asien an, den Franz Beckenbauer im Rahmen der WM-Bewerbung für 2006 versprochen hatte und der schon einmal durch die nicht geplante Teilnahme an den Play-offs in der WM-Qualifikation im November 2001 gegen die Ukraine abgesagt werden musste. „Dieser Verpflichtung müssen wir jetzt nachkommen“, sagt Pfaff.

Ein Jahr später verbringt die DFB-Auswahl die Vorweihnachtszeit in Südamerika. Brasilien, Argentinien, Uruguay und Mexiko kommen als Kontrahenten in Frage. Die so genannten kleineren Gegner liegen dem DFB aber auch am Herzen. „Wir reden nicht nur von Solidarität, wir pflegen sie auch“, sagt Pfaff. Er verweist auf das für Mai 2004 terminierte Benefiz-Spiel der Egidius-Braun-Stiftung in Freiburg gegen Malta. Dennoch räumt er ein: „Spiele gegen Underdogs sind nicht einfach, um Fans, Sponsoren oder den Spielern einen Anreiz zu geben. Profis, die Champions League spielen, kannst du nicht dauernd Moldawien vorsetzen.“ Tsp

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