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Brandenburg: Anzeige gegen Ermyas M.

Die Verteidiger der Angeklagten werfen dem Deutschäthiopier Verleumdung vor

Von Frank Jansen

Potsdam - Im Ermyas-Prozess wird der Ton rau. Die Verteidiger der beiden Angeklagten haben gestern im Potsdamer Landgericht verkündet, sie hätten im Namen ihrer Mandanten Strafanzeige gegen Ermyas M. erstattet. Nach Ansicht der drei Rechtsanwälte besteht der Verdacht, der Deutschäthiopier habe die Angeklagten Björn L. und Thomas M. verleumdet und sie einer falschen Verdächtigung ausgesetzt. Ermyas M. hatte zu Beginn des Prozesses im Februar in einer Fernsehsendung angedeutet, Björn L. und Thomas M. könnten die Täter sein.

Im Prozess selbst sagte Ermyas M. jedoch nur, er könne sich an den Tatablauf nicht mehr erinnern. Der Deutschäthiopier war in der Nacht zum 16. April 2006 in Potsdam durch einen Schlag gegen den Kopf lebensgefährlich verletzt worden. Die Beschuldigten haben jede Beteiligung an der Tat bestritten.

Rechtsanwalt Karsten Beckmann erwähnte die Strafanzeige in einer Erklärung, die er gestern vortrug. Vorwürfe gab es nicht nur gegen Ermyas M., seinen Anwalt und die Presse; auch die Vertreter der Anklage mussten sich harsche Worte anhören. Beckmann hielt der Staatsanwaltschaft vor, es sei ihr niemals in den Sinn gekommen, „dass Sie möglicherweise gegen die falschen Personen ermitteln“. Oberstaatsanwalt Rüdiger Falch nannte die Vorwürfe „daneben“.

Die gestrigen Zeugenaussagen konnten zur Klärung des Tatablaufs nicht viel beitragen. Ein Polizist sagte, ein in Frankfurt (Oder) inhaftierter Mann habe bei einer neuen Befragung alte Angaben über Björn L. bekräftigt. Der Häftling hatte ausgesagt, L. habe in Untersuchungshaft behauptet, „hätte ich mal richtig zugetreten, hätte ich jetzt nicht solche Probleme“. Vor Gericht wollte der Mann sich jedoch nicht äußern. Die Strafkammer verhängte Beugehaft.

Der Prozess wird vermutlich im Mai enden. Nach dem bisherigen Zeitplan der Strafkammer soll am 4. Mai das Urteil verkündet werden.

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