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Brandenburg: Asylbewerberheim Rathenow: Integration wird im Wald nicht mehr erwartet

Die Ordnungsbehörde habe einen entsprechenden Antrag für ein Heim in Alt Brieselang zurück gezogen, sagte Petra Müller vom Landkreis Havelland am Montag auf Anfrage in Rathenow. Damit bleibt unklar, wohin rund 100 Asylbewerber aus dem Wohnheim Heidefeld in Rathenow umgesiedelt werden.

Die Ordnungsbehörde habe einen entsprechenden Antrag für ein Heim in Alt Brieselang zurück gezogen, sagte Petra Müller vom Landkreis Havelland am Montag auf Anfrage in Rathenow. Damit bleibt unklar, wohin rund 100 Asylbewerber aus dem Wohnheim Heidefeld in Rathenow umgesiedelt werden. Ein bisher als Monteursunterkunft und Pension genutztes Objekt in dem von der Stadt Falkensee 7,5 Kilometer entfernten Ortsteil Alt Brieselang gilt hierfür als Favorit. Doch die für gestern geplante Vorentscheidung durch den havelländischen Kreisausschuss hat die Verwaltung von der Tagesordnung genommen. "Die Entscheidung wird bis zur Kreistagssitzung in vier Wochen verschoben", sagte Ordnungsdezernent Henning Kellner nach einem Gespräch mit Anwohnern und betroffenen Asylsuchenden im Alt Brieselanger Dorfkrug.

Kellner war mit Manfred Lendt, Ordnungsamtsleiter des Landkreises Havelland, einer Einladung der Bürger zu einem Vor-Ort-Gespräch gefolgt, nachdem bekannt geworden war, dass es zu dem Objekt mitten im Wald ohne ausreichende infrastrukturelle Anbindung - selbst eine zentrale Wasserversorgung und eine Kanalisation fehlen - keine bezahlbaren Alternativen gibt. Der Standort in Alt Brieselang sei nur von Menschen als günstig einzuschätzen, welche die Asylsuchenden schon während ihres Aufenthaltes innerhalb Deutschlands "abschieben" wollen, argumentieren die 15 Anwohner des Falkenseer Mini-Vorortes. Manfred Lendt konterte kurz und bündig: "Integration erwartet niemand von ihnen." Die dürfte auch fast unmöglich sein: Im Wald sollen nur Junggesellen untergebracht werden, währen die asylsuchenden Familien in Rathenow bleiben sollen. 150 Menschen sollen innerhalb Rathenows in das bereits von Asylbewerbern bewohnte zweite Heim im Birkenweg umziehen. Der Sprecher der Rathenower Asylbewerber im Birkenweg, Christopher Nsoh, kritisierte die geplante Verlegung. Das Heim sei 7,5 Kilometer von dem nächsten Ort entfernt und liege sehr isoliert. Zudem hätten die Bewohner bislang "sehr unfreundlich" auf die Pläne des Landkreises reagiert. Nsoh kündigte an, dass die Asylbewerber am 29. September in Potsdam gegen die geplante Verlegung demonstrieren wollen.

Henning Kellner betonte, dass auch er lieber ein Gebäude in zentraler Lage sehen würde. "Um ein geeignetes Objekt zu finden, haben wir mit allen Amtsdirektoren und Bürgermeistern gesprochen." Von den sechs Bewerbungen auf die Ausschreibung erfülle das Objekt in Alt Brieselang die Bedingungen auf jeden Fall. "Die Bürger hier sind gut," sagt der Westafrikaner Maman Aboubacar, "aber dieser Ort gibt uns keinerlei Sicherheit. Wir wollen uns frei bewegen und uns nicht umgeben von Wald einsperren lassen." Er bezeichnete das Verfahren der Verwaltung als überhastet: "In Hektik, wenn die Uhr tickt, ist es schwerer für alle Beteiligten, gute Lösungen zu finden. Wir haben das Gefühl, dass uns die Behörden absichtlich weh tun wollen."

Dorothea Flechsig

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