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Brandenburg: Angst vor Isegrimm

Wölfe sollen in der Lausitz einen Strauß gerissen haben. Experten halten das aber für fraglich

Von Sandra Dassler

Bagenz - Für die einen sind sie willkommene Rückkehrer, für andere unberechenbare Räuber: Frei lebende Wölfe bewegen die Gemüter im Süden Brandenburgs. In Bagenz bei Spremberg beklagen die Betreiber einer Straußenfarm, dass ein Wolf am hellen Tag eines ihrer Tiere gerissen habe. Angeblich hatte er „lange zwischen den Bäumen gelauert, dann den hohen Zaun übersprungen und dem 1,20 Meter großen Strauß die Kehle durchgebissen“.

Gesa Kluth vom Wildbiologischen Labor Lupus in Spreewitz hält das für abwegig: „Wölfe lauern nicht am Tage unter Bäumen“, sagt die Wissenschaftlerin, die seit Jahren die Rückkehr der Wölfe in die sächsische und brandenburgische Lausitz begleitet. „Dem toten Strauß fehlte der Kopf, das lässt eher auf einen Fuchs schließen.“ Allerdings könne man die Einwohner nicht von ihrer Überzeugung abbringen, sagt Kluth. „Angeblich ist vorher auf dem Nachbargrundstück ein Pony von einem Wolf in die Nase gebissen worden.“

Aufschluss, welches Tier den Straußenvogel tötete, soll nun eine Untersuchung im Institut für Zoo- und Wildtierforschung Berlin bringen. Hier wird momentan auch der Kadaver eines Tieres begutachtet, das vor fünf Tagen in Peitz überfahren wurde. Ein Jäger hatte es als „älteren Wolf“ identifiziert, später teilte das Umweltministerium mit, es handele sich um einen Hund oder um eine gezüchtete Kreuzung aus Wolf und Hund. „Es war so gepflegt, es muss ein Haustier gewesen sein“, sagt Gesa Kluth.

Während in der sächsischen Lausitz bereits drei Wolfsrudel leben, hat sich erst vor zwei Jahren ein Paar in Brandenburg, in der Zschornoer Heide bei Spremberg angesiedelt. Ob es erfolgreich Welpen aufzog, ist noch fraglich. Mindestens ein Wolf lebt offenbar in der Lieberoser Heide nördlich von Peitz.

Um gewerbsmäßige Tierhalter wie Schäfer vor Schäden durch Wölfe zu schützen, fördert das Land die Anschaffung von Herdenschutzhunden und die Errichtung spezieller Zäune, sagt der Sprecher des Umweltministeriums, Jens-Uwe Schade. Der Präsident des Landesumweltamtes, Matthias Freude, hält Angst vor Wölfen für unbegründet, nimmt sie aber ernst: „Wenn wir einen Schadwolf haben, der beispielsweise ständig Hühnerställe heimsucht, werden wir ihn aus dem Verkehr ziehen“, sagt er: „Schon, um das Zusammenleben der Menschen mit anderen Wölfen nicht zu gefährden.“

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