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Arztbrief: Gebärmutterentfernung

Unser Experte Garri Tchartchian ist Teamchef des Bereichs Kinderwunschchirurgie und Gebärmuttererkrankungen der Klinik für MIC in Berlin-Zehlendorf. Die Klinik ist das von den niedergelassenen Gynäkologen Berlins für die Durchführung von gynäkologischen Operationen am häufigsten empfohlene Krankenhaus (Ärzteumfrage 2015 von Tagesspiegel und Gesundheitsstadt Berlin).

ERKLÄRUNG Der Gebärmutterkörper besteht aus muskulösem Gewebe, dass innen mit einer Schleimhaut ausgekleidet ist. Beides ist anfällig für krankhafte Veränderungen. „Diese sind in der überwiegenden Mehrheit gutartig“, sagt Garri Tchartchian, Teamchef des Bereichs Kinderwunschchirurgie und Gebärmuttererkrankungen der Klinik für MIC (minimal-invasive Chirurgie) in Berlin-Zehlendorf. Beispiele dafür sind Myome (siehe Seite 47) und Endometriose (siehe Seite 50). Daneben gibt es jedoch auch bösartige Geschwulste, sprich: Gebärmutterkrebs, Gebärmutterhalskrebs (siehe Seite 44), Eierstockkrebs. Bei all diesen krankhaften Veränderungen des Gewebes kann es sinnvoll oder notwendig sein, die Gebärmutter zu entfernen. Wie umfangreich solch eine Operation ausfällt, ist dabei unter anderem vom Stadium der jeweiligen Krankheit abhängig - und von der Familienplanung der Patientin. „Wenn noch ein Kinderwunsch besteht, wird versucht, organerhaltend zu operieren“, sagt Tchartchian. Dann sei meist auch noch eine spätere Schwangerschaft möglich. Bei einer weit fortgeschrittenen Erkrankung kann jedoch eine vollständige Hysterektomie, wie die Gebärmutterentfernung fachsprachlich heißt, die einzige Heilungschance sein. Dies führt zur Unfruchtbarkeit, die Regelblutung bleibt aus. Werden zusätzlich noch die Eierstöcke entfernt, können die Wechseljahre frühzeitig einsetzen. Bundesweit werden jährlich rund 150 000 Hysterektomien vorgenommen, rund 98 Prozent davon wegen gutartiger Erkrankungen.

Die Gebärmutter (Uterus) (1) ist ein birnenförmiges, rund sieben bis neun Zentimeter langes und fünf Zentimeter breites Hohlorgan. Der Gebärmutterkörper (2) besteht aus muskulösem Gewebe, das innen - in der Gebärmutterhöhle (3) - mit einer Schleimhaut ausgekleidet ist. In diese nistet sich eine befruchtete Eizelle ein..
Die Gebärmutter (Uterus) (1) ist ein birnenförmiges, rund sieben bis neun Zentimeter langes und fünf Zentimeter breites Hohlorgan. Der Gebärmutterkörper (2) besteht aus muskulösem Gewebe, das innen - in der Gebärmutterhöhle (3) - mit einer Schleimhaut ausgekleidet ist. In diese nistet sich eine befruchtete Eizelle ein..

© Fabian Bartel

DIAGNOSE Neben körperlichen Untersuchungen können Ärzte gynäkologische Erkrankungen auch mithilfe von Ultraschall, Magnetresonanz- (MRT) und Computertomografien (CT) feststellen. Eine sichere Diagnose ist jedoch häufig nur anhand einer Gewebeprobe möglich, die im Rahmen einer Bauchspiegelung entnommen wird.

THERAPIE Ärzte können eine Gebärmutter konventionell oder minimalinvasiv entfernen. Bei minimalinvasiven Verfahren sind nur kleine Schnitte notwendig, da der Eingriff mit langstieligen Spezialgeräten und unter Kamerakontrolle im Inneren des Körpers stattfindet. „Bei einer offenen Operation ist ein Bauchschnitt von 10 bis 30 Zentimetern notwendig“, sagt Tchartchian. Dieser hinterlasse nicht nur eine große Narbe, sondern erhöhe auch das Infektionsrisiko, verlängere die Heilung und könne durch Verwachsungen zu anhaltenden Schmerzen und Störungen der Darmfunktion führen. Daher werde dieses Verfahren nur in ausgewählten Fällen eingesetzt, beispielsweise bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen. Ein konventionelles Standardverfahren ist dagegen die sogenannte vaginale Hysterektomie. Dabei wird die Gebärmutter durch einen Schnitt in Scheide und Beckenboden entfernt. Studien zufolge sei dieser Eingriff ebenso gut verträglich und komplikationsarm wie minimal-invasive Verfahren. „Dennoch folge ich der Philosophie: Nur so wenig Gewebe wie möglich angreifen“, sagt Tchartchian. Dies ist bei minimal-invasiven Eingriffen der Fall: Die drei bis vier Schnitte, die in die Bauchdecke gesetzt werden, sind nur wenige Millimeter lang. „Durch einen Schnitt am Bauchnabel führen wir die Kamera ein, durch die übrigen unsere Instrumente“, sagt Tchartchian. Über einen Monitor können die Operateure in das Innere des Körpers sehen und darin arbeiten: Sie trennen die Gebärmutter vom umgebenden Gewebe, zerteilen sie in feine Streifen und holen diese durch die kleinen Schnitte aus dem Körper heraus. Die Vorteile eines minimalinvasiven Eingriffs laut Tchartchian: Weniger Schmerzen, ein geringerer Blutverlust und ein kürzerer Krankenhausaufenthalt. Zu den möglichen Risiken zählen Verletzungen anderer Organe oder Infektionen. „Diese betragen jedoch nur ein Drittel der Risiken einer offenen Operation.“ Selbst wenn die Gebärmutter durch Myome extrem vergrößert ist, ist ein minimalinvasiver Eingriff möglich: mithilfe der „Change-Over-Technique“. Dabei operiert der Arzt das Organ nacheinander von der linken und rechten Körperseite und kann so selbst große Gewebemassen durch die kleinen Schnitte entfernen. Bei bösartigen Erkrankungen ist ein minimalinvasives Vorgehen jedoch meist nicht möglich: Die Gebärmutter darf bei der Entfernung nicht zerteilt werden, um keine Krebszellen im Körper zu verteilen.

Die Redaktion des Magazins "Tagesspiegel Kliniken Berlin 2016" hat die Berliner Kliniken, die diese Erkrankung behandeln, verglichen. Dazu wurden die Behandlungszahlen, die Krankenhausempfehlungen der ambulanten Ärzte und die Patientenzufriedenheit in übersichtlichen Tabellen zusammengestellt, um den Patienten die Klinikwahl zu erleichtern. Das Magazin kostet 12,80 Euro und ist erhältlich im Tagesspiegel Shop.

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