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Brandenburg: 360 Erfolgserlebnisse im Jahr

Die Aufgabe im äußerlich heruntergekommenen Plattenbau in Frankfurt (Oder) gleicht der Suche nach der berühmten Stecknadel im Heuhaufen. Nur 61 Frauen und Männer kümmern sich in dem Riesengebäude direkt um die Arbeit Suchenden.

Die Aufgabe im äußerlich heruntergekommenen Plattenbau in Frankfurt (Oder) gleicht der Suche nach der berühmten Stecknadel im Heuhaufen. Nur 61 Frauen und Männer kümmern sich in dem Riesengebäude direkt um die Arbeit Suchenden. Insgesamt beschäftigt dieses Arbeitsamt aber 570 Menschen, womit es zu den größten Arbeitgebern der Oderstadt gehört.

Die Leistung dieser 61 Arbeitsvermittler muss dennoch enorm gewesen sein. 22 500 Menschen verschafften sie laut eigener Statistik im vergangenen Jahr einen neuen Job. Pro Kopf wären das also über 360 Erfolgserlebnisse. Dabei gibt es in der Frankfurter Region nur eine Handvoll Großbetriebe. 90 Prozent der Menschen arbeiten in Firmen mit weniger als zehn Beschäftigten. "Das Pensum dieser Angestellten ist tatsächlich beachtlich", sagt Direktor Konrad Tack. "Schließlich stieg die Arbeitslosenzahl in unserem Bereich im Vorjahr um 6000 Menschen, was einem Wachstum um zehn Prozent entspricht."

Bei der Frage, was denn unter einem in der Statistik als "erfolgreiche Vermittlung" verbuchten Fall zu verstehen ist, muss der Direktor erst in seinen Unterlagen nachsehen. Man dürfe gerade in diesen Tagen nichts falsch machen, meint er und liest einen Paragraphen aus dem Sozialgesetzbuch vor. Azubis und Arbeitslose müssten demnach mit einem Arbeitgeber zum Zwecke der Arbeitsaufnahme zusammengeführt werden.

Oft passiere das aber auch ohne "Händchenhalten durch die Arbeitsvermittler", räumt Konrad Tack ein und verweist auf das elektronische Stellenvermittlungssystem. Ein Arbeitsvertrag werde dennoch als Erfolg des Arbeitsamtes gewertet. Schließlich habe es die Stellenanzeige in den Computer aufgenommen.

Ein Aushang im langen Flur des Amtes nennt die Spielregeln für Arbeit Suchende und Jobvermittler: "Das Arbeitsamt hilft Ihnen gerne bei der Suche nach einer neuen Beschäftigung. Wer arbeitslos ist, kann und muss sich aber auch selbst darum bemühen", heißt es. "Ich gucke schon in die Zeitung und suche selber", versichert Ricardo Seewald aus Frankfurt (Oder), ein Stammgast in dem grauen Plattenbaugebäude mit dem weithin sichtbaren roten "A". Bislang haben ihm die Mitarbeiter des Arbeitsamtes noch keine einzige Stelle angeboten. "Ich hab die Schnauze voll", schimpft der 33-Jährige. Die Vorwürfe des Bundesrechnungshofes hält der Arbeitslose für glaubhaft. Danach sollen die Vermittler in fünf Arbeitsämtern - darunter in Frankfurt - weit weniger Stellen besetzt haben als ihre Statistik ausweist. Die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse, die durch die Initiative der Bewerber zustande kamen, soll weitaus höher sein. Zwei Mitarbeiter der Bundesbehörde hatten in Frankfurt 40 Vermittlungsfälle geprüft. Auch die seit Anfang des Jahres arbeitslose Verkäuferin Steffi Schnapp verlässt sich nicht nur auf die staatlichen Stellenvermittler. Sie fuhr nach Nordrhein-Westfalen, um sich dort nach einem neuen Arbeitgeber umzusehen. "Hier findest du ja nischt", meint die 22-Jährige.

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