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Arztbrief: Schuppenflechte

Unsere Expertin Barbara Hermes ist Chefärztin der Klinik für Dermatologie und Phlebologie am Vivantes Klinikum im Friedrichshain. Die Klinik ist das von den niedergelassenen Hautärzten Berlins für die stationäre Behandlung einer Schuppenflechte am zweithäufigsten empfohlene Krankenhaus (Ärzteumfrage 2015 von Tagesspiegel und Gesundheitsstadt Berlin).

ERKLÄRUNG Die Oberhaut, die unseren Körper bedeckt, erneuert sich ständig. „Innerhalb von rund vier Wochen wandern die Zellen aus der Basalzellschicht im unteren Teil der Oberhaut nach außen, wo sie dann schließlich als verhornte Schuppen abgestoßen werden“, sagt Barbara Hermes, Chefärztin der Klinik für Dermatologie und Phlebologie am Vivantes Klinikum im Friedrichshain. Bei einer Schuppenflechte (Psoriasis) ist die Zellentwicklung gestört. Anstatt binnen vier Wochen durchlaufen die Zellen hier diesen Zyklus innerhalb von nur rund vier bis sieben Tagen. Die Folge: Es entstehen mehr oder weniger dicke schuppige, oft juckende Stellen. In Deutschland leiden rund zwei Prozent der Bevölkerung unter Schuppenflechte, Männer und Frauen sind in etwa gleich häufig betroffen. Bei rund zwanzig Prozent von ihnen entzünden sich neben der Haut auch die Gelenke, Mediziner nennen das eine Arthritis.

Die Krankheit verläuft in Schüben, die mehrere Wochen andauern können, und ist bisher nicht heilbar. Allerdings können ihre Symptome mittlerweile mithilfe von Medikamenten relativ gut behandelt werden.

Unbehandelt führt die Krankheit häufig zu sozialem Rückzug, da sich die Betroffenen für ihre schuppige Haut schämen. Zudem drohen Folgeerkrankungen, beispielsweise haben Patienten mit einer ausgeprägten Schuppenflechte wegen der chronischen Entzündung ihres Körpers ein erhöhtes Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden.

Wichtig: Schuppenflechte ist nicht ansteckend. Das bedeutet: Auch wenn man die entzündeten Hautstellen eines Betroffenen berührt oder Ähnliches, besteht deswegen kein Risiko, auch an Psoriasis zu erkranken.

Bei einer Schuppenflechte ist die Zellentwicklung in der Oberhaut (1) gestört. Dadurch entstehen mehr oder weniger dicke schuppige, oft juckende Stellen. Besonders häufig treten diese am Ellenbogen, an den Knien, entlang der Lendenwirbelsäule, am Kopf und an den Fingernägeln auf.
Bei einer Schuppenflechte ist die Zellentwicklung in der Oberhaut (1) gestört. Dadurch entstehen mehr oder weniger dicke schuppige, oft juckende Stellen. Besonders häufig treten diese am Ellenbogen, an den Knien, entlang der Lendenwirbelsäule, am Kopf und an den Fingernägeln auf.

© Fabian Bartel

SYMPTOME Charakteristisch für Psoriasis sind die sogenannten Plaques: verdickte, schuppige Hautstellen, vor allem am Ellenbogen, an den Knien, entlang der Lendenwirbelsäule, am Kopf und an den Fingernägeln. Löst man die meist silbrigen Schuppen, ist die Haut darunter rot und entzündet. Ist die gesamte Haut eines Patienten rot, sprechen Ärzte von einer Erythrodermie. Von einer mittelschweren bis schweren Schuppenflechte sprechen sie, wenn mehr als zehn Prozent der Hautfläche entzündet sind - wobei ein Prozent einer Handfläche entspricht. Aber auch kleine Stellen können sehr belastend sein, wenn sie deutlich sichtbar sind - zum Beispiel im Gesicht oder an den Händen. Arbeit, Freizeit, Sexualität und Partnerschaft können davon beeinträchtigt sein. Menschen mit schuppigen Handflächen haben durch die Schmerzempfindlichkeit teilweise Probleme, wenn sie auf einer Tastatur tippen. Sind die Füße betroffen, kann das Treten von Fahrradpedalen schmerzen.

URSACHEN „Die Neigung zu Psoriasis ist genetisch bedingt“, sagt Hautärztin Barbara Hermes. Damit die Krankheit dann auch tatsächlich ausbricht, brauche es allerdings einen Auslöser, einen sogenannten Trigger. Dies könne beispielsweise eine Infektion mit Streptokokken sein, oder auch starker Alkoholkonsum. Weitere Risikofaktoren für eine Schuppenflechte sind Rauchen, emotionaler Stress, hormonelle Umstellung - beispielsweise in der Pubertät oder in den Wechseljahren -, Hautverletzungen, bestimmte Medikamente wie beispielsweise Betablocker oder auch klimatische Veränderungen. „Die meisten Betroffenen leiden besonders in den Übergangsjahreszeiten Frühling und Herbst an Psoriasis-Schüben“, sagt Hermes. Infolge einer Schuppenflechte-Erkrankung können zudem weitere Krankheiten auftreten. So leiden beispielsweise Psoriasis-Patienten häufiger als die Allgemeinbevölkerung an Begleiterkrankungen wie Fettleibigkeit, Diabetes oder Fettstoffwechselstörungen.

DIAGNOSE Der erste Anhaltspunkt bei der Diagnose einer Psoriasis ist das meist sehr typische Erscheinungsbild der Haut: die entzündeten schuppigen Plaques. „Allerdings gilt es gelegentlich, eine Schuppenflechte von einer anderen Hautkrankheit wie beispielsweise einer Neurodermitis zu unterscheiden“, sagt Hautärztin Hermes. In unklaren Fällen entnehmen Ärzte daher eine Gewebeprobe, die sie anschließend im Labor untersuchen (Histologie). Die „normale“ und häufigste Form der Schuppenflechte ist die sogenannte Psoriasis vulgaris. Seltener ist die Psoriasis pustulosa, bei der sich Pusteln auf der Haut bilden. Bestehen neben den Hautproblemen auch Gelenkbeschwerden (Arthritis), kann dies auf eine weitere, seltenere Form der Schuppenflechte hindeuten: die Psoriasis arthropathica.

THERAPIE Psoriasis an sich ist als chronische Krankheit nicht heilbar. Dennoch lassen sich ihre Symptome in vielen Fällen gut abmildern - und dadurch auch die sozialen Einschränkungen, die durch das kranke Hautbild entstehen können, verringern. Dafür stehen Ärzten vor allem Medikamente in Form von Salben, die auf die betroffenen Körperstellen aufgetragen werden, zur Verfügung. Einige dieser Salben enthalten beispielsweise Kortison. „Diese helfen zwar meist schnell, können aufgrund möglicher Nebenwirkungen aber nur begrenzt angewendet werden“, sagt Chefärztin Hermes. So würden Kortison-Cremes beispielsweise bei vielen Menschen im Gesicht Rötungen und Pickel verursachen.

Andere Präparate kombinieren Kortison und Substanzen, die dem Vitamin D3 ähneln. „Dadurch wird die gestörte Zellentwicklung in der Oberhaut reguliert, sodass die Zellen weniger schnell als Schuppen abgestoßen werden“, sagt Hermes. Aufgrund dieser Wirkung des „Sonnenhormons“ D3, das der Körper mithilfe von Sonnenlicht selbst bilden kann, hilft bei vielen Patienten eine Therapie mit UV-Licht. Dieses habe zudem weitere positive Effekte auf das Immunsystem, so Hermes. Sich selbst stundenlang ungeschützt in die Sonne legen sollten Psoriasis-Patienten jedoch nicht: Bei der UV-Therapie wird nur ein bestimmtes Spektrum des Lichts genutzt, um die Nebenwirkungen des vollen Sonnenlichts wie Sonnenbrand oder Hautktrebs zu vermeiden.

„Auch eine Klimatherapie, bei der die Haut beispielsweise Meeres- oder Bergluft ausgesetzt wird, hilft vielen Betroffenen“, sagt Dermatologin Hermes. Viele Patienten würden daher ganz bewusst ihre Urlaubsziele nach Orten auswählen, in denen die Luft ihrer Haut besonders guttut.

Zeigen diese Arten der Behandlung keine Wirkung oder treten dabei Unverträglichkeiten auf, können Ärzte noch auf sogenannte Biologica zurückgreifen. „Diese haben in den vergangenen Jahren die Psoriasis-Therapie revolutioniert“, sagt Hermes. Diese Stoffe, die gespritzt werden, hemmen die pro-entzündlichen Botenstoffe im Körper - und können so die immunologischen Entzündungsprozesse in Schach halten. Denn Psoriasis ist eine Autoimmunkrankheit: Das Immunsystem greift die körpereigenen Zellen an und löst so die Entzündungen aus. Allerdings sind die Mittel relativ teuer: Die Behandlung kann mehr als 30 000 Euro im Jahr kosten. Daher werden sie von den Krankenkassen erst dann übernommen, wenn die „gewöhnlichen“ Behandlungsmethoden ohne die gewünschten Erfolge ausgeschöpft sind.

Die Redaktion des Magazins "Tagesspiegel Kliniken Berlin 2016" hat die Berliner Kliniken, die diese Erkrankung behandeln, verglichen. Dazu wurden die Behandlungszahlen, die Krankenhausempfehlungen der ambulanten Ärzte und die Patientenzufriedenheit in übersichtlichen Tabellen zusammengestellt, um den Patienten die Klinikwahl zu erleichtern. Das Magazin kostet 12,80 Euro und ist erhältlich im Tagesspiegel Shop.

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