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Brandenburg: Auch beim Sängerfest flog ein Ei in Richtung Kanzler Doch nicht einmal ein gequetschter Daumen verdarb Gerhard Schröder in Finsterwalde die Laune

Finsterwalde Gegner von Kanzler Schröder und seiner Politik hätten sich in Finsterwalde gestern mit schwarzen Frack und Zylinder verkleiden müssen. Nur so wären sie unerkannt mit ihren Plakaten, Spruchbändern oder Megaphonen an den Polizeisperren vorbeigekommen.

Finsterwalde Gegner von Kanzler Schröder und seiner Politik hätten sich in Finsterwalde gestern mit schwarzen Frack und Zylinder verkleiden müssen. Nur so wären sie unerkannt mit ihren Plakaten, Spruchbändern oder Megaphonen an den Polizeisperren vorbeigekommen. So aber konnte der Kanzler sicher sein, bei seinem Blick von der Bühne auf keine störenden Sprüche wie am Dienstag in Wittenberge zu stoßen. Die Sicherheitskräfte ließen zur Eröffnung des 50. Sängerfestes der 20 000 Einwohner zählenden Stadt in der Niederlausitz nur Besucher nach eingehender Leibesvisitation und Kontrolle der Taschen auf den Marktplatz vor der Bühne. Lediglich bei den Finsterwalder Sängern im Frack machte die Polizei eine Ausnahme.

Das Konzept ging schließlich auf. Denn ein aus den hinteren Reihen der Zuschauer beim Erscheinen von Schröder geworfenes Ei verfehlte die Bühne. Es traf statt dessen Besucher. Die Entfernung war mit mehr als 50 Metern auch zu groß. Nach Polizeiangaben handelt es sich bei dem Eierwerfer um einen 17-Jährigen. In dem hinteren Bereich des Marktplatzes hatte die Polizei keine Kontrollen vorgenommen.

Schüler aus Finsterwalde drängelten sich mit einer großen Puppe aus Pappe und Stroh nach vorn. Das Gesicht trug einen Baby-Schnuller im Mund. Als die Puppe ihre Arme öffnete, wurde der Spruch „Gerechtigkeit“ sichtbar. Mehrmals wurden die Reden und Gesänge durch Trillerpfeifen gestört. Schröder reagierte auf die Störer nicht und versuchte, sich als gutgelaunter Ehrengast des Sängerfestes darzustellen. Deutschland brauche Menschen, die sowohl arbeiten als auch feiern könnten, sagte er zu den 4000 Zuschauern. Es sei wichtig, dass sich die Städte so präsentieren, dass Investoren gern hierher kämen. „Die Probleme, die es zweifellos gibt, können nur mit der Kraft aller gelöst werden“, rief er den Massen zu. In Finsterwalde aber ist von dieser Aufgabe jeder Vierte unfreiwillig ausgeschlossen. Die offizielle Arbeitslosenquote schwankte in diesem Jahr stets zwischen 22 und 25 Prozent und liegt damit selbst im Brandenburger Vergleich in der Spitzengruppe.

Vielleicht forderte gerade deshalb der Kanzler die Einwohner auf, „bei diesem wunderbaren Fest richtig zu feiern“. Er selbst entschloss sich zum Faßanstich. Dabei quetschte er sich zwar den Daumen ein, aber beim gemeinsamen Singen des Gassenhauers „Wir sind die Sänger von Finsterwalde, wir leben und sterben für den Gesang“ waren die Schmerzen offensichtlich schon wieder vergessen.

Im Vorfeld des Sängerfestes hatte es heftige Diskussionen um die Sicherheit des Kanzlers gegeben. Am Freitag hatte sich Schröder entschieden, gegen eine Frau, die in Wittenberge mit einem Ei nach ihm und Platzeck geworfen hatte, keine Strafanzeige zu erstatten.

Am gestrigen Nachmittag war es bei einer SPD-Wahlkampfkundgebung mit Platzeck in Senftenberg zu „massiven Störungen“ mit Trillerpfeifen gekommen. Auch dabei sei mit einem Ei in Platzecks Richtung geworfen worden, sagte der Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Ingo Decker, der Nachrichtenagentur ddp.

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