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Sport: Zwischen Toren und Terror

Das Leverkusen-Spiel bedeutet für Haifa ein Stück Normalität

Von Erik Eggers

Noch ist der israelische Sport nicht in der Normalität angekommen, doch dieser Zustand rückt näher und näher. Dabei sprechen die äußeren Umstände vor dem heutigen Champions-League-Spiel des israelischen Fußballmeisters Maccabi Haifa gegen Bayer Leverkusen (20 Uhr 45) dagegen. Wegen der Angst vor Terror muss Maccabi seine als Heimspiel deklarierten Begegnungen weiter im zypriotischen Nikosia austragen. Erneut kommt es dort zu scharfen Sicherheitsvorkehrungen; Spürhunde suchen nach Sprengstoff, ein großes Polizeiaufgebot ist vor Ort, und die Zuschauer gelangen nur durch Metalldetektoren ins Stadion.

Die israelischen Fans stören sich kaum daran. Sie begeistern sich am sportlichen Abschneiden des 1913 gegründeten Klubs – spätestens seit dem ersten Sieg einer israelischen Mannschaft in der Champions League, dem 3:0 in der vergangenen Woche gegen Olympiakos Piräus. Denn er eröffnete dem Außenseiter nach der 2:5-Niederlage zum Auftakt in Manchester unverhoffte Möglichkeiten. „Vor den Spielen wären wir mit ein oder zwei Punkten zufrieden gewesen“, sagt Trainer Itzhak Shum. „Jetzt wollen wir mehr.“ Sogar die Boulevardpresse konzentriert sich nun auf Verletzungen und mögliche Spielsysteme und nicht – wie vor dem ersten Spiel in Manchester – darauf, welcher Spieler das Trikot mit David Beckham tauschen werde.

Trainer Shum informierte sich vor fünf Jahren noch als Gast von Christoph Daum. Heute will er zeigen, was er damals gelernt hat. „Wir werden weiter offensiv spielen, alles andere ist nicht mein Stil und also auch nicht der meines Teams“, sagt Shum. Angeführt wird das Team von dem 19-jährigen Nigerianer Ayegbini Yakubou, der gegen Piräus einen Hattrick erzielte. Hinter Yakubou steht ein offensiv ausgerichtetes Mittelfeld. Dass Maccabi sich eine gut besetzte Mannschaft leisten kann, liegt vor allem an Yaakov Shahar. Seit zehn Jahren investierte der reiche Autoimporteur in sein Lieblingsprojekt – gut 20 Millionen Dollar. Über allem Engagement stand immer die Vision vom europäischen Spitzenfußball – eine Vision, die schon halbwegs in der Saison 1998/99 mit dem Erreichen des Viertelfinals im Europapokal der Pokalsieger verwirklicht wurde.

Maccabis sportliche Entwicklung ist deswegen so bemerkenswert, weil israelische Vereine erst seit einem Jahrzehnt in Europa mitkicken dürfen. Vorausgegangen war eine lange Odyssee des israelischen Fußballs durch verschiedene Kontinentalverbände, weil viele arabische Staaten die Spiele gegen Israel boykottierten. 1978 hatte der israelische Fußballverband erstmals die Aufnahme in den europäischen Verband Uefa beantragt, weil er kurz zuvor von der Asiatischen Föderation ausgeschlossen wurde. Der Antrag wurde aber abgelehnt – mit dem Hinweis auf „geographische Gegebenheiten“. Erst 1994 wurde Israel vollwertiges Mitglied der Uefa. Seitdem wurde der israelische Fußball Schritt für Schritt integriert, wurde spielstärker und selbstbewusster. Kein Wunder, dass viele Fans die erste deutsch-israelische Begegnung auf europäischer Klubebene als ganz normal empfinden.

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