zum Hauptinhalt

Brandenburg: Arabische Heilstätten

In Nauen plant ein Investor aus dem nahen Osten ein Reha-Zentrum für muslimische Kriegsopfer

Von Matthias Matern

Nauen - Fernab vom Schrecken des Krieges in der Heimat sollen sich künftig zivile Opfer aus Afghanistan und dem Irak im Havelland erholen. Auf einem rund fünf Hektar großen Grundstück in Nauen will ein namentlich nicht benannter Investor aus dem arabischen Raum ein Rehabilitationszentrum für Kriegsgeschädigte errichten. „Die Vorverträge sind unterzeichnet“, bestätigt Gary Koch, Mitgesellschafter der Arendt Service aus Nauen, in deren Besitz sich das Areal unweit des Rathauses befindet. Bis Ende der 90er Jahre diente das Grundstück der Lebensmittelkette Edeka als Zentrallager für Berlin und Brandenburg.

Entstanden sei der Kontakt zu dem Investor über Beziehungen seiner Firma zu Botschaften im Nahen Osten, so Koch. Neben dem Bau des Erholungszentrums sei eine Zusammenarbeit mit der benachbarten Havellandklinik geplant. „Dort könnten Verletzungen behandelt werden“, sagt er. Erste Kontakte zur Klinikleitung seien geknüpft. Auch ein Gebetsraum für die islamischen Kriegsopfer und Platz für Schulunterricht sollen geschaffen werden. Dem Investor gehe es vor allem um betroffene Kinder aus den Krisengebieten, so der Mitgesellschafter der Immobilien- und Dienstleistungsfirma. „Nach der Genesung sollen die Patienten in ihre Heimat zurückkehren.“

Wer hinter dem Vorhaben steht, bleibt weiterhin unbekannt. „Über Kaufsumme, Inhalt der Planung und Namen des Käufers haben wir Stillschweigen vereinbart“, sagt Gary Koch. „Nur so viel: Es handelt sich um einen finanzkräftigen Investor von internationaler Bedeutung.“ Beim Abschluss der Vorverträge sei dieser von seinem Treuhänder Mohammad-Arif Banori von der Yavuz-Sultan-Selim-Gemeinschaft aus Pakistan vertreten worden. Benannt ist die Gemeinschaft nach dem osmanischen Sultan Selim I., genannt Yavuz (der Gestrenge). Der streng gläubige Sunnit erweiterte Anfang des 16. Jahrhunderts durch zahlreiche Feldzüge das Osmanische Reich um mehr das Doppelte seiner Fläche.

Der Investor selbst aber habe mit dem Gemeinschaft nichts zu tun, sagt Koch. „Eigentlich wollten wir das Projekt erst der Öffentlichkeit vorstellen, wenn das Konzept fertig ist“, so Koch. Vorab verbreitete Informationen hatten bereits zu zahlreichen Protesten geführt. Nauens Bürgermeister Detlef Fleischmann (SPD) bemängelt diese Informationspolitik. Bei so viel Geheimniskrämerei sei Misstrauen kein Wunder. Er selbst habe von den Plänen erst durch Medien erfahren. Nach Bekanntwerden des Projekts machten Gerüchte von einer geplanten Moschee mit Minarett und Muezzin oder einer Koranschule die Runde. „Das ist Unsinn“, sagt Koch. Der Investor habe in den USA studiert und sei prowestlich eingestellt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false