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Brandenburg: Alleine auf der Wacht

121 Naturwächter gibt es in Brandenburg. Es werden weniger werden, weil kein Geld mehr da ist

Storkow. Sie streifen jährlich mit Tausenden Großstädtern durch die Wildnis, beobachten Tiere und Pflanzen, räumen tonnenweise Müll weg und sind doch in ihrer Existenz stark gefährdet: die Naturwächter in den 14 Brandenburger Großschutzgebieten. 121 Frauen und Männer arbeiten als Landesbedienstete zwischen Prignitz und Niederlausitz noch in den typischen grünen Jacken mit der Naturschutzeule auf dem Ärmel. Aber nun wird das Geld auch für diese Gruppe knapp. „Vor zwei Jahren gab es bei uns noch 132 Stellen“, sagte Jan Brockmann, Leiter der Naturwacht, gestern in Storkow. „Wir rechnen bei der Fortsetzung der Sparlinie bis Ende 2006 nur noch mit 98 Arbeitsplätzen.“

Dabei sei Brandenburg mit der Einstellung der ersten Ranger 1992 Vorbild in ganz Deutschland gewesen, meinte Brockmann. Heute hätten die Nationalparks Bayerischer Wald, Müritz und Harz jeder für sich genommen mehr Naturwächter als Brandenburg insgesamt. Hier käme lediglich ein Naturwächter auf 10 000 Hektar Naturschutzfläche im Spreewald, im unteren Odertal oder in der Schorfheide. Internationale Norm seien 1000 Hektar pro Ranger, wie es noch Anfang der Neunzigerjahre auch in Brandenburg üblich gewesen sei. Auf dieses Verhältnis kommen beispielsweise auch die Niederlande.

Zumindest Agrarminister Wolfgang Birthler (SPD) will für die Belange der Naturwächter in den bevorstehenden Debatten um den Haushalt 2004 kämpfen. „Jeder Ausflügler gibt im Schnitt rund 30 Euro pro Tag aus“, sagte er. „Das sichert Arbeitsplätze auf dem Land. Mit den professionellen Führungen locken wir einfach noch mehr Menschen an.“ Gerade in der Umwelterziehung von Kindern und Jugendlichen seien die Naturwächter fast unverzichtbar.

Derzeit stehen 30 Prozent der Landesfläche Brandenburgs unter Natur- und Landschaftsschutz, ein Prozent gehört zu den Totalreservaten. Allerdings verlangt die EU einen Schutzstatus für weitere Gebiete mit seltener Flora und Fauna. Andernfalls drohen Mittelkürzungen für den Straßenbau oder andere Vorhaben. Brandenburg muss noch mindestens ein Prozent seines noch nicht geschützten Territoriums zu Naturschutzgebieten erklären. „Schon deshalb brauchten wir eigentlich mehr statt weniger Naturwächter“, sagt Birthler. Allerdings sehe er in der Zusammenarbeit mit Forstleuten, Landwirten und ehrenamtlichen Helfern noch viele Reserven.

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