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Der Geschäftsführer des Bundesverbands Musikindustrie, Florian Drücke.

© Britta Pedersen/dpa

Bundesverband der Musikindustrie: Gefragter Gesprächspartner

Der deutsche Musikmarkt ist der drittgrößte der Welt. Viel zu tun für jemanden wie den Geschäftsführer des Musikindustrie-Verbands, Florian Drücke. Ein Porträt.

Er ist gut informiert, keine Frage. Florian Drücke, Geschäftsführer des Bundesverbands der Musikindustrie, ist durchaus in der Lage, während eines Interviews noch Textnachrichten zu lesen und zu versenden. Seit zehn Jahren ist der studierte Anwalt schon beim Verband, seit fünf Jahren in der Position als Geschäftsführer. Zum Anzug trägt der hochgewachsene 40-Jährige Turnschuhe, sein Monogramm ist in grünen Lettern eingestickt in den Ärmel seines schneeweißen Hemdes. Auf dem Sideboard in dem lichtdurchfluteten Büro in der Reinhardtstraße steht eine "Echo"-Skulptur neben einer bunten Kinderzeichnung.

Den "Echo" kennen viele, besonders die Pop-Variante. Seit 25 Jahren gibt es die glamouröse Preisverleihung für die erfolgreichsten Künstler der Branche. Sie ist gewissermaßen die glitzernde Spitze der Verbandsarbeit, die Darstellung nach außen. Nicht ganz so viele Musikliebhaber wissen, dass es am Vortag regelmäßig eine Konferenz gibt, mit Wirtschaftsvertretern, Politikern und Repräsentanten der Musikbranche. Aber auch Teilnehmer aus verwandten Branchen sind gern gesehen auf den Podien, zum Beispiel die Spiele-Unternehmen oder die privaten Radios. Das Hauptthema der vergangenen zehn Jahre war natürlich die Digitalisierung. "Wir wollen mitbestimmen, wie der Marktplatz Internet gestaltet wird", sagt Drücke. Nach Jahren des Niedergangs erfreute sich die Branche im vergangenen Jahr zum ersten Mal wieder eines Wachstums von 4,4 Prozent. Dazu waren etliche Hausaufgaben zu machen, auch politische. Der emotionalen Debatte über die Freiheit im Internet musste die politische darüber folgen, wo Wertschöpfung herbeigeführt werden kann und welche ökonomischen Ideen in Europa im Hinblick auf das Internet verfolgt werden.

Das Ziel, das Internet zu "einem positiv aufgeladenen Gesellschaftsraum" zu machen, braucht viele Mitstreiter. Und vor allem braucht es Know-how. Als Rechtsanwalt weiß Florian Drücke, dass in einem Gesetzentwurf "echte Arbeit" drinsteckt, besonders wenn man mit den Fachpolitikern abseits der öffentlichen Emotionen über so heikle Themen wie die Haftung im Internet diskutiert. Es gehe auch darum, wer im Internet welche Verantwortung übernehmen muss.

Die politische Diskussion fokussiert sich nach seinem Gefühl zu sehr auf den schutzlosen Künstler. "Dabei haben große Plattformen zwangsläufig ein ganz anderes Machtpotenzial in Verhandlungen." Wie er die richtigen Gesprächspartner findet? "Als Verband werden wir inzwischen fast angesehen wie eine hoch spezialisierte Agentur." Schließlich ist auch die Politik auf Informationen angewiesen. "Ich bin viel unterwegs bei Hintergrundgesprächen, Anhörungen, politischen Diskussionen. Gremienarbeit ist im Verband auch sehr wichtig."

Nach den USA und Japan ist Deutschland der drittgrößte Musikmarkt der Welt, seit einigen Jahren größer auch als England. Das verlangt nach Öffentlichkeitsarbeit. Aber auch Diplomatie ist gefragt. Die Alarmstimmung, die bei den Gegnern des Freihandelsabkommens mit den USA herrscht, ist Drücke nicht entgangen. Er glaubt, dass man zwar die Risiken abwägen muss, aber eben auch sehen muss, wo die Chancen liegen, wie man sich in seinen Werten gegenseitig hochschaukeln kann. Seine Branche habe keine reduzierte Mehrwertsteuer, könne das Thema deshalb weniger emotional betrachten.

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