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Brandenburg: 21-Jährige legte Baby im Kleidercontainer ab

Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Totschlags, beantragt aber keinen Haftbefehl – Mutter bleibt auf freiem Fuß

Fürstenberg. Die Mutter des toten Säuglings von Fürstenwalde ist gefunden. Eine 21-jährige Frau, die in der Stadt lebt, hat das Neugeborene offenbar am Donnerstag in dem Altkleidercontainer abgelegt. Sie wurde nach Hinweisen aus der Nachbarschaft ermittelt und am Freitagabend vernommen. Gegen die Frau wird wegen des Totschlags ermittelt. Sie ist jedoch zumindest vorerst auf freiem Fuß. Da keine Fluchtgefahr bestehe und die Umstände des Todes noch zu unklar seien, verzichtete die Staatsanwaltschaft darauf, Haftbefehl zu beantragen.

Zum Inhalt der Vernehmung machte die Staatsanwaltschaft in Frankfurt (Oder) „aus ermittlungstaktischen Gründen“ zunächst fast keine Angaben. Der Sprecher Ulrich Scherding sprach allerdings gegenüber dem Tagesspiegel von einer schwierigen „Beweislage“. Offenbar stimmen also die Aussagen der jungen Frau nicht mit den ersten Annahmen überein, die die Obduktion des Leichnams ergeben hatte. Nach den Befunden der gerichtsmedizinischen Untersuchung war das Kind „mit hoher Wahrscheinlichkeit noch am Leben“, als es in dem Kleidercontainer abgelegt wurde.

Als Tag der Geburt scheint nun der vergangene Sonntag, der 27. April, festzustehen. Bei den Vernehmungen hat die Mutter angegeben, es dann am Donnerstag in eine Plastiktüte gesteckt und in den Container geworfen zu haben. Nach den Obduktionsergebnissen war das Kind nach der Geburt gesund und lebensfähig. Da es keine Spuren äußerer Gewaltanwendung aufwies, gehen die Ermittler davon aus, dass es verhungert, verdurstet oder erstickt sein muss. Auch in diesem Fall kann der Tatbestand des Totschlags erfüllt sein, da die Mutter gegenüber ihrem Kind eine so genannte Garantenpflicht hat. In einem solchen Fall wiegt eine unterlassene Hilfeleistung schwerer als in anderen Fällen.

Klarheit über den genauen Todeszeitpunkt und über die Todesursache sollen nun weitere Untersuchungen des Leichnams bringen. Wann sie abgeschlossen sein werden, konnte die Staatsanwaltschaft aber am Sonnabend noch nicht sagen. Zurzeit sei noch zu unklar, wann und unter welchen Umständen das Baby zu Tode gekommen ist.

Um die Frau zu schützen, machte die Staatsanwaltschaft keine weiteren Angaben zu ihrer Person, ihren Lebensverhältnissen oder dem Vater des Kindes. Bekannt wurde, dass sie in Fürstenwalde-Nord lebt, also offenbar nicht weit entfernt vom Fundort der Leiche. Geboren wurde das Baby nach Aussage von Ulrich Scherding „nicht in einem Krankenhaus, sondern in einer Wohnung“. Auf die Spur der Mutter war die Polizei am Freitagabend durch Zeugenaussagen aus ihrer Nachbarschaft gekommen. Denen war offenbar aufgefallen, dass die Schwangerschaft beendet war und das Kind fehlte. Ein anderer Anwohner hatte das Kind am Donnerstagabend in dem Container gefunden.

Der Fall hat in Brandenburg eine Diskussion über die Einrichtung von Babyklappen entfacht. Sozialminister Günter Baaske (SPD) sagte am Freitag, dass der Tod des Babys in Fürstenwalde so vielleicht hätte verhindert werden können. Es ist seit dem August des Vorjahres bereits der vierte in Brandenburg tot aufgefundene Säugling. Gegen eine Mutter läuft ein Verfahren, zwei Fälle sind völlig ungeklärt.

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